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Zoos sind für Langzeitstudien sehr wichtig


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Meeresakrobaten, 5. November 2025

Seit über 50 Jahren werden die Großen Tümmler in der Sarasota Bay in Langzeitstudien beobachtet.

Springende Große Tümmler
(Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

Die Studien an der Westküste Floridas geben Aufschluss über die Entwicklung der Tiere, das Altern, die Fortpflanzungsökologie, die Lebensgeschichte der einzelnen Delfine, die Sozialstruktur, die Gesundheit und Fitness, die Generationenbeziehungen und sogar über die Auswirkungen von Ökosystemveränderungen – einschließlich der vom Menschen verursachten Veränderungen.

Natürliche Markenzeichen

Natürliche Markenzeichen von Walen und Delfinen wurden bereits in den 1970er-Jahren für Studien herangezogen.

So wurden Meeressäuger anhand ihrer Rückenflossen fotografisch identifiziert. Eine große Rolle für die Forschung spielten auch die Schwanzflossenmuster bei Buckelwalen, die Hautfärbung bei Blauwalen und die Schwielenmuster bei Glattwalen.

Die individuelle Identifizierung der Tiere lässt Beurteilungen zur Populationsgröße, Sozialstruktur, zu Wanderungen, Fortpflanzungsraten, Überlebensraten und zum Verhalten sowie zu Interaktionen mit Raubtieren und menschlichen Aktivitäten zu.

Die Delfine werden anhand der Rückenflossen erkannt.
(Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

Derzeit verwenden Hunderte von Studien über Meeressäuger weltweit Fotografien von individuell erkennbaren Tieren, um Populationstrends, Demografie, Verhalten und die Nutzung von Lebensräumen zu untersuchen.

Unsichere Finanzierung

Um als Langzeitstudie zu gelten, muss diese mindestens zehn Jahre durchgeführt werden.

Leider gibt es bei Langzeitstudien eine große Unsicherheit, was die Finanzierung angeht. Die verantwortlichen Wissenschaftler verbringen daher einen Großteil ihrer Zeit mit der Beschaffung von Fördermitteln.

Darüber hinaus kann die Lebenserwartung des untersuchten Tieres die Dauer der Karriere oder die Motivation eines Wissenschaftlers übersteigen, was bedeutet, dass sowohl Finanzierungs- als auch Nachfolgepläne erforderlich sind.

Enormer Datenverwaltungsaufwand

Der erforderliche Datenverwaltungsaufwand bei Langzeitstudien ist enorm.

Neugeborenes Delfin-Baby
(Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

So hat beispielsweise das Team des Sarasota Dolphin Research Program im Rahmen seiner über 50-jährigen Studie über Große Tümmler mehr als 1,1 Millionen Identifizierungsfotos (ca. 184.000 individuelle Identifizierungsdatensätze von über 6.000 Tieren), 300.000 Stunden akustische Aufnahmen und fast 900 Blutproben gesammelt.

Darüber hinaus wurden im Rahmen der Beutestudien für diese Arbeit in fast 1.400 Ringwadenfängen über 770.000 Fische (141 verschiedene Arten) gefangen.

Die Werkzeuge zur Datenerfassung, -verwaltung und -analyse für diese Datenmenge existierten zu Beginn der Studie noch nicht, und die Forscher mussten diese Werkzeuge und Computerprogramme im Laufe der Zeit selbst entwickeln.

Experten in der Sarasota Bay
(Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

Wissenschaftliche Publikationen

Das Sarasota-Team hat im Laufe der Langzeitstudie 350 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht (durchschnittlich sieben pro Jahr).

Neue Untersuchungsmethoden

Ein weiterer Vorteil von Langzeitstudien an Meeressäugern ist die Anwendung experimenteller Methoden, die das Kernprogramm ergänzen.

So wird beispielsweise Drohnentechnologie eingesetzt, um den Körperzustand, das Sozialverhalten und die Habitatnutzung zu beurteilen sowie die individuelle Identifizierung bei zahlreichen Arten zu erleichtern.

Biochemische und andere Tests

In den letzten 60 Jahren wurden biologische Proben von freilebenden Meeressäugern für genetische Analysen, Schadstoffanalysen und Isotopenanalysen verwendet. Anschließend wurden analytische Techniken auf Fragestellungen zu Fortpflanzung (Hormone), Gesundheit und Krankheiten angewendet.

Heute werden sogenannte Hochdurchsatz-Molekularmethoden angewendet. Das sind moderne experimentelle Techniken in der Molekularbiologie, Biotechnologie und Genomforschung, die es ermöglichen, eine sehr große Zahl von biologischen Molekülen gleichzeitig zu untersuchen oder zu analysieren.

Nicklo ganz links (Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

Unterstützung durch Zoos

Eine erfolgreiche langfristige Aufrechterhaltung eines Forschungsprogramms wird am besten durch institutionelle oder gemeinschaftliche Unterstützung gewährleistet, sei es von Zoos und/oder Aquarien, Wissenschaftskonsortien oder engagierten gemeinnützigen Organisationen.

Institutionelle Unterstützung kann teilweise finanzieller Natur sein, was die Wissenschaftler langfristig absichert, am wichtigsten ist jedoch die Verpflichtung zur langfristigen Archivierung der Daten und aller biologischen Proben.

Kontinuität muss gewährleistet sein

Bei Arten mit sehr langer Lebensdauer können die biologischen Fragen möglicherweise erst in Zeiträumen beantwortet werden, die die Karriere eines Forschers übersteigen. Daher ist eine institutionelle Anbindung möglicherweise die einzige Möglichkeit, die Kontinuität vieler Studien über Jahrzehnte hinweg zu gewährleisten.

Spendenaktionen in Zoos

Zoos, Aquarien und akademische Einrichtungen können ihre Unterstützung mit ihrem Engagement für den globalen Naturschutz begründen, was wiederum den Spendenaktionen zugutekommen kann.

In dieser Hinsicht ist die öffentliche Unterstützung für langfristige Forschung von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn diese Programme genutzt werden, um die naturwissenschaftliche Bildung und die öffentliche Unterstützung für den Meeresschutz zu fördern.
(Quelle: Til death do us part? The critical value of long-term marine mammal studies)

Lesetipp

Die Delfine von der Sarasota-Bucht

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