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Ausflugsboote stressen Delfine


Wer denkt bei den nun immer länger werdenden Tagen nicht schon gerne an seinen Urlaub, der vielleicht bereits bald ansteht. Viele Urlauber nützen die schönste Zeit des Jahres, um Delfinen und Walen ganz nah zu sein.

Susanne Gugeler

Es gibt im Süden Teneriffas viele Anbieter von Whale-Watching-Touren

Ruhephasen fallen kürzer aus

Der Verhaltensforscher Professor Robert Harcourt von der Macquarie University/Australien trübt jedoch ein wenig die Freude auf die Begegnung mit Delfinen in ihrem Lebensraum.

Er hat nämlich herausgefunden, dass die Delfine gestresst sind, wenn sich Ausflugsboote nähern. Ihre Ruhephasen fallen wesentlich kürzer aus oder entfallen gänzlich, da sie sich von den Beobachtern gestört fühlen. „Sie ruhen nicht, wenn es Ausflugsboote in ihrer Nähe gibt“, sagt Harcourt. „Langfristig reagieren die Tiere sehr gestresst.“

Beobachtungen in Australien

Harcourt und seine Kollegen untersuchten die Auswirkungen der kommerziellen Delfin-Watching-Boote von August 2008 bis August 2009 im australischen National-Marine-Park Port Stephens in New South Wales. Dort lebt eine kleine Population von Indopazifischen Großen Tümmlern (Tursiops aduncus).

Im Jahr 2008 kamen offenbar mehr als 270.000 Besucher nach Port Stephens und mehr als 80 Prozent von ihnen nahmen an Delfin-Exkursionen teil.

Sobald sich ein Ausflugsboot bis auf 100 m näherte, stellten die Delfine ihre Ruhephase ein.

Wenn sich die Boote in einem Umkreis von 50 Metern den Delfinen näherten, verbrachten die Tiere 66,5 Prozent weniger Zeit für die Futtersuche und 44,2 Prozent weniger Zeit für Geselligkeit.

Boote fahren zu dicht an neugeborene Delfine heran

Die Forscher fanden außerdem heraus, dass die Boote viel zu dicht an Delfin-Mütter und deren Kälber heranfuhren.

Die negativen Auswirkungen, die Besuche im Meer auf die Delfine haben, bemerkt der begeisterte Tourist natürlich nicht, da er sich nach spätestens einer halben Stunde wieder von einer Delfingruppe entfernt.

Delfin-Exkursion-Industrie wehrt sich

Bereits eine Erweiterung der Annäherung auf 150 (statt 50) m würde den Delfinmüttern, die ein Kalb bei sich führen, nutzen. Doch für die Anbieter von Delfin-Exkursionen ist dieser Abstand zu groß. (150 m sind etwa eineinhalb Längen eines Fußballfeldes). Seit 2006 ist es erlaubt, sich einer Delfingruppe bis auf 50 m zu nähern.

Geld verdienen mit Alternativen

Die australische Delfin-Exkursion-Industrie schlägt andere Verbesserungen vor. So will sie die Zeit, in der sich ein Boot in der Nähe von Delfinen befinden darf, verkürzen und auch die Anzahl der Boote, die sich gleichzeitig bei den Tieren aufhalten dürfen, verringern (im Moment halten sich bis zu 15 Boote – darunter auch private Sportboote – gleichzeitig bei den Delfinen auf). Die Ausflugsanbieter wollen außerdem bestimmte Areale nicht mehr befahren.

Delfin-Beobachtung stresst auch anderswo die Delfine

Die Forscher mahnen, dass es nicht nur in australischen Gewässern für die Delfine Stress bedeutet, wenn sich die Ausflugsboote nähern, sondern überall auf der Welt, wo an der Küste Delfin-Exkursionen angeboten werden.
(Quelle: ABC Science)

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