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Nachzucht von Delfinen in Japan


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Mutter und Kind vor Teneriffa
(Foto: Frank Blache)

Vor Zucht sollen Haltungsbedingungen verbessert werden

Aus den Ausführungen des Zuchtbuchführers wurde zudem deutlich, dass man beim Zooverband die Zuchtversuche einiger Delfinarien missbilligt und eigentlich von den meisten verlangt, zunächst einmal die Haltungsbedingungen selbst zu verbessern.

Eine logische Denkweise, denn die japanischen Delfinarien haben nicht wirklich ein Problem damit, die Weibchen auch auf natürliche Weise schwanger zu bekommen, sondern mit der Aufzucht der Jungtiere. Die Sterblichkeitsrate ist enorm hoch.

Meine Befürchtungen, dass die künstliche Besamung hier als Technologie missbraucht werden soll, um einfach nur die hohen Verlustzahlen durch verkürzte Zwischengeburtszeiten auszugleichen, wurde konkreter.

Anstatt auf teure und aufwendige Umrüstungen zu setzen, wollen viele Delfinarien in Japan wohl lieber einfach die Weibchen öfter besamen in der Hoffnung, dass bei mehr Geburten auch statistisch mehr erfolgreiche Aufzuchten herauskommen. Einfache Mathematik, die aber mit Tierwohl nichts mehr zu tun hat.

Ablehnung der Einladung

Wer aber steht nun hinter der Einladung zu dem Kongress? Da müsste ich jetzt rätseln, aber ein Professor für Aquakultur an einer renommierten japanischen Universität, mit dem ich bereits seit mehreren Jahren Kontakt habe, konnte mir ein paar Hinweise geben. Er meinte, die Einladung selber stamme wohl von einem der Delfinarien, die für ihre Alleingänge im Bereich der Reproduktion Unterstützung suchen.

An dieser Stelle war für mich die Zeit gekommen, mich für die Auskunft zu bedanken und dann die Einladung zum Kongress ohne weitere Angabe von Gründen abzulehnen. Manchmal hat man einfach keine Zeit, um nach Japan zu fliegen.

Für mich war hier entscheidend, dass sowohl der japanische Zooverband nicht souverän auftritt, es wohl viele Grabenkämpfe zwischen den einzelnen Einrichtungen gibt und man im Denken einfach noch nicht so weit ist, mittels Kooperation ein Zuchtprogramm aufzubauen, in dem Tierwohl und Gesundheit oberste Priorität haben.

Verwunderlich ist das in einem Land, in dem die Delfine anderenorts noch immer geschlachtet werden, sicher nicht. Aber ausschlaggebend für meine Entscheidung, weiterhin keinen Fuß auf japanischen Boden zu setzen.

Auf der nächsten Seite geht es um Delfinarien in Japan, die dem Weltzooverband den Rücken kehren.

1 Kommentare

  1. Hallo Benjamin, ich danke Dir für den interessanten Artikel und Deinen Einsatz für unsere Meeressäuger :-)

    geschrieben von Oliver

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