Berichte, Biologen-Blog

Appell an alle Tierfreunde


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Gerade der Lerneffekt durch die direkte Begegnung von Mensch und Tier ist für den modernen Artenschutz unverzichtbar.
(Foto: Benjamin Schulz)

Appell an Tierrechtsunterstützer

Deshalb möchte ich mich jetzt einmal direkt an alle Tierrechtsunterstützer wenden:

Ich weiß genau, dass ihr euch um Tiere sorgt und kümmert und ich respektiere eure Meinung. Aber so, wie ihr vorgeht, werdet ihr keinem einzigen Tier helfen. Ihr werdet nichts erreichen. Egal wie viele Tausend Ausrufezeichen und großgeschriebene Kommentare ihr auf Facebook auch postet. Sie ändern nichts an der Misere der Tiere.

Lasst euch nicht für dumm verkaufen von einigen Leuten, die eure Leidenschaft ausnutzen und euch falsche Hoffnungen machen.

Diejenigen (dabei denke ich vor allem an wissenschaftlich geführte Zoos), gegen die eure Antreiber lautstark hetzen, sind eure wahren Verbündeten im Kampf für Tiere.

Höchst komplexe Themen

Wissen und Erfahrung werden benötigt. Die Rettung der Tiere und die Arterhaltung können nicht mit Schwarz-Weiß-Malerei gelingen. Es sind höchst komplexe Themen. Es gibt keine einfachen Lösungen.

Wie geht man mit gestrandetem Delfin um?
(Foto: Philipp J. Kroiß)

Deshalb brauchen wir jeden Tierfreund auf der Welt. Verschwendet eure Leidenschaft nicht für leere Parolen im Namen geldgieriger Unternehmer bzw. die Medien-Aufmerksamkeit liebender Selbstdarsteller, denn nichts anderes sind eure angeblichen Vorbilder.

Um Tiere zu retten, müsst ihr einen ganz anderen Weg einschlagen: alle Aspekte kennenlernen, mit allen Seiten diskutieren, analysieren, Lösungen gemeinsam erarbeiten. Nur so geht es.

Das verlangt Kraft, Engagement und Ausdauer. Vielleicht schafft das nicht jeder. Aber man muss sich deshalb nicht selbst betrügen und denken, man könnte Tieren helfen, indem man undurchsichtigen Organisationen spendet oder gemeine Kommentare in den sozialen Medien postet.

Vermenschlichung wird keinem Tier gerecht

Um Tieren helfen zu können, müsst ihr euch in ihre Lage hineinversetzen können. Und das bedeutet nicht, dass ihr euch vorstellt, in der Lage der Tiere zu sein. Vermenschlichung wird keinem Tier gerecht. Es schadet ihnen.

Stattdessen müsst ihr euch vorstellen können, selbst ein Tier zu sein!

Schweinswal
(Foto: Michael Hillmann)

Um wirklich wissen zu können, was ein Tier braucht, wie es lebt, wie es fühlt, welche Bedürfnisse es hat, müsst ihr euch Wissen aneignen.

Das bekommt ihr teilweise über verschiedene Medien wie Fachbücher oder Dokumentationen vermittelt sowie in Gesprächen mit Experten (zu denen ich beispielsweise Tierpfleger, Veterinäre, Biologie-Studenten, Doktoranden usw. zähle).

Mit Tieren beschäftigen

Außerdem müsst ihr euch selbst mit den Tieren beschäftigen, die ihr schützen wollt.

Das könnt ihr zum Beispiel in öffentlichen Einrichtungen, die um die Mitarbeit von Tierfreunden bitten und im Gegenzug viele wissenschaftlich fundierte Informationen über eine Tierart vermitteln.

Ich denke zum Beispiel an das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund. Hier werden alle Schweinswal-Sichtungen gebündelt und für Schutzaktivitäten genutzt.

Auf der Website werden Online-Formulare angeboten, in die man seine Sichtungen eintragen kann.

Sobald man sich selbst mit einem Tier auseinandersetzt, wird man mit der Zeit über dessen Bedürfnisse immer besser Bescheid wissen.

