Themen: ,

Ich war in „The Cove“


Gestern habe ich mir „The Cove – Die Bucht“ angesehen. Das Kino war mit insgesamt 5 Besuchern zwar fast leer, aber der Film wurde (zum Glück) trotzdem vorgeführt.

Was habe ich gesehen, erfahren und gefühlt?

Bevor ich ins Kino ging, war ich zunächst einmal entsetzt, als ich die Altersempfehlung „ab 6“ gelesen habe. Meiner Meinung nach ein Unding bei dieser Thematik … Deswegen haben mein Mann und ich uns bereits an verschiedene verantwortliche Stellen gewandt.

Aber nun zum Film im Einzelnen:

fotoid

Vor allem Streifendelfine werden von den Fischern getötet. (Foto: Rüdiger Hengl)

Längst Vergangenes lebt wieder auf
Es wurden sehr viele Sachverhalte aus längst vergangenen Zeiten gebracht. So spielte die Flipper-Serie von 1964 eine große Rolle, der Tod von Kathy (Ric O’Barrys Lieblingsdelfin, der Anfang der Siebzigerjahre in seinen Armen starb), die Minamata-Krankheit, die 1956 in einer Stadt in Japan ausgebrochen ist, da Quecksilber ins Abwasser gelangte.

In „The Cove“ werden Szenen gezeigt, wie die Delfine, die später Flipper verkörperten, von Ric O’Barry eingefangen wurden. Er berichtet, dass es damals noch kein „Handbuch“ über das Training von Delfinen gab, sondern nur das Drehbuch für den Flipper-Film. Er musste sich also immer selbst ausdenken, wie er die Tiere dazu brachte, von A nach B zu schwimmen oder Gegenstände vom Meeresgrund zu holen usw. Es wird auch gesagt, dass die Delfine früher wie Fliegen in den Betonbecken starben.

Schockierende Szenen
Erwartungsgemäß schrecklich waren die Bilder von Delfinen, die von japanischen Fischern abgestochen wurden. Es handelte sich dabei übrigens fast ausschließlich um Streifendelfine, was im Film jedoch nicht gesagt wurde.

Man sah einen Delfin (ich glaube, in diesem Fall war es ein Großer Tümmler), wie er blutend noch über ein paar Absperrungen gelangt und dann nicht mehr auftaucht, oder wie ein Delfin aus Verzweiflung gegen eine Felswand springt … Ganz schlimm!!!
Schockierend war auch zu erfahren, dass eine Mitstreiterin von Ric O’Barry beim Versuch, den russischen Delfinhandel zu unterbinden, vor vielen Jahren ermordet wurde.

Spiegeltest
Überrascht war ich über eine Filmsequenz, in der die Haltung von Delfinen einmal nicht schlecht wegkam. Dort wurden Delfine gezeigt, die ihr Spiegelbild erkannten. Mit dem Spiegeltest wurde bewiesen, dass Große Tümmler intelligente Tiere sind und dass sie über ein Selbstbewusstsein verfügen. Machen also manche Delfinarien doch einen Sinn, wenn es darum geht, eine Tierart besser zu verstehen?

Spannung
Spannend waren die Vorbereitungen der Film-Crew in der „kleinen Stadt mit dem echt großen Geheimnis“. Unter äußerst schwierigen Bedingungen musste das Team die präparierten Kameras installieren. Immer wieder wurden Louie Psihoyos sowie Ric O’Barry von verdeckten Ermittlern befragt und verfolgt.

Komik
Auch zum Schmunzeln gab es Einiges. Zum Beispiel, wenn der Regisseur Louie Psihoyos sagt: „Wissen Sie, ich bin um die halbe Welt gereist. Jetzt sitze ich im Auto mit einem Paranoiden.“ Gemeint ist Ric O’Barry, der mit einer Maske vor dem Mund dem Filmemacher erklärt, wie gefährlich Taiji ist.
Komik kommt außerdem auf, wenn immer wieder der gleiche japanische Mann mit seinem Camcorder in der Hand auftritt und in die Kamera brüllt: „Private Space!“ Diesem Ausruf verdankt er dann auch seinen Spitznamen, der im Film noch öfters eine Rolle spielt.

Mutig
Beeindruckend war Ric O’Barrys Mut, mit einem umgeschnallten Bildschirm in die Versammlung der IWC zu dringen und dort Szenen vom größten Delfin-Schlachten der Welt zu zeigen.

Vorwürfe
Es gibt im Film Vorwürfe gegen Tierschutzorganisationen, wie Greenpeace und WWF, die das Schlachten nicht unterbinden konnten oder nichts dafür tun. Ric O’Barrys Folgeschluss: „Alle sozialen Veränderungen entstehen ausschließlich durch das Engagement einzelner.“ Auch der wohl bekannteste Walschützer Paul Watson kommt zu Wort.

Die IWC, die ja eigentlich zum Schutz der Wale da ist, wird als zahnlose Organisation vorgestellt, in der es keine Demokratie gibt. Japan kauft sich die Pro-Walfang-Stimmen einfach ein.

