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Delfine nutzen Selbstheilungskräfte


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Meeresakrobaten, 28. November 2022

Die Biologin Hanna Michel hat auf der Website von Whale Scientists einen sehr interessanten Artikel über die Selbstheilung bei Delfinen geschrieben.

Screenshot aus dem Originalbeitrag von Hanna Michel
(Copyright: Whale Scientists)

Hier eine kurze Zusammenfassung:

Hai-Bisse, Schiffsschrauben-Wunden, Sonnenbrände

Delfine können im Laufe ihres Lebens verschiedene Verletzungen erleiden, von Hai-Bissen über Schiffsschrauben-Wunden bis hin zu Sonnenbränden.

Die Tiere müssen sich schnell erholen, wenn sie im Meer überleben wollen. Das gelingt ihnen mit außergewöhnlichen Selbstheilungskräften.

Wenn Haie angreifen

Häufig werden Delfine von Haien angegriffen. Eine Studie aus dem Jahr 2018 analysierte Fotos von 262 Delfinen (von drei verschiedenen Arten), die vor der Nordwestküste Australiens aufgenommen wurden. Bei 136 (52 Prozent) der Meeressäuger wurden Haibiss-Narben entdeckt.

Hai
(Foto: Rüdiger Hengl)

Delfinkalb mit Hai-Biss
(Photo by Sarasota Dolphin Research Program)

Doch selbst wenn durch Hai-Angriffe große klaffende Bisswunden entstehen, können Delfine diese überleben. Die Heilung erfolgt relativ schnell.

Verletzungen durch Schiffsschrauben

Delfine können außerdem durch Schiffsschrauben verletzt werden oder sich in Fischfanggeräten verheddern.

In einigen Fällen sind die Verletzungen so schwer, dass der Delfin nicht überlebt.

In manchen Fällen aber heilen die Wunden, die durch Schiffsschrauben oder Netze entstanden sind, außergewöhnlich schnell.

Sonnenbrand

Wenn ein Delfin gestrandet ist, kann die Sonne schwere Verbrennungen verursachen.

Spirtle mit Jungtier
(Foto: WDC)

Ein weiblicher Delfin aus Schottland war 2016 für einen Tag im Wattenmeer gestrandet. Als Ergebnis erlitt der Delfin namens Spirtle (siehe Foto ganz oben und rechts) eine schlimme Brandwunde an seiner Flanke.

Zwei Jahre später sahen Beobachter nur noch eine weiße Narbe auf dem Rücken, wo früher die Brandwunde war.

Spirtles Genesung erlaubte ihr später, sich fortzupflanzen und mit ihrem Kalb zu leben.

Über die Heilungsprozesse bei Delfinen

Wie erholen sich Delfine so schnell? Können sie das Verbluten vermeiden? Wie verhindern sie, dass sich eine Wunde infiziert? Und wie gehen sie mit dem Schmerz um? Die Forschung hat einige Antworten und noch mehr Fragen geliefert.

Speck ist mehr als nur Fett

Gerade nach Hai-Bissen heilen Wunden bei Delfinen nicht nur überraschend schnell. Die Meeressäuger können sogar fehlendes Gewebe wie Speck wieder aufbauen.

Offenbar sind spezielle Stammzellen für die regenerativen Fähigkeiten von Delfinen verantwortlich, vergleichbar mit einigen Amphibien, denen Gliedmaßen nachwachsen können.

Die obere Hautschicht des Delfins
(Foto: Rüdiger Hengl/LWL Münster)

Außerdem könnte Delfinspeck natürliche Antibiotika enthalten. Diese Hypothese würde erklären, wie Delfine verhindern, dass sich ihre Wunden infizieren.

Das Maul eines Hais ist ein idealer Nährboden für eine ganze Ansammlung potenziell infektiöser Bakterien. Delfine zeigen jedoch selten Anzeichen einer Infektion, wenn sie von einem Hai gebissen wurden.

Forscher gehen davon aus, dass einige natürlich vorkommende Organohalogene oder spezielle Fettsäuren eine Rolle dabei spielen könnten, Infektionen in Schach zu halten.

Produziert Wunde schmerzstillende Substanzen?

Bei verwundeten Delfinen sind keine offensichtlichen Anzeichen von Schmerzen feststellbar. In einer Umgebung mit vielen potenziellen Raubtieren wäre es auch äußerst gefährlich, schwach und verletzlich zu erscheinen.

Es wird vermutet, dass eine Wunde selbst schmerzlindernde Substanzen produziert. Forscher müssen diese Theorie noch bestätigen und die Moleküle identifizieren, die dafür verantwortlich sind.

Beim Tauchen wird der Blutfluss unterbrochen

Eine große Bedrohung stellt auch ein hoher Blutverlust dar, da Raubtiere wie Haie Blut meilenweit riechen können.

Wahrscheinlich sind Delfine an den Lebensraum Meer anatomisch so gut angepasst, dass sie bei Verletzungen kaum Blut verlieren.

Beim Tauchen wird der Blutfluss zur Körperperipherie unterbrochen und stattdessen auf lebenswichtige Organe konzentriert. Dieser Mechanismus könnte auch den Blutfluss zu einer Verletzung während der Gerinnung verhindern.

Eine Delfinmutter lehrt ihrem Jungen, sich an den medizinischen Korallen zu reiben.
(Foto: Angela Ziltener/Universität Zürich)

Delfine nutzen Korallen zur Heilung

Neben ihren natürlichen Heilfähigkeiten können sich Delfine auch auf die Hilfe anderer Meeresbewohner verlassen.

So reiben sich Delfine zum Beispiel an bestimmten Korallenarten und Schwämmen.

Wie ein heiliges Ritual besuchen die Delfine zu bestimmten Zeiten die Orte, an denen Korallen wachsen, und stehen sogar Schlange, um sich abzuwechseln.

Mit antimikrobiellem Schleim bedeckte Korallen können Entzündungen und Hautkrankheiten heilen.

Es ist nicht bekannt, wann und wie die Delfine die Medizin aus der Natur zuerst entdeckten. Junge Delfine lernen diese Geheimnisse jedoch von ihren Müttern.

Dokumentarisch belegt wurde das Verhalten erstmals in einer wilden Population von indo-pazifischen Großen Tümmlern im Roten Meer.
(Quelle: Whale Sceintists)

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