Vogelkundler tauschen sich aus

Ein anderes Beispiel ist der LBV, der zweimal im Jahr eine Stunde der Gartenvögel veranstaltet, bei der jeder mitmachen kann. In dieser Stunde, in der man Vögel zählt, setzt man sich direkt mit Tieren auseinander und kann im Internet mitverfolgen, was andere „Vogelkundler“ erlebt haben.

Spatz an der Delfin-Lagune (Foto: Susanne Gugeler)

Begegnung mit Delfinen

Will man sich für den Delfinschutz engagieren, so kann man ein Praktikum machen bei einer unter wissenschaftlicher Leitung stehenden Organisation. Im Linkverzeichnis der Meeresakrobaten kann man hier fündig werden.

Ein Beispiel von vielen ist das Bottlenose Dolphin Research Institut in Spanien.

Aber auch in den Delfine haltenden Zoos (Nürnberg und Duisburg) lernt man in der direkten Auseinandersetzung mit Delfinen sehr viel.

In kleinen Gruppen kann man an einer Begegnung mit Delfinen teilnehmen, dabei die Großen Tümmler kennenlernen und deren Betreuern „Löcher in den Bauch fragen“.

Tierrechtler fordern, den Tieren das Fortpflanzungsrecht zu nehmen

Eure Antreiber machen dies nicht. Sie fordern Dinge, die Tieren unter Umständen schaden würden.

Niemand, der Tiere wirklich kennt, würde nämlich fordern, ihnen das Recht auf Fortpflanzung zu nehmen, wie es die Zoogegner so gerne tun. Für das Recht auf Freiheit ein anderes einfach opfern? Ist es das, was ihr wirklich wollt? Ist das im Sinne der Tiere?

Aber auch mit anders denkenden Menschen und Kulturen sollte sich jemand, der Tieren wirklich helfen will, beschäftigen. Denn Shitstorm und beleidigende Kommentare im sozialen Netzwerk werden keinen vermeintlichen Tierquäler dazu bringen, Tiere besser zu behandeln.

Färöer Inseln
(Foto: Project Blue Sea)

Hass gegen Menschen führt nicht zum Ziel

Glaubt ihr dass der Boykott von ein paar kleinen Rockkonzerten ein ganzes Volk davon abhalten wird, Grindwale zu schlachten? Oder wird dadurch vielleicht sogar die Wut auf der anderen Seite geboren? Wird dadurch die Tradition noch tiefer verwurzelt? Die Opfer eventuell noch brutaler behandelt?

Was ihr tun müsst, ist anderen Menschen eure Liebe für die Tiere zu zeigen, nicht euren Hass den Menschen gegenüber.

Amateurhaftes Verhalten einer Forscherin

Glaubt ihr weiterhin tatsächlich, dass eine alle Regeln brechende „Forscherin“ und Tierrechtlerin dem großen Erfahrungsschatz aller Zoos und Tierärzte Wertvolleres entgegensetzen kann?

Ich spiele hier auf Ingrid Visser an, die einem hilflosen Orca so schrecklich amateurhaft zu Tode „geholfen“ hat.

Glaubt ihr dieser Frau, die im Gegenzug gegen Pfleger und Tierärzte hetzt? Jene, welche mit Liebe und harter Arbeit einem anderen Tier das Leben gerettet haben?

Ist so eine Frau für euch echt ein Vorbild? Jemand, der selbst auf dem Gebiet Tierrettung nichts geleistet hat, aber andere für ihre Leistungen kritisiert?

Amateurhaftes Vorhaben eines hauptberuflichen Steuerberaters

Würdet ihr einer Organisation euer Vertrauen schenken, deren Geschäftsführer schon einen Delfintransport von Duisburg nach Nürnberg abfällig als Karussell bezeichnet, aber selbst diese Delfine bis nach Ägypten karren will, um dort in einem Land mit quasi nicht existierenden Vorschriften und Kontrollen in der Tierhaltung sein eigenes Delfinarium zu eröffnen?

