Themen:

Zwei Schicksale: Honey und Kathy


Das Schicksal von Honey in einem japanischen Zoo erinnert mich an dasjenige von Kathy vor ca. 50 Jahren in einem amerikanischen Aquarium.

Symbolbild: Großer Tümmler auf Teneriffa
(Foto: Rüdiger Hengl)

Parallelen

In beiden Fällen wurden Delfine verlassen, allerdings aus verschiedenen Gründen.

In Choshi, östlich von Tokio, gingen seit dem Tsunami von 2011 die Besucherzahlen drastisch zurück. Im Januar 2018 wurde der Betrieb des Zoos eingestellt.

In Miami wurden die Delfine nicht mehr gebraucht, nachdem Ende der 1960er-Jahre die letzte Filmklappe für die erfolgreiche Tierserie „Flipper“ gefallen war.

Eines haben jedoch beide Fälle gemeinsam: Allein der Kommerz bestimmte über das Wohlergehen der Tiere.

Keine Verwendung mehr

Neben dem Delfin-Weibchen Honey leben im Zoo von Choshi noch viele Vögel, Reptilien und Fische. Alle werden nach der Schließung der Einrichtung nur noch notdürftig versorgt.

Im Fall von Kathy waren damals die Dreharbeiten für die TV-Sendung „Flipper“ abgeschlossen und für die Delfine Kathy und Susie gab es keine Verwendung mehr. Susie starb kurze Zeit später in einem Wanderzirkus.

Der ehemalige Dompteur der beiden Tiere – Ric O’Barry – reiste nach Indien. Nach seiner Rückkehr wurde er im April 1970 ins Miami Seaquarium gerufen. Die vereinsamte Kathy war an einer Lungenentzündung erkrankt. Sie starb in seinen Armen.

In den USA und Europa heute undenkbar

In Amerika und Europa sind derartige Szenen heute undenkbar. Es hat sich zum Glück sehr viel zum Positiven verändert in der Haltung von Tieren, speziell von Delfinen. Keine im Weltzooverband WAZA aufgenommene Einrichtung würde ein derartiges Umgehen mit Delfinen (wie damals in Miami und heute in Chosi) tolerieren.

Anderes Verständnis in asiatischen Ländern

In asiatischen Ländern hingegen sind Szenen, wie die oben beschriebenen, leider weiterhin denkbar. Dort hat man eine ganz andere Beziehung zu Meeressäugern. Im Fischerort Taiji werden Delfine sogar als „Kakerlaken der Meere“ bezeichnet. Sie werden abgeschlachtet, weil sie mit den Fischern um die Beute „konkurrieren“.

Auch Honey wurde offenbar 2005 bei einer immer zwischen September und März stattfindenden Treibjagd auf Delfine gefangen.

Sorgen gefüllte Kassen für Linderung?

In Deutschland wird Tierwohl großgeschrieben. Tierschutzorganisationen können sich über gut gefüllte Kassen freuen.

Daher hoffe ich, dass auch NGOs aus Deutschland sich um die verlassenen Tiere in Choshi kümmern und die japanischen Aktivisten zumindest finanziell unterstützen.

Bisher habe ich jedoch nur entsetzte Aufschreie in den sozialen Netzwerken registrieren können. Ob diesen Taten folgen werden, bleibt abzuwarten.
(Quellen: Zoo Japan schließt und lässt Delfin zurück und Honey, der wohl traurigste Delfin Japans)

Lesetipp

SOS – Land der blutenden Buchten

Ein Kommentar

  1. Von diesem Fall hab ich auch gehört. Macht mich natürlich sehr traurig, denn es gibt für ein sozial lebendes Tier wohl kaum was Schlimmeres als Einsamkeit.
    Es dürfte schwierig werden, einen Weg zu finden, Honey und die anderen Tiere in anderen Einrichtungen unterzubringen. Die ehemaligen Betreiber, die ja rechtlich für die Tiere verantwortlich sind, scheinen ja gar kein Interesse mehr an deren weiteren Schicksal zu haben.
    Die Behörden könnten die Tiere natürlich den Besitzern entziehen, aber selbst hierzulande macht man dies eigentlich nur, wenn man einen Platz für eine artgerechte Unterbringung gefunden hat. Dann müssen die Behörden – sprich letztlich die Steuerzahler – für die entstehenden Kosten aufkommen.

    geschrieben von Oliver

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert