2. Fall: Billiges Youtube-Filmchen
Man braucht nur eine Videokamera und schon kann man eine kurze unsinnige Botschaft im Namen von PETA aufzeichnen und auf YouTube hochladen.
So hat es der Comedian Kaya Yanar gemacht. Seine Aussage: „Delfinarien braucht kein Mensch. Und schon gar kein Delfin.“
Und nun wundert er sich, dass dazu auch viel Kritik kommt. Was erwartet er denn? Dass außer den sowieso merkwürdigen PETA-Anhängern und anderen Tierrechtsextremisten ihm irgendwelche Leute dafür gratulieren?
Gruseliger geht es kaum
„Toll, Herr Yanar, Sie haben sich gerade fünf Minuten von zu Hause für eine Organisation eingesetzt, die nachweislich Tiere nicht schützen, sondern ausrotten will.“
Zehntausende Haustiere hat die Organisation in den USA in ihren Auffanglagern getötet und als Abfall entsorgt. Es wurden in den meisten Fällen nicht einmal Versuche unternommen, diese Tiere zu vermitteln.
Die Mitbegründerin und Leiterin der Organisation Ingrid Newkirk hat selbst schon verstörende Interviews gegeben, in denen sie von den Tausenden Tieren erzählt, die sie selbst getötet hat. Alleine zwischen dem Kaffee und der Mittagspause. Gruseliger geht es kaum.
Ist das noch Meinungsäußerung?
Und die Aussage von Yanar selbst? Ich zitiere noch einmal: „Delfinarien braucht kein Mensch. Und schon gar kein Delfin.“
Diese Aussage ist arrogant und überflüssig. Das ist keine reine Meinungsäußerung mehr. Das kann es nicht sein, wenn ein einzelner Mann sich einbildet, er müsste den Tausenden begeisterten Besuchern der Delfinarien jedes Jahr einreden, dass diese das eigentlich nicht brauchen.
Die meisten Menschen haben nicht das Geld noch die Zeit, um dreimal pro Jahr in die Karibik zu reisen, um dort Delfine im Freiland zu beobachten. Wenn man dann von Prominenten hören muss, dass man das alles gar nicht braucht, kommt das nicht wirklich gut an. Und welche Überraschung: selbst in der Karibik gibt es viele Delfinarien trotz großer Freilandvorkommen. Der Bedarf scheint also trotz der Aussagen von Yanar zu existieren.
Braucht wirklich kein Delfin ein Delfinarium?
Aber wie sieht es mit den Delfinen aus? Braucht wirklich kein Delfin ein Delfinarium?
Wenn Yanar sich mit der Sache wirklich beschäftigt hätte, gäbe es diese Aussage nicht. Denn sie ist ebenfalls unlogisch. Denn eines vergisst Herr Yanar genau wie alle Delfinariengegner: Die Delfinarien sind nun mal da. Und zwar nicht erst seit gestern, sondern seit mehr als einem halben Jahrhundert.
Tiere sind dort zur Welt gekommen, wurden dort aufgezogen, haben selbst wieder Nachwuchs bekommen und auch dieser wurde aufgezogen.
Die meisten Delfine in menschlicher Obhut sind keine wilden Delfine mehr
Diese Tiere sind keine wilden Delfine mehr! Sie haben Familien, Beziehungen zu Trainern, bestes Futter und medizinische Versorgung.
Punkt um: Diese Tiere brauchen somit die Delfinarien. Sie brauchen ihre Familien. Sie brauchen die Menschen um sie herum.
Aber gut, es ist keine Überraschung solch eine unbedachte Aussage von jemandem zu hören, der von radikalen Tierrechtlern ins Boot geholt worden ist.
Oh, à propos Boot: natürlich darf Herr Yanar im Delfinarium Duisburg mit dem Boot fahren und danach seine Meinung ändern, aber er muss sich danach nicht wundern, wenn ihm so mancher die Glaubwürdigkeit abspricht.
Radikale Tierrechtler wollen Leben der Delfine beschneiden
Denn diese radikalen Tierrechtler wollen ja auch das Leben der Delfine in den Delfinarien komplett beschneiden, ihnen Familien und Fortpflanzung nehmen und somit die wichtigsten Bedürfnisse verwehren.
Gleichzeitig schreien sie hysterisch „Tierquälerei“, wenn die Delfine ihrer Meinung nach bei den Shows springen „müssen“. Man merkt immer wieder, dass niemand dieser Aktivisten Ahnung vom Umgang mit Tieren hat.
Billige Tierrechtspropaganda
Was Herr Yanar hier in meinen Augen unterstützt, ist billige und gefährliche Tierrechtspropaganda.
Und für verlogen halte ich ihn außerdem, wenn ich dann auch noch Fotos entdecke, auf denen er mit gefangenen Pandabären spielt.
„Was denken Sie sich dabei, Herr Yanar? Sagen Sie jetzt bitte nicht, das war ja dort ein Zuchtzentrum. Züchten tun alle Delfinarien auch, und das ist nicht nur wichtig, weil die Tiere es wollen, sondern auch, weil die wilden Populationen der Delfine das auch schon bald brauchen werden.“
„Und darum sollten Sie sich kümmern, wenn sie Delfine wirklich schützen wollen. Die Delfinarien tun es schon längst. Wenn es Ihnen persönlich aber nur ums Image geht und Medienhype, sollten sie bei PETA bleiben.“
Wie sich ein Kollege von Yanar disqualifiziert hat, erfährst du auf der nächsten Seite.
Hi Susanne,
kannst Du bitte zwei Leichtsinnsfehler in meinem Beitrag (5. Zeile) korrigieren?
Ich tausche einen „Felfin“ gegen einen „Delfin“ und eine „wüste“ gegen „wüsste“ ;-)
Schon erledigt. ;o))
Hallo Benjamin,
ich freu mich, mal wieder einen Deiner Biologen-Blogs zu lesen.
Ich denke, manche Prominente denken gar nicht lang nach bzw informieren sich nicht genauer. Und auf den ersten Blick ist die Aussage „Delfine sollen frei sein“ ja etwas, dem viele Leute spontan zustimmen würden.
Aber diese verkürzte, plakative Aussagen lässt eben viele Dinge unberücksichtigt.
Denn wann fühlt sich ein Delfin frei? Ich denke, wäre ich ein Delfin, wüsste ich auch die Freiheit von Hunger und die Freiheit vor Feinden wie Haien durchaus zu schätzen. Wenn man sieht, wie die Delfine in der Shark Bay oft zugerichtet sind (—> Vorige Woche in einer Doku auf Arte)
Zur Frage „Brauchen Delfine Delfinarien?“ noch eine kleine Ergänzung:
Gut geführte Tierparks tun ja auch viel für den Artenschutz – sei es durch Forschungen, um Maßnahmen / Strategien zu entwickeln, um die Qualität des Lebensraums Meer zu verbessern oder auch, um durch Zuchtprogramme seltene Arten zu erhalten, deren natürlicher Lebensraum leider nicht mehr lebenwert ist. So gilt der chinesische Flussdelfin heute als ausgestorben. Ich bin überzeugt, die einzige Chance, ihn zu retten, wäre es gewesen, genügend Tiere in menschlicher Obhut zu halten (wenn ich auch nicht weiß, wie man einen Fluss in einem Zoo nachbauen könnte; aber zumindest weiß ich von einem Fall, dass ein solches Tier in einem hydrobiologischen Institut in China erfolgreich gehalten wurde), denn sein Lebensraum, der Jangtsekiang, war so verschmutzt, dass er keine Chance hatte…