Einem Mann, der zudem hierzulande die im internationalen Vergleich sehr strengen Regeln ständig als unzureichend schimpft und den Behörden bei abweichender Haltung gegenüber seinen Einwürfen vorwirft, Vorwürfe unter den Tisch zu kehren und Missstände in den Delfinarien zu decken?

Abtauchender Orca
(Foto: Rüdiger Hengl)

Das ist genauso wenig glaubwürdig wie die Behauptung, man wüsste als hauptberuflicher Steuerberater genug über Meeressäuger, um genau zu wissen, was diese zum Leben brauchen.

Auf den ersten Blick ist dieses Verhalten vielleicht „nur“ anmaßend und überheblich, doch die Tiere werden schnell zu Opfern solch amateurhafter Vorhaben.

Dieses Projekt ist natürlich nur ein Beispiel unter vielen.

Aber wenn dort für die Auswilderung von Tieren geworben wird, obwohl von vornherein hätte klar sein müssen, dass es weltweit gar keine Tiere gibt, die dort in die Wildbahn gehören, dann muss jeder Tierfreund skeptisch werden und sich fragen, ob es nicht besser wäre, noch woanders darüber zusätzliche Informationen zu bekommen.

Hier gut, dort schlecht?

Ist die Welt tatsächlich so einfach? Oder wird sie nur einfach gemacht von den Leuten, denen ihr vertraut?

Lasst euch nicht ausnutzen, fangt an, selbstständig zu denken. Informiert euch überall, lasst euch nicht monopolisieren und auch nicht manipulieren. Seid freie Menschen mit freier Meinung. Entwickelt euch selbst, lasst euch nicht entwickeln. Dafür seid ihr viel zu wertvoll für den Tierschutz.

Geht dubiosen Organisationsführern nicht ins Netz

Mir und meinen Kollegen ist es ziemlich egal, dass einige Organisationsführer hetzen und lügen. Aber wenn ihr euch von denen ins Netz ziehen lasst, fehlt den Tieren wichtige Hilfe.

Und das ist uns nicht mehr egal. Eure Vorurteile uns bzw. seriösen tierhaltenden Einrichtungen gegenüber sind völlig falsch.

Geht dubiosen Organisationsführern nicht ins Netz
(Foto: Susanne Gugeler)

Ihr verurteilt uns, weil eure Antreiber euch dazu anstiften. Habt ihr das nötig? Oder seid ihr mutig genug, die Wahrheit kennenzulernen und mit uns an einer besseren Zukunft für Tiere zu arbeiten?

Dann werdet ihr lernen, dass wahrer Tierschutz Hingabe und Professionalität benötigt. Fingerzeigen und Schimpfen bringen dagegen gar nichts. Also versucht doch einfach mal die Kooperation anstatt der Konfrontation.

Denn wenn ihr euch an Populisten verliert, ist das am Ende doppelt tragisch: für euch und für die Tiere, denen ihr eigentlich helfen wollt.

Habt ihr das nötig? Oder seid ihr mutig genug, die Wahrheit kennenzulernen und mit uns an einer besseren Zukunft für Tiere zu arbeiten?

Bis zum nächsten Biologen-Blog wünsche ich euch eine gute Zeit!
Euer Benjamin
Zu den Teilen 1 bis 16 meines BIOLOGEN-BLOGS geht es hier.

12 Kommentare

  1. Hallo Delfinfreunde!

    Mir gefällt eure lebhafte Diskussion zu meinem Blogbeitrag. Besonders interessant finde ich die Idee mit der „Positivliste“ von guten Delfinschutzorganisationen. Natürlich benötigt man dazu besonders strenge Auswahlkriterien. Da finde ich persönlich die Empfehlungen der Stiftung Warentest schon mal sehr wichtig in Bezug auf Vertrauenswürdigkeit und wirtschaftliches Arbeiten. Man sollte da als Bürger, der spenden möchte, sich vorher folgende Fragen stellen und beantworten lassen:

    – Fühlen Sie sich gedrängt?

    – Erzeugt die Organisation mit ihrer Werbung übertrieben starkes Mitleid?

    – Werden Sie zeitlich unter Druck gesetzt? Beschränkt die Organisation den Ausstieg aus dem Vertrag?

