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0 Sterne für „Spürhündin“ Nina


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Meeresakrobaten, 11. Oktober 2015
Nachlese zur Sendung „Mario Barth deckt auf“ vom 7. Oktober 2015

Plakat in Nürnberg (Foto: Susanne Gugeler)

Plakat in Nürnberg (Foto: Susanne Gugeler)

Unter dem Motto „Nicht Rumlabern, sondern Hose runter!“ gibt Mario Barth in seiner Comedy-Show „Mario Barth deckt auf“ sehr viel Derb-Witziges von sich.

Hier werden – laut RTL – Fälle von Steuerverschwendung mit versteckter und offener Kamera süffisant und witzig dokumentiert.

Falsche Fährte

„Ja und?“, werden manche von euch denken. „Was hat eine Comedy-Show mit Delfinen zu tun?“ Eigentlich nichts …

Doch neben „dem Milliardengrab Stuttgart 21“ und dem kostspieligen „G7-Treffen in Elmau“ war auch die Delfin-Lagune des Nürnberger Tiergartens Thema der Sendung.

RTL hatte seine „Spürhündin“ Nina Heinemann losgeschickt, um bei der 2011 eröffneten Delfin-Lagune angebliche Geldverschwendung nachzuweisen.

Dass die Fährte ins Leere führte, hat der aufmerksame Zuschauer am Sendetag von „Mario Barth deckt auf“ aber sehr schnell realisiert, zumal die Kosten schon längst und oft genug in der Öffentlichkeit kommuniziert worden waren. Es gab also nichts „aufzudecken“.

So wurde dem Publikum am 7. Oktober 2015 kein Fall von Steuerverschwendung (so lautet ja das Thema der Mario-Barth-Sendung) präsentiert, sondern vor allem eine billige Werbesendung für das WDSF – einer Spendenorganisation, die sich offenbar als oberstes Ziel gesetzt hat, die beiden Delfinarien in Nürnberg und Duisburg zu schließen.

Nina vergibt zunächst 5 Sterne

Nina Heinemann ist eigentlich als TV-Hoteltesterin unterwegs und vergibt in dieser Rolle entsprechend mehr oder weniger Sternchen an die jeweils besuchte Ferieneinrichtung. Ähnlich „originell“ verfuhr sie mit der Delfin-Lagune.

1 Stern Abzug (Foto: Rüdiger Hengl)

Erster Stern-Abzug
(Foto: Rüdiger Hengl)

Die „Luxus-Flipper-Club-Anlage“, wie Nina Heinemann Deutschlands einziges Freilandbecken für Delfine nannte, versah sie im Einspielfilmchen (Nachtrag vom 17. Oktober 2015: Unter diesem Link ist der Film inzwischen nicht mehr erreichbar …) anfangs mit 5 Sternen. Doch im Verlauf ihrer Berichterstattung entzog sie der Lagune einen Stern nach dem anderen.

Sternen-Vergabe und -Abzug durch die Meeresakrobaten

Bei den Meeresakrobaten will ich ähnlich verfahren.

Starten wir also zunächst auch mit 5 Sternen für die Comedy-Show von Mario Barth sowie den „Delfinarien-Check“ mit der „Spürhündin“ Nina Heinemann (Nachtrag vom 17. Oktober 2015: Unter diesem Link ist der Film inzwischen nicht mehr erreichbar …). Beides wurde – wie bereits erwähnt – am 7. Oktober 2015 in RTL ausgestrahlt.

(Die anfangs vergebenen 5 Sterne sind selbstverständlich nur als Witz gemeint, denn nach meinem Geschmack ist das Konzept „Mario Barth deckt auf“ ganz und gar nicht und hätte – wenn überhaupt – nur einen Stern verdient!)

