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Delfin-Müll à la Morlok


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Meeresakrobaten, 11. Mai 2013

Bisher dachte ich, das „Schlagzeilen-Dreschen“ wäre nur eine Spezialität von Jürgen Ortmüller (Vorsitzender der Ein-Mann-Organisation WDSF). Doch auch Andreas Morlok, ebenfalls alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer einer Ein-Mann-Organisation (Pro Wal) steht Ortmüller auf diesem Gebiet in nichts nach.

Delfin-Lagune Nürnberg (Foto: Frank Blache)

Sieht so eine Müllhalde aus? (Foto: Frank Blache)

In einer Pressemitteilung nennt Letztgenannter die Delfin-Lagune eine „gefährliche Müllhalde“ (!!!!!). Er beklagt sich, dass bei seiner „Recherche“ am 5. Mai 2013 niemand die herumliegenden Essensreste, Verpackungen, Prospekte usw. aufgelesen hätte. Und als das Aufsichtspersonal den Müll schließlich eingesammelt hätte, wäre es schon „zu spät“ gewesen, denn der Wind hätte bereits Plastikmüll ins Becken geweht.

Der „Delfinschützer“ selbst war offenbar nicht in der Lage, die Gegenstände aufzulesen, obwohl es in diesem Areal aufnahmefähige Abfalleimer gibt. Auf diese Weise hätte Morlok aktiven Tierschutz vor Ort praktizieren können. Stattdessen wurde fotografiert, damit ein „spektakuläres“ Foto, das eine Plastikflasche im Wasser zeigt, an die Presse weitergegeben werden kann.

„Müllopfer“

Andreas Morlok berichtet in der oben erwähnten Pressemitteilung außerdem von Delfinen, die in der Vergangenheit angeblich an verschlucktem Müll verendet wären. Auf seiner eigenen Website führt er jedoch nur einen einzigen Fall auf. Dort kann man lesen, dass 1978 (also vor 35 Jahren!!!) offenbar bei einem verstorbenen Delfin Münzen im Magen gefunden worden waren. Als Todesursache wurde damals jedoch ein anderer medizinischer Befund angegeben.

Delfine sind sehr gut trainiert

Außerdem ist diese (Schein?)Sorge Morloks unbegründet. Die Nürnberger Delfine sind sehr gut trainiert. Sie fressen keine Gegenstände, die in die Becken fallen. Diese und andere wertvolle Informationen über die Großen Tümmler in Nürnberg erfährt man übrigens bei einem Blick hinter die Kulissen, den ich Delfinarienhassern dringend nahelege, bevor derartiger Müll an die Presse gegeben wird.

Arnie und Joker (Foto: Susanne Gugeler)

Arnie und Joker (Foto: Susanne Gugeler)

Arnie und Joker

Morlok mault außerdem, dass nicht alle sieben Delfine die sechs miteinander verbundenen Becken nutzen können. Dies hätte er bei seiner „Recherche“ – wie er seinen Besuch im Zoo groß tönend nennt – festgestellt.

Als vor ein paar Jahren das Delfinarium im Heidepark Soltau geschlossen wurde, war der Jubel unter den Delfinarienhassern groß. Dass man die Delfine, die dort gelebt hatten, aber zwangsläufig anderswo unterbringen muss, daran hatte keiner von ihnen gedacht. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ war die Devise.

Nun ist das Geschrei groß, dass die beiden Soltauer Arnie und Joker (beide wurden übrigens in Delfinarien geboren) von ihren Artgenossen getrennt leben. Hätte Morlok anstatt seiner oberflächlichen „Recherche“ auch hier einmal hinter die Kulissen geschaut, hätte er zu diesem Thema ebenfalls Nachhilfeunterricht bekommen.

Es wäre zu gefährlich, wenn man die beiden Bullen zu Moby ins Becken lassen würde. Eine junge Delfintruppe könnte eventuelle Rivalitäten gut klären, doch Moby ist einfach zu alt, als dass man ihm mögliche Kämpfe mit Arnie oder Joker zumuten könnte.

Im "Blauen Salon", Nürnberg (Foto: Rüdiger Hengl)

Im „Blauen Salon“, Nürnberg (Foto: Rüdiger Hengl)

Ruhender Delfin und Sonnenbrand

Ein ruhender Delfin wird von Andreas Morlok als „lethargisch“ bezeichnet. Aus meiner Sicht wieder eine Fehleinschätzung. Moby ist schon recht betagt. Da sei ihm ein Ruhepäuschen gegönnt.

