Berichte, Biologen-Blog

Wie lebt es sich mit Delfinen & Co.?


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Serie von Benjamin Schulz, Teil 11
7. Dezember 2015

Benjamin mit Großem Tümmler (Foto: Benjamin Schulz)

Benjamin mit Großem Tümmler
(Foto: Benjamin Schulz)

Hallo, liebe MEERESAKROBATEN-Fans!

Eine sehr häufig gestellte Frage von Besuchern gegenüber Delfintrainern ist diejenige nach dem Zusammenleben von Mensch und Tier.

Delfine gelten ja allgemein als sehr intelligent, sensibel bis fast schon empathisch und generell als freundlich. Viele Besucher haben deshalb auch mich schon gefragt, wie das Leben mit Delfinen eigentlich ist.

Über das Zusammenleben mit Delfinen

Nun, ich antworte auf diese Frage immer, dass es auf jeden Fall Spaß macht und man damit sehr ausgeglichen und zufrieden sein kann. Aber ich möchte den Besuchern auch immer gerne etwas mehr Details darüber erzählen. Meist bleibt dazu aber keine Zeit, denn die Arbeit mit Delfinen fordert auch und bietet nur wenige Pausen. Deshalb schreibe ich jetzt einfach mal meine Eindrücke und Erfahrungen hier auf. Dann kann ich in Zukunft wissbegierige Besucher auch mal mit gutem Gewissen auf diese Quelle verweisen.

Eindrücke sind subjektiv

Doch bevor ich loslege, hier noch ein kleiner Hinweis: Wir alle sind Individuen. Auch Delfintrainer sind das, und meine Eindrücke bzw. Erlebnisse mögen andere meiner Kollegen ganz anders erlebt haben.

In erster Linie nur Futterlieferanten? Das Leben als Meeressäuger-Pfleger beinhaltet viel mehr als das. (Foto: Biologen-Blog)

In erster Linie nur Futterlieferanten? Das Leben als Meeressäuger-Pfleger beinhaltet viel mehr als das.
(Foto: Biologen-Blog)

Ich spreche hier alleine für mich und möchte nicht, dass meine Eindrücke nun als die einzige Wahrheit angesehen werden.

Zudem möchte ich Seelöwen in diesen Blog miteinbeziehen, weil die meisten Delfintrainer auch mit diesen Tieren arbeiten und ich möchte, dass auch diesen absolut tollen Tieren etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil wird!

Meine Familie

Die meisten Besucher sind fasziniert von der engen Vertrautheit von Trainer und Tier, da man sich so etwas im Alltagsleben natürlich kaum vorstellen kann und es ja tatsächlich nur für eine Minderheit der Menschen möglich ist, dies mit exotischen Tieren zu erleben.

Viele bezeichnen die Einheit von Trainer und Tieren deshalb gerne als Familie. Und da haben sie bestimmt recht! Ich bin auch sicher, dass ich hier sogar für alle Trainer weltweit spreche. Die Tiere sind wie eine Familie für uns, um die wir uns kümmern und sorgen. Wir haben gemeinsam viel Spaß.

Vertrauen wird beim täglichen gemeinsamen Spiel aufgebaut. (Foto: Biologen-Blog)

Vertrauen wird beim täglichen gemeinsamen Spiel aufgebaut.
(Foto: Biologen-Blog)

Vertrautheit von Geburt an

Das Vertrauen zwischen uns ist echt und beinahe unerschütterlich, denn wir sind jederzeit für die Tiere da. Die meisten kennen wir von Geburt an. Einige haben wir sogar selbst aufgezogen, bis sie erwachsen wurden und Nachwuchs bekamen. Den sie uns dann stolz präsentierten.

Es gibt keinen größeren Vertrauensbeweis, als wenn eine Delfinmutter ihr Kind zum Babysitten mal dem Trainer überlässt. Oder wenn eine Seelöwenmutter ihr Kleines auf dem Pfleger herumklettern lässt, als wäre er nichts weiter als ein Felsen.