    – Weigert sich die Organisation klar zu benennen, wie sie die Spenden verwendet?

    – Verwehrt die Organisation eine Zuwendungsbestätigung? Letztere ist insbesondere für das eigene Portemonnaie wichtig. Denn dann können Spender ihre Spende garantiert als Sonderausgabe beim Finanzamt geltend machen.

    Schon bei der unzureichenden Beantwortung einer dieser Fragen wird von einer Zuwendung abgeraten. Wobei ich persönlich die Beantwortung der zweiten Frage vor allem als sehr subjektive Angelegenheit betrachte. Jede Spendenorganisation muss natürlich in gewisser Weise die Mißstände so klar darstellen, dass deutlich wird, wogegen bzw. wofür man sich einsetzt. Wann das zuviel wird ist ja dann auch bei jedem Menschen wieder subjektiv anders.

    Am wichtigsten finde ich die Beantwortung der vierten Frage noch vor jeder anderen. Denn da haut es die unrund laufenden Goldkarren der unseriösen Organisationen sofort aus jeder leichten Kurve. Wenn Geschäftsführer von Spendenorganisationen nicht angeben wollen, wie genau die Spenden eingesetzt werden oder Verwendungen angeben, die nicht nachgewiesen werden können, dann Finger weg! Dasselbe gilt bei widersprüchlichen Angaben oder unglaubwürdigen Statements (z.B. „das kostet alles fast nichts, weil für uns alle ehrenamtlich arbeiten“). Klingt lustig, gibts aber tatsächlich. Wenn jemand so etwas behauptet, am Besten mal zurückfragen, wozu man dann überhaupt Spenden haben will, wenn es angeblich alles umsonst ist ;).

    Hellhörig würde ich dann sofort werden, wenn für gewisse Aktionen eindeutig Unterstützung von außerhalb der Organisation benötigt wird (technisch, juristisch, etc.) aber man trotzdem nach eigenen Angaben gar nichts dafür bezahlt. Oder alles in Eigenarbeit leistet, wenn doch Experten notwendig sind. Das ist Humbug. Das gibts nicht in der realen Welt.

    Und noch eins zum Schluss: Man sollte ruhig nachfragen. Damit gibt man der jeweiligen Organisation ja auch die Chance, unverständliche Sachverhalte aufzuklären. Wenn man aber beim ersten Mal dazu keine ausreichende Antwort bekommt, sollte man keine weiteren Chancen verteilen. Eine Organisation, die kritische Fragen nicht zeitnah und beim ersten Mal klar beantworten kann, hat erstens etwas zu verbergen und zweitens wollen sie dann eure Hilfe auch nicht wirklich!

    geschrieben von Benjamin
    1. Vielen Dank, Benjamin, auch das sind sehr nützliche Tipps!

      geschrieben von Susanne
  2. Norbert, besser könnte man es nicht formulieren. Ich bin da ganz deiner Meinung, was die Positivliste von Organisationen angeht.

    Ein aktuelles Beispiel für Tierschutz, wie ich ihn für gut heiße, ist Andrea Steffens Kinder-Programm auf Dominika.
    https://www.pottwale.de/frontpage/projekt-bericht-2016-pottwale-e-v/
    Diese Organisation gehört eher zu den kleineren, die ihre Taten und Erfolge nicht lauthals hinausposaunen.

    Was die GRD angeht, Oliver, so hast du schon recht. Die Bekämpfung der Delfinarien steht auf der Website nicht an erster Stelle. Doch ich finde es einfach falsch, wenn der neue Vorsitzende in einem Interview genau diesen Punkt als Schwerpunkt vorstellt und sich damit quasi als „Neuer“ bei der GRD einführt. Ich hatte dir ja einen Link auf den YouTube-Film gegeben. Herr Solbach differenziert nicht, sondern spricht allgemein von den Delfinarien und behauptet pauschal, dass in diesen Einrichtungen Tiere leiden würden. Und das schadet natürlich auch den beiden deutschen zoologischen Anlagen in Nürnberg und Duisburg, die es ja sowieso schon schwer genug haben.

