Färöer Inseln

Manche „Traditionen“ haben keine Berechtigung mehr

So tragisch diese Massenstrandungen sind, das Abschlachten der zutraulichen Tiere auf den Färöer-Inseln ist noch viel grausamer. Ganz schlimm ist, dass es „aus Tradition“ geschieht, wie die Inselbewohner ihr Tun rechtfertigen.

Getöteter Grindwal (Foto: Hans Peter Roth)

Getöteter Grindwal (Foto: Hans Peter Roth)

Auch in Deutschland kennt man viele traditionelle Ereignisse. Man denke nur an Feste wie Weihnachten oder Ostern, den Schulstart mit Schultüten usw.

Traditionen können durchaus Sinn machen. Sie verbinden die Generationen und erhalten wichtiges Gedankengut. Doch Tiertötungen, die Volksfest-Charakter haben, sind Traditionen, die den Namen heutzutage nicht mehr verdienen. Das haben die Katalanen (sie leben im Nordosten von Spanien) vorgemacht. Sie haben die „Tradition“ des Stierkampfs 2012 abgeschafft.

So läuft der Walfang ab

Nach dem Sichten einer Walschule (grind) wird „traditionsgemäß“ die Neuigkeit wie ein Lauffeuer verbreitet (grindabod). Früher benutzte man Läufer und Leuchtfeuer, heute aber wird nach Hightech-Geräten (Telefon, Handy, Funk, Internet, Radio) gegriffen.

Jeder Färinger darf seinen Arbeitsplatz für eine gewisse Zeit verlassen, um beim Walfang mitzumachen. Für die Jagd werden alle verfügbaren Fischerboote eingesetzt. Die traditionellen Jagdmethoden sind inzwischen durch den Einsatz von Echolot, Sonar und Speedbooten erweitert worden.

Folgende Waffen wurden und werden für die Grindwaljagd eingesetzt:
* FASTAKAST: Das sind weiß bemalte Steine an einer Lederschnur, die hinter den Walen aufs Wasser geworfen werden, um sie voranzutreiben.
* HVALVAKN: Mit einer Lanze werden die Wale gestoßen und gestochen, um sie in die Bucht zu treiben.
* SOKNARONGUL oder GAFF: Das ist ein 2,5 kg schwerer Eisenhaken, der in die Walköpfe geschlagen wird, um die Tiere an den Strand zu ziehen und sie dort töten zu können.

Grindwalfang auf den Färöer Inseln, LWL Münster (Foto: Rüdiger Hengl)

Grindwalfang auf den Färöer Inseln, LWL Münster
(Foto: Rüdiger Hengl)

* GRINDKNIVER: Ein Walfangmesser mit einer ca. 20 cm langen Klinge, welches dazu benutzt wird, eine Handbreit hinter dem Blasloch einen tiefen Schnitt in die Fleisch- und Fettschicht zu setzen und das Rückenmark zu durchtrennen. Auch das Zerlegen der Wale wird mit dem Grindkniver durchgeführt.

Im Sommer 1994 wurden an einem einzigen Tag 668 Wale erlegt – die größte Grind seit 50 Jahren. Das Fleisch von rund 300 Walen verrottete einfach am Strand.

Furchtbares Gemetzel

Die Inselbewohner treiben die verängstigten und durch den höllischen Lärm orientierungslos gemachten Wale in die Buchten, wo sie mit Harpunen und Fischerhaken gefangen und in einem erbarmungslosen Gemetzel hingerichtet werden.

Mit zerfetztem Leib in Qual und Panik hin und her schnellend, verwerfen die unerbittlich verfolgten Grindwalweibchen in ihrer Todesangst ihre Kälber. Ungeborene Wale werden aus dem Leib ihrer Mütter geschnitten.

Die massakrierten Wale sterben unter furchtbaren Qualen – denn ein drei Tonnen schweres Tier stirbt nicht sofort an einem Messerstich. Da Wale kaum natürliche Feinde haben, sind sie im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren im Falle des Überwältigtwerdens nicht in der Lage, hormonell und durch das Nervensystem in einen Schockzustand zu geraten oder sogar plötzlich zu sterben. Sie leiden bis zum eintretenden Tod.