Selbstverständlich ist das nicht. Aber für die Mütter, die selbst mit uns groß geworden sind, sind wir tatsächlich Familie.

Natürlich teilen wir auch die schwierigen Momente des Lebens. Ist einer unserer Schützlinge krank, sind wir da. Tags, nachts, am Wochenende, an Feiertagen, immer. Manchmal wochenlang ohne Pausen.

Auf der nächsten Seite geht es weiter mit Benjamins Biologen-Blog.

4 Kommentare

  1. Hallo Benjamin,

    eine Idee für den nächsten Biologen-Blog:
    Erzähl‘ uns doch bei Gelegenheit mal, wie so ein typischer Tag bei Dir aussieht.
    Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass manche vielleicht jetzt denken: „Delfintrainer ist ein cooler Job: man kann den ganzen Tag mit den Tümmlern spielen und wird dafür auch noch bezahlt!“
    Doch ich vermute mal, dass diese Highlights nur einen kleinen Teil der täglichen Arbeitszeit ausmachen und z.B. auch viel „trockene Büroarbeit“ und andere Tätigkeiten dazu gehören.

    Viele Grüße
    Oliver

    geschrieben von Oliver
  2. „Wenn man dann zurückkehrt freuen sie sich eigentlich nur wahnsinnig und spielen sofort mit dir. “

    Sag‘ ich doch immer: Das sind eigentlich nur große graue Hunde mit Flossen :-)
    Auf jeden Fall ticken die offenbar ganz ähnlich.

    geschrieben von Norbert
  3. Hallo Benjamin,

    vielen Dank für die interessaten Eindrücke von Deiner Arbeit mit den Tieren. Ich finde, Deine Begeisterung und die Freundschaft bzw. Vertrautheit, die Dich mit den Tümmern verbindet, kommt sehr gut rüber. Das ist ein Beruf, der wohl wirklich Berufung ist, bei dem man auch mit dem Herzen dabei sein muss, da es kaum die üblichen „8-Stunden-Tage“ geben wird. Wie ist denn das, wenn man mal Urlaub hat? Die Delfine wissen ja nicht, was Urlaub ist. Wie reagieren die dann, wenn der vertraute Trainer mal zwei, drei Wochen weg ist? Sind die dann etwas beleidigt wie manche Katzen oder freuen die sich dann „tierisch“, wenn man dann zurück kommt?

    Mit Delfinen mal eine Runde zu schwimmen und sie bessr kennen zu lernen, wäre schon mal ein tolles Erlebnis, aber mit einem so einem großen, männlichen Seelöwen würde ich dann doch nicht auf Tuchfühlung gehen wollen, wenn der mal schlecht drauf ist…

    geschrieben von Oliver
    1. Danke für deinen Kommentar, Oliver! Du hast recht, es gibt bei uns nicht wirklich 8-Stunden-Tage. Eher 10-12 Stunden Tage bei einer 6-Tage Woche. Das mit dem Urlaub ist eine interessante Frage. Bei den Delfinen ist es wahrscheinlich schon so, dass sie sich fragen wo man denn plötzlich abgeblieben ist. Wenn man dann zurückkehrt freuen sie sich eigentlich nur wahnsinnig und spielen sofort mit dir. Bei den Seelöwen reicht ein Futtereimer, um sich schnell wieder beliebt zu machen. Manchmal testen sie den Trainer aus, wenn man nach einer längeren Pause zurückkommt. Da kann man als Seelöwe schonmal auf den Gedanken kommen, ob sich der Trainer nach dem Urlaub noch genauso aufmerksam verhält und evtl. nicht sieht, ob man gerade einem anderen den Fisch klaut oder sich an den Eimer ranschleicht…Sind halt Schlitzohren.

      Jedes Tier kann mal schlechte Laune haben. Unabhängig davon ob es ein Seelöwe oder Delfin, Männchen oder Weibchen ist. Alle sind dem Menschen überlegen und könnten diese Kraft jederzeit ausnutzen. Manche tun es auch schonmal. Das liegt in erster Linie am individuellen Charakter.

      geschrieben von Benjamin

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