    Vielleicht magst du dich ja mal diesbezüglich an die GRD wenden … ;o))

    Erfreulicherweise sind die Projekte, die auf der Website der GRD vorgestellt werden, sehr vielfältig. So arbeitet die Organisation ja auch mit Pottwale e.V. zusammen (und unterstützt damit diese kleine Organisation) und setzt sich u.a. für die Großen Tümmler in Kroatien ein. Es gibt selbstverständlich noch weitere Einsatzgebiete, die ich gut finde.

    Aber wie Norbert bereits ausgeführt hat, mit Empfehlungen ist es recht schwierig, da sich der wissenschaftliche Stand, aber auch die Schwerpunkte der Organisationen immer wieder ändern.

    Ich halte es da ähnlich wie Norbert und unterstütze gerne Zoos, die sich dem Artenschutz wilder Tiere widmen und entsprechende Organisationen unterstützen. So wie zum Beispiel die im Tiergarten Nürnberg angesiedelte Artenschutz-Organisation Yaqu Pacha.

    Beim Tiergarten gefällt mir außerdem, dass dort alle paar Jahre ein Kongress stattfindet, bei der Forscher und Aktive von Yaqu Pacha ihre Arbeit vorstellen. Zwar sind die Erfolge, die sie im Schutz von wasserlebenden Säugetieren erreichen, eher klein, aber es gibt sie. Und es sind realistische Ziele. die sich die Organisation setzt.

    Laut tönende Organisationen dagegen machen riesige Versprechen, was sich alles ändern wird für die Tiere und vor allem dass es sich schnell und einfach ändern lässt. Genau an diesem Punkt sollte man skeptisch werden, denn grundlegende Veränderungen dauern und bedürfen langer und intensiver wissenschaftlicher Erhebungen sowie großer Überzeugungskraft, um Menschen zu einem Umdenken zu bringen.

    Oliver, ich hoffe, Norbert und ich konnten dir ein klein wenig Orientierung geben. ;o))

    geschrieben von Susanne
    1. Hallo zusammen,
      stimmt, ein Vorsitzender eines solchen Vereins sollte die Sache differenzierter betrachten, denn er vertritt seine Organisation auch nach außen.

      Bei Organisationen wie „Greenpeace“ oder „Shes Sheperd“ bin ich zweigespalten.
      Ich kritisiere, dass sie eher die Konfrontation als den Dialog suchen und ihre Aktionen nicht selten auch sich und andere in Gefahr bringen und diese oft hart am Rande des Legalen sind.
      Andererseits bewundere ich auch Leute, die mutig genug sind, trotz Verbots Bilder und Videos von Taiji und anderen Orten zu machen, um die Allgemeinheit aufzurütteln.

      Ich finde es eben schade, dass die „Community“ so zersplittert ist und manche – v.a. auch kleine Organisationen – manchmal mehr Energie aufwenden, um sich gegenseitig fertig zu machen als nach Gemeinsamkeiten zu suchen und an einem Strang zu ziehen bei den Themen / Zielen, die sie gemeinsam vertreten. Denn alle schreiben sich ja auf die Fahnen, Treibjagden auf Delfine und Wale beenden und etwas gegen Geisternetze unternehmen zu wollen. Das betrifft ja schon mehr als 99,9% aller Delfine / Wale in den Meeren. Man streitet sich um die wenigen hundert Delfine weltweit, die in Delfinarien leben.

      Was Anderes: ich bin ja gerade in Singapur und habe dort im SEA-Aquarium (= Mitglied im Weltzooverband und auch mit der EAAM assoziiert) eine etwas andere Delfin-Präsentation erlebt. Sobald ich zurück bin, möcht ich euch darüber berichten

      geschrieben von Oliver
      1. An Oliver:

        Ich bin auch bei Greenpeace oder Sea Shepherd unschlüssig. Ich nehme jetzt mal Sea Shepherd als Beispiel:

        Zuerst mal finde ich das Thema der Organisation sehr wichtig. Walfang und die brutalen Delfinschlachtungen in die öffentlichkeit zu stellen, ist eine wichtige Aufgabe. Wie du habe ich auch grossen Respekt vor den Leuten, die das Ganze filmen und verbreiten. Jedoch mit Einschränkungen.