6 Kommentare

  1. Eine Schande für die Europäische Union und für Dänemark! – Aber offenbar sind Glühlampenverbote immer noch leichter durchzusetzen, als die Beendigung barbarischer Traditionen.
    Dabei hat es selbst Spanien inzwischen geschafft, auf die Stierkämpfe (hier kamen Zuchttiere ums Leben!) zu verzichten.
    Wieso kann man dann nicht endlich auch die Grindwal-Abschlachtungen im Mülleimer der Geschichte versenken ??

    Wäre doch mal ein lohnendes Betätigungsfeld für die ganzen "Tierrechts-Aktivisten"!

    geschrieben von Norbert
  2. Soviel Grausamkeit raubt mir den Atem, beendet dieses nutzlose Treiben verrohter Menschen.

    geschrieben von Duplosconradi
  3. Hallo,
    Ich wollte fragen ob es einen Beruf gibt bei dem man Delfine nicht einspert wie in delfinarien sodern so etwas wie eine Reha (Reha Zentern für delfine) nur für meeressäuger. Da geht es ja darum diese Tiere gesund zu pflegen und dann auszuwildern. GIbt es soetwas, oder eine Internetseite wo infos über solch ein beruf stehen?
    Danke

    geschrieben von KerenKoch
    1. In Harderwijk/Niederlande werden Schweinswale gesund gepflegt und anschließend ausgewildert (hier der Link zum Delfinarium und Reha-Center :http://www.dolfinarium.nl/). Siehe dazu auch meinen Artikel http://www.meeresakrobaten.de/2011/10/sos-station
      Auch in Vancouver/Kanada gibt es eine Reha- und Auswilderungsstation. Hiervon habe ich auch den Link: http://www.vanaqua.org/act/direct-action/marine-m
      Es gibt natürlich noch viel mehr. Musst einfach mal googeln, dann findest du bestimmt, was du willst.
      Was den Beruf angeht, so denke ich, dass in den Reha-Stationen viele Praktikanten und Freiwillige arbeiten, außerdem Tierpfleger und Tierärzte.

      geschrieben von Susanne
    2. leider weden nicht alle, nachdem sie gesundgepflegt werden, wieder in die freiheit entlassen, sondern zu show-zwecken an delfinarien weitergegeben (z.b. orca "morgen" von harderwijk). da wildfänge für diese zwecke eigentlich tabu sind, werden die vorschriften so umgangen. wahrscheinlich spielen interne abmachungen, wie hohen spenden an pflegestationen etc. eine rolle.

      geschrieben von Pipa
      1. Das ist richtig, Pipa. Aber dabei handelt es sich um Tiere, die ohne Gruppe gefunden wurden oder die stark verletzt oder so beeinträchtigt waren, dass sie im Meer nicht überleben können (Stichwort: der Große Tümmler "Winter"). Morgan – das Orca-Weibchen – wurde in der Nordsee bei den Niederlanden gefunden und in Harderwijk aufgepäppelt. Sie war untergewichtig. Aus irgendeinem Grund, den keiner weiß, war sie allein, ohne Gruppe. Was du da schreibst, ist unbewiesen und reine Spekulation. Kennst du dich so genau aus, dass du so sicher behaupten kannst, dass Vorschriften umgangen wurden? Ich finde es nicht gut, seine eigene Meinung als bewiesene Tatsache in die Welt zu setzen … Harderwijk hat sich ganz bestimmt nicht darum gerissen, statt eines Wildfangs ein gestrandetes Tier aufzunehmen, wie du vermutest. H. hat für Orcas gar keine Becken, die groß genug sind. Schon x Mal wurden in H. Schweinswale gesund gepflegt und wieder ausgewildert. Das von dir in die Welt gesetzte "Für Show-Zwecke an Delfinarien weitergegeben"-Gerürcht greift einfach nicht.

        geschrieben von Susanne

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