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Immer weniger Schweinswale


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Meeresakrobaten/1. August 2015

Schweinswale in der Nordsee (Foto: Susanne Gugeler)

Schweinswale in der Nordsee (Foto: Susanne Gugeler)

Das Wissenschaftsjournal PLOS ONE berichtete am 22. Juli 2015 über Chemie-Verunreinigungen in europäischen Gewässern.

Diese sind offenbar dafür verantwortlich, dass die Reproduktionsrate bei Schweinswalen (Phocoena Phocoena) in Großbritannien und den Niederlanden sinkt.

Bei den Schadstoffen handelt es sich vor allem um Polychlorierte Biphenyle (PCB), die in der Fettschicht vieler Meeressäuger nachgewiesen wurden.

Produktion wurde eingestellt

Da PCB das Immunsystem schädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können, wurde 1983 die Produktion dieser Schadstoffe in der Bundesrepublik Deutschland eingestellt. 1989 wurde die Anwendung verboten.

Ein striktes PCB-Verbot existiert in Wirklichkeit jedoch nicht, da chemischen Produkten weiterhin bis zu 50 mg/kg beigemengt werden dürfen.

PCB kamen in vielen technischen Geräten zum Einsatz. Außerdem finden sie als Hydraulikflüssigkeit, Kühlflüssigkeit, Schmiermittel und Flammschutzmittel Verwendung. Aber auch bei Farben, Lacken und Klebstoff kann man fündig werden.

Da PCB in der Umwelt extrem langsam biologisch abgebaut werden, begegnen uns die Schadstoffe heute noch in Bauten aus den Jahren 1965 bis 1975.

Trotz Verbots hohe PCB-Belastung

Toter Schweinswal (Foto: Susanne Gugeler)

Toter Schweinswal (Foto: Susanne Gugeler)

329 weibliche Schweinswale, die an englischen Küsten gestrandet waren, wiesen immer noch mäßig hohe PCB-Konzentrationen auf, obwohl dieser Stoff seit mehr als 30 Jahren in Großbritannien (wie auch in anderen Ländern) verboten ist. Die Studie umfasste einen Zeitraum von 22 Jahren (1990 bis 2012).

Forscher der ZSL (Zoological Society of London) kamen zu folgendem Ergebnis: Bei fast 20 Prozent der geschlechtsreifen Weibchen wurden Totgeburten nachgewiesen. Weitere 16,5 Prozent zeigten Tumore oder Infektionen an den Geschlechtsorganen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass es in den Gewässern von Großbritannien weniger trächtige Schweinswale gab als in Gebieten, die nachweislich mit weniger PCB belastet waren.

PCB-Belastung ist auch in den Niederlanden hoch

PCB haben vergleichbare toxische Eigenschaften wie Dioxin.

In den Niederlanden gilt zwar ebenfalls ein vollständiges Verbot der Produktion und Verwendung von PCB, doch das Umweltgift wird immer noch in den Böden nachgewiesen. Schließlich wurde es über 50 Jahre lang in Industrie und Technik angewandt.

Schweinswal (Foto: Michael Hillmann)

Schweinswal
(Foto: Michael Hillmann)

Wie bereits oben erwähnt, sind PCB nur schwer biologisch abbaubar. Daher findet man sie vor allem in Tieren, die am Ende der Nahrungskette stehen – wie in großen Fischen, Robben oder Schweinswalen.

Oft wird der Schadstoff erst wirksam, wenn die belasteten Tiere – infolge geringen Nahrungsangebots – ihren Fettvorrat aufbrauchen. Die Tiere können dann krank werden und sterben.

Das Fleisch der Tiere kann so sehr mit PCB belastet sein, dass die Kadaver als Sondermüll behandelt werden müssen …

Auch für den Menschen verheerende Folgen

Auch für den Menschen hat eine Vergiftung durch PCB verheerende Folgen. Es kann Leberschäden verursachen und Krebs fördern. Auch eine Belastung des Immunsystems wurde festgestellt. Der Hormonhaushalt kann durcheinandergebracht werden – das betrifft sowohl die Sexual- als auch die Schilddrüsenhormone. Unfruchtbarkeit kann die Folge sein.

Katastrophen

Vor allem nach Umweltkatastrophen wurden vermehrt Krankheiten und Unfruchtbarkeit bei Mensch und Tier festgestellt.

So wurde zum Beispiel 1968 in Japan durch ein Leck im Kühlsystem Reisöl verschmutzt. Die Menschen, die Reisöl zu sich nahmen, bekamen Chlorakne, Ödeme und tödliche Leberschäden. Das PCB drang auch durch die Plazenta und kontaminierte das Ungeborene.
(Quellen und weitere Informationen: PLOS ONE und Schadstoffberatung)

Weitere Informationen über Schweinswale sowie deren Bedrohungen findest du hier.

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