        Nun zu den Einschränkungen: Filmmaterial zu den Treibjagden in Taiji gibt es genug. Auch als seriöse Dokumentationen. Seitdem Ric O’Barry aber seinen Film „The Cove“ dort gedreht hat, ist die Verbreitung dieser Aufnahmen nichts weiter mehr als eine rein kommerzielle Ausbeutung der brutalen Vorgänge. Organisationen und Firmen, allen voran O’Barry, leben quasi von den Geldern, die sie mit der Verbreitung und ihrem inszenierten „Aufstand“ dagegen verdienen.

        Wenn ich sehe, wie auch deutsche Geschäftsführer von bestimmten Unternehmen sich dort öffentlich zur Schau stellen und die einheimischen Fischer als moderne Monster präsentieren, dann hat das nichts mehr mit Tierschutz zu tun, sondern fein abgestimmter Rassismus unterlegt mit blutigen Bildern, damit die Kasse klingelt. Getan wird gegen die Treibjagd gar nichts.

        Ich nehme Sea Shepherd immer noch etwas davon aus, weil sie eigentlich mit der ganzen Aufklärungsarbeit zu Taiji angefangen haben. Viele, die dann hinterher auf den Zug aufsprangen, hatten nur noch rein finanzielles Interesse.

        Eine Organisation muss sich vor allem an zwei Dingen messen lassen: Erfolg und ihre Unterstützer. Wenn eine Organisation keinen Erfolg hat, ist sie überflüssig oder muss zumindest die Strategie ändern. Da muss ich leider sagen, dass auch Sea Shepherd gegen Taiji bisher keinen Erfolg vorzuweisen hat. Niemand hat das.

        Und die Unterstützer sind das Aushängeschild jeder Organisation. Genauso wie die Fans für einen Fussballverein. Wenn also ein gewisser Prozentsatz dieser Fans durch inakzeptables Verhalten auffällt, hat da auch der Verein eine Verantwortung.

        Vermummte Personen, die einschüchtern, aggressiv auftreten oder Gewalt anwenden, sind niemals zu dulden. Alles in allem muss ich aber zugeben, dass mir persönlich Sea Shepherd immer noch gut gefällt und ich aus rein persönlicher Sympathie auch über einige Diskrepanzen hinwegsehen kann.

        Ich habe mir gedacht, dass mein nächster Blogeintrag das Thema Taiji speziell behandelt.

        geschrieben von Benjamin
  3. @ Oliver
    Eine „Tierschutorganisation“ kann man danach einschätzen, wie sie sich gibt. Schau dir doch mal beim WDSF bei „Aktionen“ den untersten Link an und stell dir danach die Frage, ob das Tierschutz ist.

    geschrieben von Rüdiger
    1. Hallo zusammen,

      nun, dass der WDSF den Meeresakrobaten nicht gerade wohlgesonnen ist, weiß ich und ich finde es doch ziemlich daneben, seinen privaten „Kleinkrieg“ gegen euch auf seiner Homepage auszutragen.
      Auf der Seite sehe ich – abgesehen von diversen Protestaktionen und Boykottaufrufen gegen dieses und jenes – eigentlich keine konkreten Aktionen zum Schutz der Delfine. Auch bei den Spendenaufrufen ist mir nicht klar, wozu das Geld verwendet werden soll. Daneben gibt’s auf dieser Seite auch keinerlei Infos über Wale und Delfine an sich.

      Bei der DRG hingegen habe ich – im Gegensatz zur Aussage im Interview – nicht den Eindruck, dass die Schließung der beiden Delfinarien in Deutschland oberste Priorität hat. Der Punkt „Delfinarien“ ist auf der Homepage nur einer von vielen und kritisiert werden eher Delfinarien in der Türkei und die Wildfänge in Taiji.
      Auf der Homepage sind viele, auch Internationale Aktionen beschrieben, die den Tieren vor Ort zu Gute kommen; es bleibt nicht beim reinen Protest und es gibt Jahresberichte, aus denen ich ersehen kann, wie viel Geld wodurch eingenommen und wofür es ausgegeben wurde. Kurz: auch wenn ich vielleicht micht mit allen Zielen übereinstimme, macht das Ganze auf mich doch insgesamt einen deutlich seriöseren Eindruck. Auch die Zeitschrift „Delfinpost“ finde ich gut gemacht und sehr informativ

