Berichte

Über die Orca-Haltung auf Teneriffa


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Gast-Beitrag von Philipp J. Kroiß/15. Dezember 2013

Auswilderung – eine Option?

Nein, denn es glückte bisher keine Auswilderung eines langfristig in Menschenobhut gehaltenen Orcas.

Orca-Zunge (Foto: Rüdiger Hengl)

Orca in Antibes (Foto: Rüdiger Hengl)

Ein prominentes Beispiel einer missglückten Auswilderung ist der Versuch, Keiko, den durch den Film „Free Willy“ weltbekannt gewordenen Orca, wieder in die Wildbahn zu bringen.

Tiermediziner Finn Bernsten vom Norwegischen Institut für Naturforschung sagte schon kurz nach der Verbringung des Tieres in eine Bucht nach Norwegen: „Es grenzt an Tierquälerei, wenn Leute erreichen wollen, dass völlig an Menschen gewöhnte Tiere wieder wild werden sollen.“

Letztendlich scheiterte das etwa 20 Millionen Dollar teure Projekt. Der Wal fand keinen wirklichen Anschluss an eine Gruppe und war weiterhin auf Betreuung durch den Menschen angewiesen.

Dann eine Panne: Am 11. Juli 2002 war Keiko plötzlich unauffindbar. Drei Monate später dann entdeckte man, dass er ganz offensichtlich einem Fischerboot gefolgt war. Das Tier war zu diesem Zeitpunkt ausgehungert und musste in den Taknesfjord (Norwegen) gelockt werden, um es zu betreuen und aufzupäppeln. Dort wurde Keiko zur Touristenattraktion. Als Folge einer Lungenentzündung verweigerte er die Nahrungsaufnahme und verhungerte. Am 12. Dezember des Jahres 2003 starb Keiko 27-jährig. Wirklich als „ausgewildert“ zu bezeichnen, war er nie.

Morgan

Es kann also keine ernsthaft in Erwägung zu ziehende Option sein, die Tiere auszuwildern, weil es offensichtlich nicht funktioniert. Die Free Morgan Foundation setzt sich sinnbefreiterweise dafür ein, die 2010 gerettete Morgan auszuwildern. Morgan ist stark hörbehindert, wenn nicht sogar ganz taub.

Morgan (Foto: Philipp J. Kroiß)

Morgan
(Foto: Philipp J. Kroiß)

Es besteht gar nicht mal die theoretische Möglichkeit, dass das Tier selbstständig jagen oder sich einer Gruppe anschließen kann. Anders als im Loro Parque nimmt in der Wildbahn niemand auf sie Rücksicht.

Wenn die Auswilderung bei einem nicht hörgeschädigten Orca, der die körperlichen Voraussetzungen für eine Auswilderung hatte, schon nicht klappt, wird es wohl leider nicht möglich sein, dass Morgan erfolgreich ausgewildert werden kann. Man hat sie schließlich schon einmal von ihrer Gruppe verlassen und ausgehungert retten müssen. Eine Auswilderung kann also nicht tiergerecht sein.

Wenn es stimmt, dass Morgan einmal Teil eines norwegischen Pods war, dann ist sehr klar, dass sie an einer Jagd nicht teilnehmen kann. Orcas dort sind spezialisiert auf Heringe, die sie in der Gruppe jagen. Dabei kommunizieren sie untereinander und senden Laute aus (die übrigens Grindwale anlocken), um sich zu koordinieren. Nach allem, was wir über Morgan wissen, kann sie diese Laute nicht hören. Eine erfolgreiche Jagd in der Gruppe – wie es wild lebende Orcas aus Norwegen praktizieren – ist für Morgan durch die Hörschädigung leider nicht mehr möglich.

38 Kommentare

  1. Den Beitrag von Jenni Schmidt habe ich auf Bitten der Kommentatorin gelöscht.

    geschrieben von Jenni Schmidt

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