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Dusche vor dem Schlafengehen


In einer Studie haben Forscherinnen der Universität Zürich und der Universität Gießen herausgefunden, dass Indopazifische Große Tümmler ihre Hautprobleme mit Korallen behandeln.

Eine Delfinmutter lehrt ihrem Jungen, sich an den medizinischen Korallen zu reiben.
(Foto: Angela Ziltener/Universität Zürich)

Schleim wird freigesetzt

Die von den Delfinen speziell ausgesuchten Korallen (oft sind es Gorgonien) weisen offenbar biofunktionelle Eigenschaften auf. Das deutet darauf hin, dass die Delfine die wirbellosen Meerestiere zur Behandlung ihrer Symptome nutzen können.

Angela Ziltener, Wildtierbiologin an der Universität Zürich, und ihre Kollegen fanden heraus, dass die Delfine durch das wiederholte Reiben an den Korallen die winzigen Polypen, aus denen die Korallengemeinschaft besteht, aufrühren und diese Schleim freisetzen.

Um zu verstehen, welche Eigenschaften der Schleim hat, sammelte das Team Proben der Korallen.

Wirkstoffe haben u.a. antibakterielle Eigenschaften

Gertrud Morlock, Co-Autorin der Studie sowie analytische Chemikerin und Lebensmittelwissenschaftlerin an der Justus-Liebig-Universität Gießen, analysierte die Proben der Gorgonienkoralle, der Lederkoralle und des Schwamms mit ihrem Team und fand dabei 17 aktive Metaboliten mit antibakteriellen, antioxidativen, hormonellen und toxischen Aktivitäten.

Die Forschenden nehmen an, dass die bioaktiven Substanzen der Korallen und Schwämme dazu dienen, das Mikrobiom der Delfinhaut zu regulieren und Infektionen zu behandeln.

Delfine halten sich in Riffen auf

Die Riffe, in denen diese Korallen auftreten, sind wichtige Orte für die lokalen Delfinpopulationen.

Sie kommen dorthin, um sich auszuruhen und zu schlafen, aber auch um zu spielen und Spaß zu haben.

Zwischen den Nickerchen wachen die Delfine oft auf, um sich an den Korallen zu reiben. „Es ist fast so, als würden sie duschen und sich reinigen, bevor sie schlafen gehen oder für den Tag aufstehen“, sagt Ziltener.

Beunruhigender Trend

Seit die Wildtierbiologin 2009 begann, Delfine in Ägypten zu beobachten, hat sie einen beunruhigenden Trend festgestellt: Die Delfine stellen das Reiben an den Korallen ein, wenn viele Boote und Taucher unterwegs sind.

„Die Tourismusindustrie verdient inzwischen viel Geld am Traum der Leute, mit den Delfinen zu schwimmen. Die Touristen stören die Tiere jedoch, wenn sie sich nicht an die Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihnen halten“, gibt Ziltener zu bedenken.

In ihrer Sorge um die Tiere hat sie eine Organisation namens Dolphin Watch Alliance gegründet, eine Naturschutzorganisation, die Reiseleiter, Touristen und die Öffentlichkeit darüber aufklärt, wie man Tourismus-Erlebnisse anbieten kann, die für Delfine sicher sind, und die sich dafür einsetzt, dass Riffe zu Schutzgebieten werden.
(Quellen: idw und Science Daily)

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