      Aber nochmals zu meiner Frage:
      Welche Organisationen würdet ihr denn auf die „Positivliste“ setzen?

      geschrieben von Oliver
      1. Eine Positivliste ist immer schwierig.
        Meine Favoriten sind die wissenschaftlichen Organisationen, wie EAAM und EAZA, auch wenn diese im wesentlichen nur für Fachleute zugänglich sind. Auch sammeln diese Organisationen nicht wirklich aktiv Spenden.

        Leider ist es nach meinen Beobachtungen eher so, dass die lautesten Schreier meist nicht die seriösesten sind, und umgekehrt die sachlich und fachlich aktivsten für die Öffentlichkeit oftmals kaum wahrnehmbar.

        Hinzu kommt, dass es eine absolute Wahrheit in der Wissenschaft nicht gibt (Theologie mal außen vor) und dementsprechend eine endgültige Beurteilung eigentlich nicht möglich ist. Ob die Aktionen von Greenpeace nun alle sinnvoll und zielführend sind (oder vorrangig der Publicity geschuldet sind), darüber kann man ebenso streiten, wie über die Strategie und die Ziele von Sea Shepherd (die sich letztlich gegen so gut wie jede Art von Tierhaltung stellen). Und ob der WWF nun zu zahm ist, ist ebenfalls eine Frage, die jeder selbst und für sich beantworten muss.
        Leider liegt es liegt auch irgendwie in der Natur der Dinge, dass gerade kleine Organisationen oftmals von mehr gutem Willen, als von guten Projekten getrieben werden – vor allem dann, wenn der wissenschafliche Background lückenhaft ist.
        Und dass es am unteren Ende der Skala Organisationen gibt, die eigentlich nur das Ego und das Bankkonto ihres Gründers und Geschäftsführers im Auge haben, ist auch schon oft genug thematisiert worden.

        Ich halte unter’m Strich mehr davon, gezielt einzelne Projekte oder Anlagen zu unterstützen, von denen man sich persönlich ein Bild machen kann – da sind die Fördervereine der Zoos oftmals eine gute Adresse.
        Dass in einem solchen Umfeld auch Einzelne enormes erreichen können hat Dr. Bernhard Grizmek gezeigt, der als Leiter des Frankfurter Zoos nicht nur den Serengeti-Nationalpark in die Wege geleitet hat, sondern später auch erstmals die Auswüchse der Massentierhaltung in Deutschland in die Öffentlichkeit und auf die politische Tagesordnung brachte.

        geschrieben von Norbert
  4. Liebe Dani, lieber Oliver, vielen Dank für eure Kommentare! Eure Rollenspiele gefallen mir sehr gut. ;o))

    Oliver, zu den Tierschutzorganisationen – und ich denke hier vor allem an Delfinschutzorganisationen – möchte ich Folgendes zu denken geben:

    Wenn eine Organisation als Hauptproblem der Delfine ihre Haltung in menschlicher Obhut ansieht, so kann ich diese Organisation nicht ernst nehmen. Das trifft für mich u.a. auf die GRD zu, die du in deiner Aufzählung nennst.

    Der neue Vorsitzende der GRD – der Schauspieler Sigmar Solbach – hat sich in einem Interview in dieser Weise geäußert.