Das Thema Sonnenbrand scheint ein beliebtes Thema bei Morlok (und auch Jürgen Ortmüller) zu sein. Zuerst kritisiert man, dass Delfine in einer Halle gehalten werden, dürfen sie dann raus, so ist das auch nicht recht, da sie ja Sonnenbrand bekommen könnten.

Mir ist in Deutschland kein Tier aus einem Delfinarium bekannt, das nachweislich einen Sonnenbrand hatte. Auch in freier Wildbahn kommen Delfine alle paar Minuten zum Atmen an die Wasseroberfläche hoch. Eine Gefährdung durch Sonnenbrand wäre eine „Fehleinrichtung“ der Natur.

Blitzlicht

Die Delfine waren in der Blauen Lagune „ständigem Blitzlicht“ ausgesetzt, protestiert Morlok weiter. Sein Besuch (bzw. seine „Recherche“) hat ihn offenbar auch unter die Beckenanlage geführt. In ständigem Blitzlicht würde sich vielleicht Morlok gerne sehen.

Dass das Blitzlichtverbot, welches im Blauen Salon herrscht, nicht immer eingehalten wird, kennt man von allen Zoos. Das ist keinesfalls löblich, doch ich glaube nicht, dass die Tiere hinter den dicken Scheiben davon allzu sehr beeinträchtigt werden.

Sturzflug (Foto: Rüdiger Hengl)

Sturzflug (Foto: Rüdiger Hengl)

Dass die Delfine wegen des Blitzlichts die tiefere Region des Beckens vermieden hätten, ist meiner Meinung nach eine reine Erfindung von Morlok. Es könnte doch auch sein, dass sie ihn und seine Delfinarienhasser-Truppe erkannt haben und sich deshalb aus dem Staub gemacht haben. Denn schließlich müssen sie wegen Menschen wie diesen befürchten, dass ihr Leben bei einem erzwungnenen Transfer in ein ausländisches Delfinarium aufs Spiel gesetzt wird.

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9 Kommentare

  1. Besucher, auch wenn sie gezahlt haben, haben sich in erster Linie an die Anweisungen des Personals zu halten. Tun sie das nicht, wären sie bei mir schneller wieder draußen als drin. Ich hoffe sehr, Nürnberg macht am Sonntag von seinem Hausrecht Gebrauch, wirft die Störer (im Interesse der friedlichen Besucher) raus und erteilt ihnen fortan Hausverbot. Morlok und Konsorten wollen doch eh nur provozieren.

    geschrieben von Rüdiger
  2. @Gaby Bühler: Auch andere in menschlicher Obhut lebende Tiere führen ein ganz anderes Dasein als in ihrer natürlichen Umgebung. Vor allem Säugetiere sind in der Lage, sich neuen Gegebenheiten gut anzupassen. Wenn reichlich Futter da ist, wenn sie durch keine Feinde bedroht werden, fühlen sie sich sicher. Wer gegen Delfinarien ist, muss konsequenterweise gegen jegliche Tierhaltung sein. Alles andere ist für mich Scheinheiligkeit.
    Wohlgemerkt, es gibt beträchtliche Unterschiede in der Tierhaltung. Die beiden deutschen Delfinarien sind europaweit sehr anerkannt und es gibt für mich keinen Grund, gerade diese beiden Einrichtungen zu schließen, mit der Folge, dass die Großen Tümmler, die zum großen Teil in menschlicher Obhut geboren wurden, in eine womöglich nicht so gut geführte Anlage verbracht werden. Delfinschutz hört nicht vor den Toren eines Delfinariums auf, auch die Großen Tümmler in den beiden deutschen Zoos müssen geschützt werden – vor wem, brauche ich ja hier nicht weiter zu erläutern.
    Ich selbst habe die Delfine im Roten Meer erlebt und auch schon viele andere Touren aufs Meer unternommen. Keine Frage: Einem Delfin in seiner natürlichen Umgebung zu begegnen, ist unbeschreiblich und man wird dabei von einem großen Glücksgefühl überschwemmt – immer und immer wieder. Doch leider muss man auch beobachten, dass die geliebten Meeressäuger immer öfter draußen auf dem Meer, von ihren "Liebhabern" aufs Schlimmste bedrängt werden. Sie schreiben ja selbst bei SimSim-Reisen darüber, dass die Delfine von anderen Anbietern regelrecht gejagt werden.
    Wir sollten schauen, dass den Tieren hier und dort mit Respekt begegnet wird.
    Ich verfluche keine Tierschützer. Ich warne nur vor Tierschützern, die durch spektakuläre Meldungen, die für sie dringend nötige Aufmerksamkeit erheischen, aber durch die erwiesenermaßen nicht ein einziger Delfin geschützt oder gerettet wurde. Wahrer Tierschutz kommt ohne Schlagzeilen-Drescherei aus. Da möchte ich nur an die vielen Einrichtungen an den Küsten erinnern, die gestrandeten Delfinen und anderen Kleinwalen helfen, sie gesund pflegen und – wenn möglich – wieder ins Meer entlassen (Beispiel Harderwijk/Niederlande).
    Übrigens, ich verklage keine Tierschützer, sondern nur Menschen, die durch ihre enorme Aggressivität gegenüber Andersdenkenden viel Übel anrichten.
    Auch ich bin gegen Wildfänge, aber das habe ich schon x-mal kundgetan. Doch in anderen Ländern wird das anders gesehen. In Asien und Russland boomt das Geschäft mit Delfinen. Ein Delfinarium nach dem anderen wird aus dem Boden gestampft. Dort kümmert sich keiner um die Anliegen einer Gaby Bühler o.Ä.

