Berichte

Seitenlinienorgan bei Schweinswalen


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Gastbeitrag von Günther Behrmann, 27. März 2020

Günther Behrmann am Pottwalskelett im Besucherzentrum Wattenmeer
(Foto: Rüdiger Hengl)

Günther Behrmann, Walexperte, Berater und Autor der Meeresakrobaten, hat zu den Hautsinnesorganen der Schweinswale eine sehr interessante Dokumentation mit neuen anatomischen Erkenntnissen geschrieben. Ich freue mich sehr, dass ich sie hier auf dieser Website exklusiv verwenden darf. (Die Fotos zur besseren Veranschaulichung bitte anklicken.)

Orientierung und Kommunikation

Günther Behrmann: „Alle Schweinswale bringen ihre Kälber in küstennahen Gebieten zur Welt, wo das Wasser sehr trübe und der Grund auch schlickig ist.
 
Ihre Augen erkennen keine Farben. Der Geruchsnerv ist vollkommen zurückgebildet.
 
Mit verschiedenen Tönen, die wie eine Sprache eingesetzt werden können, kommunizieren die Meeressäuger miteinander.
 
Außerdem hilft ein gut entwickelter Tastsinn ihnen dabei, ihren Lebensraum zu erkunden.

Einziges Säugetier mit Seitenlinienorgan

Doch neben diesen Orientierungs- und Kommunikationssinnen habe ich ein weiteres Organ entdeckt, mit dem sich Schweinswale in trüben Gewässern zurechtfinden: das Seitenlinienorgan. Bisher wurden solche Nervenorgane nur bei Fischen und Lurchen gefunden, bei Säugetieren jedoch nicht.

Mit dem Seitenlinienorgan und den vielen anderen empfindlichen Sinneszellen können die Wale und Delfine in Gebieten leben, die für andere Säugetiere verschlossen sind.

Schnitt durch eine Zungenpapille
(Foto: Günther Behrmann)

Schwierige Untersuchungen

Für die Dokumentation des Nervensystems der Wale brauchte ich viel Zeit, weil ich nur gestrandete Wale verarbeitete. Diese Tatsache erschwert eine Planung der Forschung. Große Schwierigkeiten bereitet auch die schnell verlaufende Autolyse (Verwesungsprozess). Sie zerstört zuerst die Nervensysteme.

Die Zunge des Schweinswals

Weil die Haut sehr dick ist und viel Fett enthält, sind die Nervenendkörperchen schwer zu finden. Deshalb habe ich meine Untersuchungen mit der Zunge der Schweinswale begonnen, die keine Fettschicht hat.

Der Rand der Zunge ist mit Papillen besetzt, zu denen ich in der Literatur keine Angaben fand.

In einem der ersten histologischen Schnitte durch eine Papille fand ich einen Hinweis auf elektrische Rezeptoren.

Hier geht es weiter.

1 Kommentare

  1. Glückwunsch Günther.
    Vielleicht kann man das in einigen Jahren in einem Biologie-Buch lesen. Vielleicht? Nee, da bin ich mir ganz sicher! Es dauerte – so meine Erfahrung – bei allem immer etwas länger, bis die oft sturen „Forscher“ mal was Neues akzeptierten.

    Bin gespannt, ob irgendeiner kommt und versucht, deine Erkenntnisse zu widerlegen. Er wird sich schwer tun!

    geschrieben von Rüdiger Hengl

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