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Nachzucht von Delfinen in Japan


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Benjamin mit Großem Tümmler
(Foto: Benjamin Schulz)

Biologen-Blog von Benjamin Schulz, Teil 27
13. Mai 2019

WAZA-Position gegen Treibjagden in Japan, wie hat sich die Situation für Delfine dadurch geändert?

Hallo liebe Meeresakrobaten-Fans!

Heute möchte ich mal wieder einen Blick nach Japan werfen, dem Land, das für Delfinfreunde weltweit bislang immer die wohl schmerzvollsten Eindrücke vermittelt hat.

Keine Delfine aus Treibjagd in Europa

Über die grausamen Treibjagden dort auf Delfine gibt es regelmäßig Berichte in aller Welt, begleitet von Protestaktionen und Boykottaufrufen. Seit dem Film des Aktivisten Ric O’Barry „Die Bucht“ wird leider auch immer regelmäßiger die Haltung von Delfinen hier in Europa oder den USA fälschlicherweise mit dieser grausamen Tradition in Verbindung gebracht, obwohl nachweislich keine Delfine dort für Delfinarien der europäischen Haltungsprogramme gefangen wurden.

Tatsache ist aber, dass jedes Jahr eine zwar schwankende, jedoch durchaus hohe Zahl an Delfinen während der Treibjagden selektiert wird, um sie lebend an Delfinarien zu verkaufen, die zum größten Teil in Asien beheimatet sind.

Aktivisten sehen in diesem Handel mit lebenden Delfinen die sogar größte Einnahmequelle der Delfinschlächter und argumentieren, dass die blutige Tradition ohne diese Einnahmen wahrscheinlich längst nicht mehr in dem gegenwärtigen Ausmaß durchgeführt würde.

Gefangene Delfine (Foto: Boyd Harnell)

Ausschluss-Androhung durch WAZA

Auch aufgrund des öffentlichen Drucks hat sich deshalb der Weltzooverband WAZA durchgerungen, die Treibjagden insgesamt zu ächten, und den eigenen Mitgliedern unter Ausschluss-Androhung verboten, Delfine von dort zu beziehen. Stattdessen sollen die Delfinarien selbst nachzüchten.

Was für Delfinarien in Nordamerika und Europa keine Änderung bedeutet, da sie sowieso keine Tiere aus den Treibjagden erhalten haben, stellt für die japanischen Mitglieder des WAZA eine beachtliche Herausforderung dar: Denn für die Zucht fehlt in fast allen Delfinarien des Landes die notwendige Erfahrung und Ausrüstung, außerdem kostet sie mehr Geld. Japanische Medien bezeichnen deshalb diese Herausforderung für die Delfinarien als einen „Uphill-Battle“ und berichten bereits in zahlreichen Fällen von den Bemühungen einiger Delfinarien, mittels künstlicher Besamung Nachwuchs zu „produzieren“.

Wie die Präsentation von Jagdtrophäen

Auch japanische Tierärzte und Trainer erzählen fleißig auf privaten Blogs und den sozialen Medien von diesem Unterfangen, oft mit Bildern oder Videodokumentationen, die ich im Laufe der letzten Monate recherchiert habe. Leider auch eher in einem Stil, der mehr an die Präsentation von Jagdtrophäen erinnert als an seriöse wissenschaftliche Dokumentation. Ganz nach dem Motto: seht her, was ich kann und wie erfolgreich (oder weniger erfolgreich in vielen Fällen) unsere Arbeit ist.

Vielleicht liegt das aber auch eher an allgemeinen kulturellen Unterschieden, mich jedenfalls stört die Präsentation der Tiere als reine Forschungsobjekte.

Insgesamt wird sowohl inländisch als auch international vermittelt, dass man jetzt bei den japanischen Delfinarien auf Kooperation und Nachzucht setzen würde, auch um Ausschlüsse aus dem japanischen Zooverband (JAZA, als Tochterverband des WAZA) zu vermeiden. Davon sollen auch vereinzelte Austritte von Delfinarien nicht ablenken, denen die Zuchtarbeit wohl bereits von Beginn an zu aufwendig erschien und die sich deshalb freiwillig vom Zooverband abwandten, um weiterhin Delfine aus den Treibjagden beziehen zu können.

Thema der nächsten Seite: Äußerst geringe Erfolgsrate bei Nachzuchten.

1 Kommentare

  1. Hallo Benjamin, ich danke Dir für den interessanten Artikel und Deinen Einsatz für unsere Meeressäuger :-)

    geschrieben von Oliver

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