    geschrieben von Susanne
  3. Ich verstehe Herrn Morlok sehr gut. Wenn man schaut, wie tief Delfine abtauchen und wie lang sie beim ausruhen unten bleiben, nur ganz kurz auftauchen und schnell wieder runter. Im Delfinarium können sie nicht so weit runter tauchen. Schade, dass Sie das nicht verstehen. Bitte versuchen Sie mal, sich in die Lage der Delfine reinzuversetzen. Jeden Tag das gleiche langweilige Becken, nur künstliche Unterhaltung, die absolut nichts mit der Natur zu tun hat. Keine Pflanzen im Pool – schon mal gesehen, wie die Delfine sich verweilen an einem Reef, in den Wellen surfen? Auch wenn sie uns Tierschützer verfluchen und verklagen, es werden immer mehr nachkommen. Die Delfinarien sind ein Auslaufmodell. Es ist an der Zeit, diesen Wahnsinn zu stoppen. Wir haben so viele Möglichkeiten, die Delfine zu beobachten überall fast auf der Welt.

    geschrieben von Gaby Bühler
    1. Ein Delfin ruht beim Tauchen nicht aus! Wenn die Tiere Ruhe brauchen, legen sie sich im *Flachwasser* auf den Grund. Sehr gut zu beobachten in Nürnberg, wo der Senior Moby bisweilen in das flachste Becken schwimmt (knapp 1 m tief), und sich dort auf den Grund sinken lässt.
      Mal abgesehen davon, dass Delfine in freier Wildbahn nur extrem selten überhaupt so alt werden, wie Moby, haben sie diese Möglichkeit in freier Wildbahn nur in den seltensetn Fällen. Zum Einen besteht dort die Gefahr, sich auf Stechrochen oder anderes, (lebens-)gefährliches Getier zu legen, zum Anderen haben sie oft keine Möglichkeit, Flachwasserzonen zu erreichen, wenn sie keine Revierkämpfe riskieren wollen.

      Im "Whale-Watching" sehe ich absolut keine Alternative zu Delfinarien. Oder wollen Sie allein aus Nürnberg 1,2 Millonen Menschen zusätzlich auf dem Roten Meer haben? 30.000 zusätzliche Boote auf der "Jagd" nach Delfinen? Ganz abgesehen davon, dass sich die wenigsten Leute solche Reisen leisten können.

      Auch sind die Delfinarien keineswegs ein "Auslaufmodell" – die Fakten sprechen da eine eindeutig andere Sprache: Weltweit werden massenweise neue Delfinarien in Betrieb genommen (teilweise mit wirklich nicht tiergerechten Anlagen) und die deutschen Einrichtungen verzeichnen Besucherrekorde.
      Auch die (aus Tierschutzsicht katastrophalen) ägyptischen Delfinarien leben zum überwiegenden Teil von deutschen Besuchern!

      Wir können froh sein, dass uns ordentlich geführte, wissenschaftlich betreute Delfinarien in Deutschland und anderen Ländern der EU die Möglichkeit geben, diese wundervollen Tiere aus der Nähe zu beobachten und zu erforschen. Und das seit über 20 Jahren ohne einen einzigen Wildfang.

      geschrieben von Norbert
  4. Am 12.4.2008 hat der stellvertretende Tiergartenchef Helmut Mägdefrau dem „Tierschützer“ Morlok, wie Morlok selbst auf seiner HP berichtet, (http://www.walschutzaktionen.de/155501/405801.html) Hausverbot erteilt.

    Was hat dieser dann noch im Tiergarten zu suchen?

