Berichte

20 Jahre Wal-Reisen


Gastbeitrag von Frank Blache/17. April 2015

Mit der „Spirit of Adventure“ unterwegs

Gemeiner Delfin/Azoren (Foto: Frank Blache)

Gemeiner Delfin (Foto: Frank Blache)

„Spirit of Adventure“, so heißt das kleine gemütliche Schiff, mit dem ich von San Diego (USA) aus zu einer zweiwöchigen Walbeobachtungsreise entlang der Niederkalifornischen Halbinsel (Baja California, Mexiko) aufbreche. Eine Wal-Reise, die bis heute mein absoluter Favorit ist!

Mit an Bord ein Meeresbiologe aus der Schweiz sowie der bekannte Walexperte und Illustrator Pieter Folkens.

Wir sind noch nicht lange unterwegs – und gerade beim Mittagessen – da ruft der Skipper: „Delfine, Delfine!!“ Alle springen auf, schnappen sich die immer parat liegenden Kameras und hechten nach draußen.

Hier bietet sich uns eine unglaubliche Szenerie. Die „Spirit of Adventure“ ist regelrecht von Delfinen umzingelt! Es sind Gemeine Delfine, die torpedoartig durchs Wasser flitzen und immer wieder aus ihrem nassen Element herausschießen und dabei geradezu durch die Luft fliegen. Ich weiß gar nicht, in welche Richtung ich zuerst schauen und fotografieren soll. Was für ein fantastischer Anblick!

Gerry, der Meeresbiologe, und Pieter schätzen die riesige Schule auf mehr als 1.000 Tiere! Seitdem habe ich nie wieder so viele Meeressäuger auf einmal gesehen.

Das Leben auf der Motorjacht ist äußerst familiär. Shorts und T-Shirts, mehr Kleidungsstücke braucht man nicht.

Abtauchender Blauwal (Foto: Frank Blache)

Abtauchender Blauwal (Foto: Frank Blache)

Blauwal-Fluke (Foto: Frank Blache)

Blauwal-Fluke (Foto: Frank Blache)

Ein riesiger Blauwal taucht auf

An einem Tag werde ich früh wach. Ich nehme mir einen Kaffee, der in der kleinen Kombüse 24 Stunden immer frisch bereitsteht, und gehe an Deck. Außer mir und dem Skipper scheinen noch alle in ihren Kojen zu liegen.

Es ist kurz vor Sonnenaufgang und ich genieße das diffuse Licht des jungen Tages. Das Meer ist ruhig und glatt. Ich hänge so meinen Gedanken nach, als plötzlich in einiger Entfernung vor dem Bug des Schiffes ein riesiger Blauwal auftaucht. Wow! Ich bin hellwach und kann mein Glück kaum fassen. Der Gigant schwimmt eine kurze Zeit vor dem Boot her und streckt dann seine mehrere Meter breite Schwanzflosse aus dem Wasser.

Die aufgehende Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen über die Wasseroberfläche und lässt die Fluke in einem goldenen Licht erscheinen, bevor der blaue Riese wieder in sein Reich abtaucht.

Stumm stehe ich da – und da sind sie wieder: die feuchten Augen und die Gänsehaut …

Als wir die Stelle des Abtauchens erreichen, sehe ich noch den sogenannten „Footprint“, ein kreisrunder Fleck an der Wasseroberfläche, wo der Wal gerade abgetaucht ist. Auch wenn das Erlebnis nur Minuten gedauert hat, ist es fest in meinem Gedächtnis gespeichert.

Abtauchender Grauwal (Foto: Frank Blache)

Abtauchender Grauwal (Foto: Frank Blache)

Grauwal (Foto: Frank Blache)

Grauwal (Foto: Frank Blache)

Diese Wal-Tour hat noch viele ganz besondere Momente – so habe ich hier z.B. den Blauwal „Fluke“ (wie ihn die Meeresakrobaten und ich genannt haben) fotografiert – doch eine spezielle Begegnung möchte ich noch herausgreifen.

Kinderstuben der Grauwale

Die „Spirit of Adventure“ hat inzwischen die geschützten Buchten der Baja California erreicht. Es sind die Kinderstuben der Grauwale. Unter strengen Regeln hat man hier die Möglichkeit, mit den kleinen Booten der einheimischen Fischer, die sich so etwas Geld hinzuverdienen können, den Grauwalen ganz nah zu kommen.

Wir sind in der Bucht von San Ignacio und die Fischer wissen ganz genau, wie sie sich zu verhalten haben. In der Bucht sind so viele Grauwalmütter mit ihren Kälbern, dass man eigentlich nur abwarten muss, bis sich das erste neugierige Jungtier dem Boot nähert.

Waldusche

Doch zuerst taucht direkt neben uns ein ausgewachsener Wal auf und pustet lautstark seinen Blas in die Luft. Das Boot ist nicht groß und bis zur Wasseroberfläche sind es schätzungsweise nur 40 oder 50 cm. Wie feiner Sprühregen senkt sich die kondensierte Luft auf uns nieder. Da in der Ausatemwolke auch immer ein winziger Anteil von ölhaltigen Tröpfchen enthalten ist, bin ich ständig dabei, mein Objektivfilter von einem leichten Ölfilm zu reinigen, denn es bleibt nicht nur bei einer „Waldusche“.

Grauwal mit Walläusen (Foto: Frank Blache)

Grauwal mit Walläusen (Foto: Frank Blache)

Schon bald kommt auch ein Grauwalkalb ans Boot heran und beäugt die fremden Wesen, die ihre Hände nach ihm ausstrecken. Ich lasse es mir natürlich auch nicht nehmen und gebe dem grauen Zwerg – der aber schon zwischen vier bis fünf Meter groß und ca. 900 kg schwer ist – ein paar Streicheleinheiten. Was für ein Erlebnis! Was für ein Glücksgefühl! Dieser Augenblick ist sicher der emotionalste, den ich bisher mit den Walen erleben durfte!

Auf der nächsten Seite geht es um magische Momente in KANADA!

2 Kommentare

  1. Ein Bericht mit vergleichsweise wenigen Worten und doch voller Emotionalität. Großartig!

    geschrieben von Rüdiger
    1. Wir sind keine Experten, aber wir lieben das Meer und seine Bewohner.Wir sind einfach begeistert von Ihren Erlebnissen ,einfach Großartig

      geschrieben von Kurt+Hannelore Schneider

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