    Ich habe unter das Interview – das man auf Youtube ansehen kann Folgendes geschrieben:

    „Herr Solbach behauptet, das Hauptproblem der Delfine wäre, dass Delfine in Gefangenschaft gehalten würden. In Deutschland werden gerade einmal 14 Große Tümmler in zwei wissenschaftlich geleiteten Zoos gehalten. Davon handelt es sich bei zwei Dritteln der Tiere um Nachzuchten. Jahr für Jahr sterben mindestens 300.000 Delfine in Netzen der Industriefischerei. Das hätte Herr Solbach als erstes Hauptproblem nennen müssen, damit sein Schutzanliegen für mich glaubhaft herübergekommen wäre.“

    Das Interview kannst du hier ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=sHS00yrhrW8

    geschrieben von Susanne
    1. Ich denke, da ist jemand auf den Leim gegangen.

      geschrieben von Dani
  5. Schöne Darstellung, die vor allem eines zeigt – und damit deine eigenen Bedenken eigentlich ausräumt – nämlich, dass du dich bereits intensiv mit den Bedürfnissen der Tiere auseinander gesetzt hast, und vor allem sämtliche menschlichen philosophischen Größen, Wertmaßstäbe und Weltwissen außen vor lässt, die Tiere nun einmal nicht haben können. Das ist der tatsächliche Kern von Vermenschlichung. Aber im Gegensatz dazu, Tiere menschliche Verhaltensweisen immitieren zu lassen (der berüchtigte Schimpanse in Lederhosen) ist das so subtil, dass man dem leicht auf den Leim gehen kann. Du hast das vermieden.
    Eine Ergänzung vielleicht: Als männlicher Großer Tümmler wärst du, je nach Alter, wahrscheinlich schon mit deiner Gang oder mit dem besten Kumpel ganz zufrieden. Mädels sollten hin und wieder natürlich vorhanden sein. ;-)

    geschrieben von Dani
  6. Hallo Benjamin,
    danke für Deinen neuen Biologen-Blog. Du hast das Thema ja schon mal unter dem Titel „Im Dschungel der Tierschutzorganisationen“ angesprochen.

    Dennoch denke ich, dass viele Leute (und auch ich würde mich da dazuzählen) einfach nicht den fachlichen Background haben, um eine Tierschutzorganisation richtig einschätzen zu können.
    Also mir fallen spontan zum Thema „Delfinschutz / Tierschutz“ folgende Organisationen ein:
    Deutsche Gesellschaft zur Rettung der Delfine, WWF, Greenpeace und IFAW; daneben Sea Shepherd und sicher noch einige kleinere. Ob diese aber alle diese Kriterien zum „richtigen“ Delfinschutz erfüllen, weiß ich nicht.

    Ich denke, Du hast ja sicher viel Kontakt zu den Leuten dieser Organisationen. Vielleicht wäre es umgekehrt sinnvoller: könntest Du von diesen (oder auch andere) Organisationen empfehlen, die Deiner Erfahrung nach wirklich was SInnvolles für Wale & Delfine tun?

    Schwierig finde ich, Deinen Vorschlag umzusetzen, sich in einen Delfin (oder ein anderes Tier) hineinzuversetzen – das klappt ja oft nicht mal bei seinen Mitmenschen… aber ich will’s versuchen.

    Als Delfin wäre meine Hauptsorge wohl erst mal, dass ich genügend zu fressen finde. Natürlich mit möglichst geringem Aufwand.
    Als Soziales Tier würde ich mich über eine größere Gruppe anderer Delfine freuen, insbesondere natürlich über „Delfin-Mädels“ ;-)
    Ich würde gerne an einem Ort leben, wo ich als Tümmler vor unangenehmen Zeitgenossen wie Orcas oder Haien sicher wäre. Insbesondere möchte ich nicht in einer Gegend sein, wo Menschen Jagd auf mich machen.
    Sauberes Wasser ohne Giftstoffe, Plastikmüll oder Geisternetze wäre ein sehr großer Wunsch
    Außerdem möchte ich als intelligenter und neugieriger Meeressäuger gerne eine interessante, abwechslungsreiche Umgebung haben, springen und spielen.

    Wäre ich in einem Delfinarium glücklich?
    Ich denke, einiges spricht dafür, denn ich würde gefüttert werden, hätte keine Feinde und Gefahren zu fürchten, wenn ich krank bin, kümmern sich Leute um mich. Und Spaß und Unterhaltung gibt’s mit diesen zweibeinigen Wesen auch. Vielleicht wäre mir die Gruppe in Nürnberg derzeit etwas zu klein; ein Dutzend Delfine sollten wir schon sein…

    geschrieben von Oliver

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