    Das Bild jedenfalls, das Morlok vor dem Schild „Bitte auf dem gesamten Areal der Delfinlagune und der Tribüne nicht rauchen“ zeigt (ebenfalls auf seiner HP veröffentlicht), entstand also eindeutig nach dem Ausspruch des Hausverbots. ( 2008 gab's die Lagune und auch das Schild noch nicht.)

    Ein Verstoß gegen ein Hausverbot kann meines Wissens u. U. den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs nach § 123 StGB darstellen, welcher mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft werden kann.

    Ich anstelle von Mägdefrau wüsste, was ich mit einem mutmaßlichen „Hausfriedensbrecher“, welcher zusätzlich kein gutes Haar am Tiergarten lässt, machen würde. Vielleicht bringt ihn eine Anzeige, die er ja so liebt, mal auf den "richtigen" Weg.

    geschrieben von Rüdiger
  5. Ist ja mal wieder eine "Sensationsmeldung" von Herrn Morlok…
    Ich selber habe im September letzten Jahres auch einen Nachmittag hinter den Kulissen im Delfinarium verbracht und konnte keine Quälereinen, Mängel, oder Ähnliches feststellen. Uns wurde ebenso erklärt, dass Arni und Joker mit Moby um den Rang kämpfen würden, was für den betagten Herren sicherlich nicht gut ist. Gerade wer sich die beiden jungen Bullen näher anschaut sieht, dass die beiden Brüder untereinander auch nicht zimperlich in Rangkämpfen miteinander umgehen. Delfine sind eben keine lächelnden Kuscheltiere, sondern Raubtiere mit einer sozialen Struktur und Rangordnung.

    geschrieben von Stephie
  6. Man hat fast schon den Eindruck, Morlok ist‘s langweilig und er geifert schon nach den nächsten Todesfällen, die er als (zumindest ehemaliger) Parapsychologe wohl in seiner Glaskugel sieht. Immerhin behauptet er, die nächsten Todesfälle seien schon vorprogrammiert.

    Wenn er schon als gemeinnützige uG Steuerbefreiungen genießt, hätte er wirklich aktiven Tier- und Umweltschutz betreiben und den Müll aufsammeln und entsorgen können. Stattdesssen aber lässt er fotografierenderweise zu, dass der Wind so lange Müll ins Becken bläst, bis es seiner Meinung nach „zu spät ist“. Sieht so Tierschutz aus? Meckern und motzen anstatt handeln?

    Ich könnte jetzt noch viel zu „Delfinbullen dürfen nicht zusammen“, „Sonnenbrand“ und „Blitzlicht-Flucht“ schreiben, das ist aber gar nicht erforderlich. Ein jeder, der sich ein bisschen auskennt, weiß, wo er solche Äußerungen einordnen muss.

    Dass es immer noch (kleine) Zeitungen gibt, die derartige „Pressemitteilungen“ veröffentlichen, ist bedauerlich. Deshalb fordere ich: Gebt diesen „Selbsternannten“ einfach kein Podium mehr und – mein Rat an Nürnberg – macht von eurem Hausrecht Gebrauch und werft Leute, die solchen Müll über euren Tiergarten verbreiten, einfach raus. Für immer!

    geschrieben von Rüdiger
    1. Natürlich werden in Nürnberg wieder Delfine sterben … da hat Herr Morlock absolut Recht.
      Nach übereinstimmender Meinung aller ernstzunehmender Experten leben auch Delfine nicht ewig. In freier Wildbahn werden Große Tümmler zwischen 25 und 35 Jahre alt, in ordentlich geführten Delfinarien zwischen 35 und 60 Jahre.

      Genauso gut und zuverlässig kann ich allerdings auch den Tod von Herrn Morlock mit 100%iger Sicherheit vorhersagen. Ich weiß nur nicht genau, wann. Vermutlich irgendwann zwischen seinem 60sten und 90sten Lebensjahr.

      Nun denn: Carpe Diem, Herr Morlock!

      geschrieben von Norbert
  7. Ich kapier das nicht ganz mit dem Müll. Ja, das ist schlimm, dass sich Menschen nicht daran halten – was aber hat das nun mit dem Delfinarium zu tun? Und was genau war "zu spät", als das Personal den Müll entfernt hat? Dass bereits eine Flasche im Becken schwimmt? Die wurde ja dann sicherlich auch entfernt? Gerade beim offenen Meer wird doch immer mehr die Umweltverschmutzung beklagt – da fischt niemand etwas für die Tiere heraus. Also, erneut: Was genau hat das nun mit etwas Negativen bezüglich des Delfinariums zu tun?!

    geschrieben von Sektenführer

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