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Delfine auch im Reservat gefährdet


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Meeresakrobaten, 19. August 2023

Amazonas-Delfin
(Foto: Rüdiger Hengl)

Eine Expedition zu den Amazonas-Delfinen hat gezeigt, dass die Tiere auch in einem Schutzgebiet verschiedenen Gefahren ausgesetzt sein können.

Fischer und Forscher arbeiten zusammen

Im vergangenen Dezember sammelte ein Forscherteam umfangreiche Daten über eine Population von Amazonas-Flussdelfinen im Amanã Sustainable Development Reserve im brasilianischen Bundesstaat Amazonas. Die Expedition wurde vom Mamirauá Sustainable Development Institute (IDSM) und WWF-Brasilien organisiert.

Bei der Aktion arbeiteten die Forschenden mit Fischern zusammen.

Daten von 20 Tieren wurden gesammelt

Die Delfine wurden an einem Kanal, der zu einem See führt, mit Netzen abgepasst und eingefangen.

Im Laufe von acht Tagen sammelte das Team von 20 Flussdelfinen Daten, um über ihren Gesundheitszustand Auskunft zu bekommen. Fünf Tiere wurden mit Funksendern ausgestattet.

Flussdelfine aus dem Rio Apure
(Foto: Roland Edler)

Die Tiere waren bis zu 2,5 Meter lang und wogen bis zu 200 Kilogramm.

Messungen und Untersuchungen

Die Flussdelfine wurden auf einer Bahre zu einem Zelt getragen, wo Wissenschaftler innerhalb von 20 Minuten Messungen vornahmen sowie eine Reihe von Tests und Untersuchungen durchführten.

Während die Fischer die Delfine festhielten, entnahmen die Forscher Blut zur Erkennung von Krankheiten wie Leptospirose, Toxoplasmose und Brucellose. Andere sammelten Nasen-, Genital- und Analabstriche und untersuchten die Tiere auf offensichtliche Verletzungen.

Anschließend maßen sie Länge, Umfang und Gewicht der Delfine. Während der gesamten Untersuchung wurden Atemfrequenz und Körpertemperatur überwacht, um etwaige Anomalien festzustellen.

Vor ihrer Freilassung wurden fünf Delfine besendert. Der Funksender wurde wie eine Art Wäscheklammer an der Rückenflosse der Tiere befestigt.

Amazonas-Delfin
(Foto: Fernando Truijllo)

Wenig menschliche Präsenz

Rosa Delfine – wie Amazonas-Delfine auch genannt werden – leben in den Gewässern von sieben Ländern: Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Peru, Venezuela, Ecuador und Guyana.

Das Amanã-Reservat, aus dem die Delfine entnommen wurden, ist eine Region mit wenig menschlicher Präsenz. Die Tiere sind daher nicht von den Auswirkungen betroffen, denen die Art in anderen Teilen des brasilianischen Amazonasgebiets häufig ausgesetzt ist. Im Reservat gibt es weder Staudämme noch wird Bergbau betrieben.

Dennoch ist dieses Schutzgebiet nicht gefeit gegen menschengemachte Einflüsse, wie Abholzung und Quecksilberverschmutzung.

Die meisten Delfine wiesen Hautverletzungen auf

Obwohl es sich beim Amanã-Reservat um eine weitgehend unberührte Umgebung handelt, wurden die Forscher mit unerwarteten Vorfällen konfrontiert.

Flussdelfine aus dem Rio Apure
(Foto: Roland Edler)

Bei den meisten Delfinen wurden Hautverletzungen registriert. Ein Tier hatte Läsionen an den Augen. Es war blind und hatte einen gebrochenen Kiefer. Die Wissenschaftler sind davon ausgegangen, dass die Delfine gesünder sind.

Begegnungen mit Krokodilen und Fischern

Die Forscher und Forscherinnen führten die Verletzungen auf mögliche Begegnungen mit anderen Tieren wie Krokodilen oder mit einheimischen Fischern zurück – einige Verletzungen schienen durch Speere verursacht worden zu sein. Auch Pilzinfektionen können Verletzungen verursacht haben.

Bluttest fielen normal aus

Bluttests und biochemische Untersuchungen ergaben normale Parameter für die Delfine. Abstrichtest-Analysen zeigten weder Brucella- noch Campylobacter-Bakterien. (Diese können Brucellose, Fieber und akute Gastroenteritis verursachen, die auch Menschen betreffen können.)

In einer Kotprobe wurden allerdings Parasiten und ein Infektionserreger gefunden, der Toxoplasmose verursacht.

Kaum Quecksilber

Quecksilber kommt im Amanã-Reservat nicht häufig vor, anders als im Rio Tapajós, wo die Forscher das Schwermetall in einigen Delfinpopulationen fanden.

Flussdelfin aus dem Rio Apure
(Foto: Roland Edler)

Es wurden Proben gesammelt, um den Quecksilbergehalt im Blut und in der Haut der im Dezember gefangenen Tiere zu bestimmen.

Laut der Expeditions-Leiterin Miriam Marmontel ist immer noch nicht bekannt, in welcher Höhe die Quecksilberkonzentration die Gesundheit von Amazonas-Delfinen beeinträchtigen könnte.

Selen hilft gegen Quecksilber

„Wassersäugetiere haben Selen in ihrem Körper. Das ist eine Substanz, die die negative Wirkung von Quecksilber mindert“, sagt Marmontel.

„Dies ist eine sehr produktive Region mit Wildwasser, das reich an Nährstoffen ist“, erfährt man von Marmontel weiter. „Die menschliche Bevölkerung wächst und jeder möchte seine Fischernetze ausbringen. Das Problem ist, dass auch die Delfine gefangen werden, oft weil sie versuchen, Fische aus den Netzen zu ziehen. Sie bleiben nicht unbedingt in den Netzen hängen, aber der Fischer ist direkt vor Ort, sieht, was passiert, und wird wütend, weil der Delfin sein Netz zerreißt, wenn er den Fisch herauszieht. Auch befürchten die Menschen, dass Fische von Delfinen abgeschreckt werden können und der Beutezug für die Menschen dementsprechend gering ausfällt.“

Flussdelfin
(Foto: Rüdiger Hengl)

Marmontel sagt, dass der Austausch wissenschaftlicher und traditioneller Erkenntnisse in der Region dank der Beteiligung von Einheimischen an Entscheidungsprozessen und Forschungsexpeditionen dazu beiträgt, Todesfälle bei den Delfinen in der Region zu reduzieren.
(Quelle: Expedition catches Amazon river dolphins to help save this iconic pink species)

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