Menschenfreunde
Es gibt wunderschöne Szenen mit frei lebenden Delfinen (vor allem Fleckendelfinen). Die Weltmeisterin im Apnoe-Tauchen – Mandy-Rae Cruickshank – kommentiert einen Filmausschnitt, in dem gezeigt wird, wie bei einem ihrer Unterwasserausflüge ein Delfin ihr den Bauch entgegenstreckt, damit sie ihn streicheln sollte. Ein Surfer berichtet, wie er von einem Delfin gerettet wurde, weil dieser in seiner Nähe einen gefährlichen Tigerhai attackierte. Beide sagen, dass es eine Verbindung zwischen der Spezies Mensch und der Spezies Delfin gäbe …

Gift
Sehr viel Raum wird dem Problem Überfischung und „Quecksilber“ gegeben. 2.000 ppm Quecksilber wurden im Delfin-Fleisch festgestellt. Als unbedenklich gilt ein Bruchteil davon, nämlich 0,4 ppm. Der Zuschauer erfährt, dass Delfin-Fleisch als Fleisch von Großwalen verkauft wird, da dieses beliebter ist bei den Japanern.

Ich könnte noch vieles mehr schreiben, aber ich möchte den Leser auch nicht zu sehr ermüden. Deshalb: Des langen Kommentars kurzer Sinn: Geht in den Film – aber nicht mit Kindern!

6 Kommentare

  1. Ich habe den Film gesehen, er geht schon unter die Haut und hatte einige schlaflose Nächte. Ich denke jedoch dass es genau diese Bilder braucht um den Menschen mal zu zeigen wie grausam es zu und her geht. Und was wir unseren Tieren dieser Erde antun. Ist für mich so eine art Spiegel unseres Tuns. Auch finde ich es gut, dass der Film im Fernsehen gezeigt wird. Meiner Meinung nach wird noch viel zu viel totgeswchwiegen. Gottseidank leben wir im Zeitalter von Internet und so ist es möglich alles viel schneller zu verbreiten und die Leute auch in den hintersten Winkel dieser Erde aufzuklären. Vielleicht ist diese Information ja die einzige Strategie die Menschen in ihrem Tun aufzuklären. Also Leute informiert Euch und protestiert gegen diesen und weiteren Schwachsinn. Wir haben es in der Hand was aus unserem Planeten wird. Alles Gute für die Zukunft wünscht Edith

    geschrieben von Edith
  2. THE COVE (Die Bucht) hat den Oscar für den besten Dokumentarfilm erhalten! GRATULATION!!! Siehe auch unter News vom 8. März 2010.

    geschrieben von Susanne
  3. Ich würde ja so gerne mal diesen Film sehen,doch sorge mich zu sehr darum, dass mich diese Japan-szenen zu sehr mitnehmen

    geschrieben von Martin
  4. Inzwischen habe ich von der FSK-Stelle (Freiwillige Selbstkontrolle-Stelle) eine Antwort auf meine Bedenken, den Film ab 6 freizugeben, erhalten.

    Frau Lohse erklärt mir in ihrer Mail, dass der Film durchaus ab 6 geeignet sei, unter anderem damit, dass "zahllose Informationen über die Sprachebene vermittelt werden, während die Bildebene zurückhaltend gestaltet ist, die (versteckte) Kamera nicht nah auf das Leid der Tiere draufhält". Außerdem sei mit der Altersfreigabe keine pädagogische Empfehlung oder ästhetische Bewertung verbunden.

    Ich bin da nach wie vor anderer Meinung. Selbst erwachsene Zuschauer sind vom Leid der Tiere, das in diesem Film gezeigt wird, geschockt (siehe oben mein Kommentar zum Film). Außerdem stellen die "zahllosen Informationen, die über die Sprachebene vermittelt werden" eine überforderung für Grundschulkinder dar.

    geschrieben von Susanne
  5. Hai,

    ich weiss auch noch nicht ob ich den Mumm habe mir den Film im Kino anzuschauen. Obwohl, ich hab in den letzten Wochen so viel gelesen und erfahren und dabei oft Rotz und Wasser geheult über das was Menschen diesen Tieren antun, da kommt es sicher auf ein paar Tränen mehr auch nicht mehr an.

    Dass die Kinos fast leer sind hab ich schon öfter gelesen, entweder es geht den meisten wie mir oder der typisch Deutsche resigniert lieber.

    sG

    Tom

    geschrieben von Tom
  6. hi,

    wow das hört sich ja krass an.

    hab ich mir auch gedacht dass es ein bunter mix wird.

    aber das mit den kindern.

    himmel, das bringt selbst mir albträume. richtig gesagt.

    die beschreibungen klingen hart und richtig wie ein spannender film.

    ich war auch schockiert, wie ich andere aufnahmen gesehen habe, von delfinschlachten dort. es waren blau-weiße delfine.

    vielleicht ist das die selbe art, die oben erwähnt ist, aber die sind so super selten.

    das tut richtig weh zu sehen,

    ich weiß noch nicht genau, ob ich den mut aufbringe, rein zu gehen.

    aber ich werde es versucht.

    ach ja, eine sehr gute freundin von mir hat einen comic zu meiner story über das schlachten in japan gezeichnet.

    der link ist hier:

    http://yaka-star.deviantart.com/art/The-Cove-Seit

    vielleicht rüttelt das ein paar mehr auf. ich hoffe es zumindest

    geschrieben von alexandra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert