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Mit Delfinen verantwortungsvoll umgehen


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Michael Stadermann/Meeresakrobaten, 19. Juni 2013

Michael Stadermann ist Taucher mit Leib und Seele. Da er die Unterwasserwelt des Roten Meeres (speziell in den Gewässern vor Hurghada) sehr gut kennt, liegt ihm der Schutz dieser sensiblen Öko-Nische sehr am Herzen.

Delfine aus der Ferne ... (Foto: SimSim-Reisen)

Delfine aus der Ferne … (Foto: SimSim-Reisen)

Der gebürtige Hesse ist mittlerweile einem breiten Publikum bekannt. Zusammen mit seiner Kollegin Angela Ziltener spielte er – neben vielen Delfinen – die Hauptperson in dem von ARTE ausgestrahlten Dokumentarfilm Adoptiert von Delfinen.

Delfine werden von Touristenbooten gestört

Für Michael ist es ein großes Anliegen, die Delfine von Hurghada gegen ein immer größer werdendes Touristenaufkommen zu schützen. Dabei will er keinesfalls die Begegnung von Mensch und Delfin verhindern, sondern lediglich für einen verantwortungsvollen Umgang mit den wilden Tieren werben.

Leider hat Michael allzu oft mit ansehen müssen, wie manche Delfin-Safari-Boote den Großen Tümmlern von Hurghada zu sehr auf den Leib rücken. Wenn die Delfine gerade dabei sind, ihre Babys zu stillen, Hautpflege zu betreiben, mit Muscheln und Korallen zu spielen, miteinander zu kuscheln oder ein Liebesspiel zu beginnen – werden sie bei ihrer Tätigkeit abrupt unterbrochen, wenn ein Touristenboot angerast kommt.

„Die Delfine verändern bei derartigen Störungen ihr natürliches Verhalten“, erklärt Michael. „Sie schwimmen meist nur noch hin und her. Ein paar Halbwüchsige versuchen noch ein paar Ablenkungsmanöver, damit die ins Wasser hechtenden Schnorchler der Delfin-Gruppe fernbleiben.“

Verletzungen durch Zodiac-Propeller

Michael erzählte den Meeresakrobaten, dass er und seine Kollegen einige Tümmler mit tiefen Schnittwunden beobachtet haben. Diese lebensgefährlichen Verletzungen stammten alle von Zodiac-Propellern.

Delfine vor Hurghada (Foto: S. Gugeler)

Delfine vor Hurghada (Foto: S. Gugeler)

Schlauchboote sollten verboten werden

Der passionierte Taucher und Delfin-Schützer fordert, dass Touristenboote mehr Abstand zu den Delfinen halten müssen und Schlauchboote ganz verboten werden (siehe dazu auch den Meeresakrobaten-Beitrag Ausflugsboote stressen Delfine).

Von den ägyptischen Behörden wird dazu gerade ein neuer Code of Conduct erarbeitet. Das sind Richtlinien, die festlegen, wie, wann und wo sich den Delfinen genähert werden darf.

Schon jetzt wird das Verfolgen von Delfinen im Roten Meer mit 10.000 Ägyptischen Pfund (ca. 1.000 Euro) bestraft.

Taktvolle Annäherung

Die ägyptische Umwelt-Organisation HEPCA hat vor einigen Tagen einen neuen Delfin-Begegnungs-Flyer veröffentlicht. Darin werden alle Touristen und Bootsfahrer aufgefordert, sich an ein paar Richtlinien zu halten, um die Delfine nicht zu gefährden und sie nicht allzu sehr zu stören.

Dazu gehört:
* Niemals Mutter und Kalb voneinander trennen!
* Fanous, Shaab El Erg („Dolphin House“) und Abu Nugar sind Ruhegebiete der Delfine. Sie schlafen dort. Also dort nicht stören!
* Boote müssen immer 30 Meter Abstand zu den Delfinen einhalten.
* Sobald Delfine da sind, die Geschwindigkeit auf 7 km/h drosseln.
* Leise sein!
* Den Delfinen nicht hinterher jagen, wenn man als Schnorchler im Wasser ist.
* Tauch-Scooter (mit Akku betriebene Fortbewegungsmittel unter Wasser) sind verboten.
* Das Berühren der Delfine ist streng verboten!
* Keinen Müll ins Meer werfen!
* Die Delfine nicht füttern!

Nur wenn sich der Tourist wie ein Gast im Meer aufführt, kann es zu befriedigenden Begegnungen zwischen Mensch und Tier kommen …

Video- und Lesetipps

* Code of Conduct
* Im Land der Pharaonen und Delfine
* Delfine im Roten Meer werden belästigt (Film)

4 Kommentare

  1. Wie ist den der Stand heute zu den Tauchscootern? Sind die etwa verboten im roten Meer?
    Vielen Dank.

    Gruß
    Alex

    geschrieben von Alexander
    1. Laut Code of Conduct sind Tauchscooter als Annäherungsmittel an Delfine verboten. Das ist zumindest der letzte Stand, den ich kenne, Alex.

      geschrieben von Susanne
  2. Was in diesem "Code of Conduct" nach meiner Meinung unbedingt fehlt, sind Schutzringe um die Bootspropeller (sog. Kort-Düsen). Diese verhindern bei einer Annäherung, dass der scharfkantige Propeller Schnittwunden verursacht und schützt so nicht nur Delfine und Seekühe vor Verletzungen, sondern im Zweifelsfalle auch Schwimmer und Taucher.

    In Australien sind diese Schutzringe offenbar schon seit Langem vorgeschrieben – jedenfalls habe ich in letzter Zeit bei allen Unterwasseraufnahmen von Freizeitbooten aus Australien diese Kort-Düsen gesehen. Und zwar sowohl bei den dort gedehten TV-Kinderserien (H2O, Mako Mermaids, usw.), als auch bei den Videos über die Delfine von Port River.

    Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Kort-Düsen ist übrigens ein verringerter Treibstoffverbrauch und ein Schutz des Propellers gegen Treibgut und bei Grundberührung … http://de.wikipedia.org/wiki/Kortd%C3%BCse

    geschrieben von Norbert
    1. Vielen Dank Norbert für die Info. Das halte ich auch für eine gute Sache! Auch wenn die Ingenieure, die diesen Schutzring in den 1930er-Jahren erfunden hatten, dabei wahrscheinlich noch nicht an das Wohl der Meerestiere gedacht hatten, sondern eher an ein besseres Strömungsverhältnis und an den Schutz des Schiffes vor Treibgut (wie ich in Wikipedia gelesen habe ;o)) Aber mir leuchtet es ein, dass so ein Ring Verletzungen bei Walen und Delfinen und anderen Meerestieren ausschließen oder zumindest reduzieren kann …

      geschrieben von Susanne

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