Bedrohungen

Todesfalle Treibnetz

Immer wenn man die Greuelbilder vom Abschlachten der Delfine in den Zeitungen und Illustrierten sieht, gibt es einen Aufschrei unter den Menschen. Aber die direkte Bejagung der Delfine ist nicht das Hauptproblem. Viel größer als alle Gefahren, die durch die direkte Bejagung entstehen, sind jene Aktivitäten, von denen es keine spektakulären Bilder gibt, jene Aktivitäten, die weit draußen ablaufen, im offenen Meer, und von denen ein normaler Mensch nie etwas mitbekommt. Die Rede ist von der Treibnetzfischerei.

Toter Delfin in Netz, LWL Münster  (Foto: Rüdiger Hengl)

Toter Delfin in Netz, LWL Münster
(Foto: Rüdiger Hengl)

Die größte Gefahr für Delfine, Haie, Vögel und all die anderen Meerestiere besteht darin, einem Treibnetz zu nahe zu kommen, sich darin zu verschlingen und elend umzukommen. Da Delfine zum Atmen ständig an die Wasseroberfläche müssen, bedeutet das Verheddern in einem Treibnetz für sie den sicheren Tod.

Pro Jahr bringt die Tunfischindustrie eine Viertel Million Delfine um. Delfine schwimmen oft in Gesellschaft von Tunfischen und werden als Netzmarkierungen benutzt. Und schließlich werden sie in diesen Netzen zu Tode gequetscht.

Erst seit 1961 werden Tunfische in Netzen gefangen. Vor dieser Zeit benutzte man Haken und Leinen und die Delfine waren nicht in Gefahr. Aber seit die Fischer mit ihren Netzen arbeiten, sind schon über 8 Millionen Delfine getötet worden. Jede Nacht werden die Vorhänge des Todes ausgelegt. Sie fischen die Weltmeere geradezu leer. Ohne Rücksicht auf verwertbaren Fisch oder nutzlosen Beifang, jedes einmal im Netz gefangene Tier stirbt.

Ein einziges Netz kann bis zu 140 km lang sein. Die gesamte Länge aller Treibnetze reicht locker einmal um die Erde herum – und weiter. Delfine können die Netze zwar wahrnehmen, erkennen in ihnen aber nicht unbedingt eine Gefahr. Bei Versuchen mit in Gefangenschaft lebenden Walen und Delfinen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Tiere ausgelegte Netze umschwimmen, sobald sie erkannt haben, dass diese gefährlich für sie werden können. Wie häufig passiert es den Menschen, dass sie mit offenen Augen, aber mit eingeschränkter Aufmerksamkeit über einen Stein stolpern?! Ähnliches geschieht mit den Delfinen, die im Meer keine Todesfallen erwarten und deshalb auch öfter mal mit nicht geschärften Sinnen unterwegs sind.

Fischernetz (Foto: Rüdiger Hengl)

Fischernetz (Foto: Rüdiger Hengl)

Pro Jahr gehen mehrere Tausend Treibnetze verloren. Sie werden einfach im Meer zurückgelassen. Sie treiben dann frei in der See und werden zur tödlichen Falle. Nylonnetze verrotten nicht und verursachen als „Geisternetze“ weiter unkontrollierte Massentötungen. Alle Fische, die in ein solches „Geisternetz“ geraten, sind als Nahrung für den Menschen wertlos. Sie gehen sinnlos zugrunde und verfaulen.

Es ist der blanke Zynismus und ein übermaß an Skrupellosigkeit, wenn Treibnetzfischer und ihre Verkaufsketten argumentieren, der Fisch sei für die Ernährung der Menschen unentbehrlich. Gerade die Treibnetze sind es ja, die die Fischbestände vollends zerstören.

Damit du dir besser vorstellen kannst, wie Treibnetze funktionieren, sieh dir mal die Animation von GREENPEACE an unter GREENPEACE/Treibnetze.

Alternative Fangmethode

Trotz alternativer Fangmethoden in der Tunfischfischerei haben sich die Bestände von Flecken- und Spinnerdelphinen im östlichen Pazifik nicht erholt. Das ergibt eine aktuelle Erhebung (März 2007) der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und des Blue Ocean Institute, bei der die Wissenschaftler ein Gebiet von 21 Millionen Quadratkilometern untersuchten. Hauptursache für die schlechte Regeneration der Delfinpopulation ist die von Fischereien der Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC) angewandte Ringwaden-Methode, bei der gezielt Delfinschulen während der Tunfischjagd umkreist werden. Dabei werden immer wieder Delfinbabys von ihren Müttern getrennt. Unzählige Delfinschulen werden viele Male im Jahr auf diese Weise von den Netzen der Tunfischfänger eingekesselt.

Fangverbot

Für die großen Wale gibt es mittlerweile ein internationales Fangverbot. Allerdings gibt es immer noch Länder, die weiterhin Wale fangen. Allen voran Island, Norwegen und Japan.

Die kleinen Wale, die Delfine, stehen bislang unter keinem internationalen Schutz. Noch nicht. Deswegen sollten alle mithelfen und sich für den Schutz der Delfine und vor allem für den Schutz ihrer Lebensräume einsetzen.