1. Stern-Abzug: Kein Fall fürs Schwarzbuch

In seiner Sendung bekommt Mario Barth sachlichen Beistand vom Präsidenten des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel. Dieser zitiert Fälle aus dem Schwarzbuch. In diesem Werk wird aufgezeigt, bei welchen Projekten des Bundes oder der Kommunen es sich um Steuerverschwendung handelt. Komisch nur, dass die Delfin-Lagune darin gar nicht vorkommt, diese aber trotzdem ein Thema des Abends war …

Hierzu kann man im Blog von Ute Wolf (sie ist Redakteurin der Nürnberger Zeitung) Folgendes lesen:

„Und so hatte sich auch der Bund der Steuerzahler, der mit seinem Präsidenten Reiner Holznagel regelmäßig bei Mario Barth zu Gast ist, vorab via Facebook auf die Frage eines Users folgendermaßen geäußert: ‚Einige Fälle von Steuergeldverschwendung, die bei ‘Mario Barth deckt auf’ gezeigt werden, stammen aus dem alljährlichen Schwarzbuch von uns. Dieser nicht (Anmerkung Meeresakrobaten: gemeint ist die Nürnberger Delfin-Lagune).'“

Regenwald-Haus im Nürnberger Tiergarten (Foto: Susanne Gugeler)

Regenwald-Haus im Nürnberger Tiergarten
(Foto: Susanne Gugeler)

Manati im Regenwald-Haus (Foto: Susanne Gugeler)

Manati im Regenwald-Haus
(Foto: Susanne Gugeler)

Liegt das wohl daran, dass nur ein minimaler Teil der Gesamtbaukosten für die Delfin-Lagune und das Manati-Haus (auch Regenwald-Haus genannt) zu Lasten der Steuerzahler ging und von Verschwendung gar keine Rede sein kann?

Tierschützer wollen offenbar keine Haltungsverbesserung

„Den Löwenanteil der Gesamtkosten von 31 Millionen Euro (Anmerkung Meeresakrobaten: für die Delfin-Lagune und das Regenwald-Haus) finanziert der Tiergarten entsprechend einer Vereinbarung mit der Stadt Nürnberg über Zinstilgung über einen jährlichen Budgeteinbehalt von derzeit rund einer Million Euro. 7,7 Millionen Euro stammen aus Spenden, und 3,5 Millionen Euro kommen aus dem gesamtstädtischen Haushalt zur Deckung der angefallenen Mehrkosten. Es sind also bisher lediglich 3,5 Millionen Euro an Steuergeldern in die Lagune geflossen.“ (Quelle: Blog von Ute Wolf)

Dass sowohl den Delfinen als auch den Manatis durch den Bau der Lagune und des Regenwald-Hauses ein wesentlich größeres Areal zur Verfügung steht als noch vor 2011, scheint die Hoteltesterin nicht zu würdigen. Findet Nina Heinemann eine Optimierung der Delfinhaltung – die man selbstverständlich nicht umsonst haben kann – also schlecht?

Der verhältnismäßig kleine Betrag an Steuergeldern ist außerdem durchaus gerechtfertigt, wenn man daran denkt, dass die Lagune sehr viele Touristen anlockt und damit auch das Geschäft in Franken ankurbelt.

Auf der nächsten Seite geht es um die billige Werbung für eine Spendenorganisation.

8 Kommentare

  1. Der auf Seite 1 des Meeresakrobaten-Berichts angesprochene Einspielfilm betreffs der „Luxus-Flipper-Club-Anlage“ ist über den angegebenen Link nicht mehr aufrufbar. Auch ist er für mich seit heute weder in einer Mediathek noch sonstwo zu finden. Interessanterweise ist der Film aber auf der Facebook-Seite von Jürgen Ortmüller, des Geschäftsführers des WDSF zu sehen. Eingestellt am 10. Oktober 2015 um 21:07 Uhr. Hat Jürgen Ortmüller irgendwelche Sonderrechte?

    geschrieben von Rüdiger
  2. Interessant, dass der Einspielfilm, der Nina Heinemann in Nürnberg zeigte nun (17.10.2015) nicht mehr abrufbar ist. Soll was vertuscht werden? Ist inzwischen bereits die Landesmedienanstalt aktiv gewesen, weil der Film aus journalistischer Sicht nicht in Ordnung war? Kann sich jeder seinen Teil denken. Mir jedenfalls liegt der Film auf Festplatte vor.

