Berichte, Biologen-Blog

Mensch und Delfin: eine ganz besondere Beziehung


Serie von Benjamin Schulz, Teil 7
4. Mai 2015

Empathie oder Logik

Delfine berühren sich gerne. (Foto: Rüdiger Hengl)

Delfine berühren sich gerne.
(Foto: Rüdiger Hengl)

Im Grunde gibt es für uns nur zwei Wege, Gefühle bei anderen Arten wahrzunehmen: den emotionalen, bei dem wir sozusagen „mitfühlen“ – das funktioniert über Empathie -, oder den wissenschaftlichen Weg, bei dem wir Reaktionen auswerten, die man objektiv messen kann – bei dem wir uns also über die Logik dem Thema annähern.

Der erste Weg ist uns möglich, weil die Natur uns die Fähigkeit gegeben hat, die Gefühle anderer zu erkennen und zu deuten.

Für eine soziale Art wie die unsere ist das evolutionstechnisch auf jeden Fall enorm wichtig. Und da Delfine auch sehr sozial sind, kann man durchaus annehmen, dass sie eine ähnliche Fähigkeit besitzen.

Also hat der Weg über die Empathie durchaus seine Berechtigung. Aber leider auch eine hohe Fehlerquote bei der Erkennung schon innerhalb der gleichen Art.

Fühlen wird mit Denken verwechselt

Menschen sind oft überrascht und schockiert, wenn sie erkennen müssen, wie unterschiedlich sich schon Menschen anderer Nationen, Religionen oder Herkunft verhalten. Oft entspricht das so gar nicht den „gefühlsmäßigen“ Erwartungen. Warum? Weil genau hier eben das „Denken“ mit dem „Fühlen“ verwechselt wird.

Abseits der grundlegenden Gefühle, die viele Lebewesen teilen, bestimmt nämlich das „Denken“ unser „Fühlen“. Und jeder Mensch denkt halt anders.

Beispiel: Delfinjagd in Taiji/Japan

Das Ganze ist sehr abstrakt, deswegen möchte ich ein Beispiel bringen: Die Delfinjagd in Taiji/Japan.

In Tokio wird Walfleisch verkauft. (Foto: S. Gugeler)

In Tokio wird Walfleisch verkauft.
(Foto: S. Gugeler)

Was ich selbst für abscheulich halte, und auch viele andere die dagegen protestieren, ist den Fischern selbst dort völlig egal. Da verzweifelt man als Delfinfreund schon oft dran, weil man einfach nicht verstehen kann, warum diese Leute dort nicht dasselbe fühlen wie wir.

Um das verstehen zu können (Verstehen heißt nicht Verständnis dafür haben), muss man zuerst wissen, warum man sich selber bei dem Anblick der Massenschlachtungen so elend fühlt: nur weil man das Wissen über Delfine hat, dass sie intelligent sind und sensibel.

Außerdem haben wir die Delfine hier in den westlichen Ländern über Jahrzehnte als freundliche und friedliche Wesen wahrgenommen.

Wie das Denken das Fühlen beeinflusst

Dies hat unser Denken über die Tiere geändert, und das Denken wiederum hat unsere Gefühle beeinflusst. Dem muss sich jeder bewusst werden: Ohne dieses Wissen würden wir kein Mitgefühl für diese Tiere empfinden. Sie wären uns egal. Genauso wie sie den Fischern in Japan egal sind, die Delfine seit Jahrhunderten als Fische betrachten, als Jagdbeute und als Nahrungskonkurrenten. Für Mitgefühl ist da kein Platz, weil auch hier das Denken die Gefühle bestimmt.

Aber gut, weg von diesem emotionalen Exkurs und zurück zum Thema. Was wir in Bezug auf Tiere „fühlen“, ist in Wahrheit häufig „denken“.

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