    geschrieben von Rüdiger
  3. P.s. sorry, meine Tippfehler, ich sollte lieber am Computer schreiben, statt mit dem Mini-Handy

    geschrieben von May
  4. Super dargestellt! Ich hoffe, viele lesen es und prüfen selbst alle Punkte, denn selbst erarbeitetes Wissen bildet und macht echte und fundierte Meinung aus. Vor Allem die missionierenden Freunde der Haupt-Delfinariengegner, da hoffe ich, dass sie erkennen, wie da mittels konstruierter ‚Wahrheiten‘ Meinung gemacht wird und damit letztendlich echter Tierschutz vermieden wird. Wer genug recherchiert und nachforscht wird es sehen / erkennen. Und wer will denn nicht, dass seine Empathie und daraus resultierende Spenden und Mühen echte Früchte tragen FÜR Tiere, due reles Leid erfahren und nicht nur zur Meinungsmache aus Beweggründen, due such mir nicht erschließen, benutzt werden. Echtes Tierleid gibt es leider genug. Da brsuchen Menschen NICHTS erfinden ubd dafür Photoshop und andere Programme bemühen.

    geschrieben von May
  5. Sehr gut dargestellt, das Ganze. Ich konnte nicht verstehen, wie so etwas gesendet werden konnte. 0 Recherche und dann Forderung nach Delfinatienschließung aufgrund von Falschbehauptung! Führt jeglichen Tierschutz ad absurdum, dann noch die Luftballon-Aktion. Ich dachte nur:“Plastikmüll am Meer? Das ist ja Hohn!“
    Kenne Barth nicht, sah nur den Ausschnitt, er ist zwar Comedian aber nun für mich mit Stempel:dumm!

    geschrieben von Marie
  6. Es ist immer wieder erstaunlich, wie beharrlich die Manati-Seekühe ignoriert werden, obwohl diese Tiere in der Natur wesentlich stärker bedroht sind, als die Großen Tümmler. Wenn man die Haltung der Delfine vor dem Bau der Lagune durchaus kritisieren konnte, so war die Haltung der Seekühe damals absolut grenzwertig.
    Und wenn von den Kosten der Lagune die Rede ist, fällt das Tropenhaus samt Manati-Becken regelmäßig „hinten runter“ – und das, obwohl es einen ganz erheblichen Teil der Baukosten verschlugen hat.

    Außerdem sollte Herr Mario Barth ruhig einmal das Gebaren sogenannter Delfinschutzorganisationen durchleuchten – da gibt es schon bei einer einzigen Organisation (die Herr Mario Barth nach seiner „Recherche“ auch durchaus bekannt sein müsste) nach meiner Meinung erheblich mehr Unstimmigkeiten zu entdecken, als im gesamten Tiergarten Nürnberg. Und ich kann mir auch sehr gut vorstellen, wie man diese Feststellungen durchaus unterhaltsam aufbereiten kann (ich denke da beispielsweise an die Behauptung, rund um die Färöer-Inseln Pinger versenkt zu haben – offenbar, ohne je dort gewesen zu sein, oder gar eine entsprechende Zahl an Geräten beschafft zu haben – oder die fehlenden Rechenschaftsberichte über den Verbleib der Spendengelder).

    geschrieben von Norbert
  7. Hallo Dani,

    nein, der Rundfunkrat ist nur zuständig für öffentlich rechtliche Sendeanstalten.

    Für Privatsender wie RTL, SAT1 usw. sind die Landesmedienanstalten zuständig, die man zentral über „http://www.programmbeschwerde.de/“ erreichen kann.

    „Programmbeschwerde“ leitet die Beschwerde dann an die zuständige Landesmedienanstalt weiter.

    Wenn Du der Meinung bist, dass da was „falsch“ lief und du etwa dagegen unternehmen willst, kommst Du über diesen Link direkt in ein Online-Beschwerde-Formular http://www.programmbeschwerde.de/beschwerde/

    Viel Erfolg!

    geschrieben von Rüdiger
  8. Ist es nicht ein Fall für den Rundfunkrat, wenn offenkundige Falschinformationen verbreitet werde?

    geschrieben von Dani

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