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Das Schweigen der Schweinswale


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Schweinswale vor Wilhelmshaven
(Foto: Frank Blache)

Klick statt Quietsch-Pfiff

Trotz der engen Verwandtschaft haben Delfine und Schweinswale offenbar eine konvergente Evolution in der Akustik eingeschlagen, ein Lautrepertoire, das nur aus Klicks besteht.

Diese Arten produzieren keine Pfiffe, sondern ausschließlich narrow-band high-frequency (NBHF) clicks – NBHF-Spezies nennen die Walforscher sie. Der Grund dafür könnten Schwertwale (Orcinus orca) sein!

Sørensens Arbeitshypothese lautet: Die NBHF-Arten produzieren Klicks oberhalb des Hörvermögens von Orcas, um nicht die Aufmerksamkeit dieser marinen Top-Prädatoren zu erwecken.

Schließlich stehen kleinere Delfinartige wie Schweinswale (auch) auf deren Speiseplan. Schweinswale und die anderen NHBF-Arten ziehen eher allein oder in kleinen Gruppen durch die Meere und wären so besonders leichte Beute für Orcas. Statt also in großen Gruppen Deckung zu suchen, ist ihre Verteidigungsstrategie die scheinbare Funkstille – eine getarnte Akustik.

Schweinswal (Foto: V. Pecsy)

Klickfolgen mit hoher Wiederholungsrate

Bisher hat es nur sehr wenige Untersuchungen des Lautrepertoires von NBHF-Arten gegeben.

Eine Studie an Schweinswalen in Gefangenschaft hatte ergeben, dass die Kleinwale auf Playbacks von Klickfolgen mit hoher Wiederholungsrate (high-repetition rate click trains) verschiedene Reaktionen bis hin zu Fluchtverhalten hervorrufen.

Zwei andere Studien zeigten ebenfalls, dass diese Klickfolgen im Zusammenhang mit spezifischen Verhaltensweisen stehen.

Das sind starke Hinweise darauf, dass Schweinswale in Gefangenschaft solche Klickfolgen zur Kommunikation einsetzen.

Unklar war bis jetzt, ob dieser Zusammenhang zwischen der Akustik und dem Verhalten auch bei Tieren in freier Wildbahn besteht.

Schweinswal
(Foto: Ulli Joerres)

Wenig Informationen über Sozialverhalten

Insgesamt ist über das Sozialerhalten dieser kleinen Zahnwale noch nicht viel bekannt, obwohl sie nicht selten sind. Es sieht so aus, als ob sie in kleinen Gruppen – oft nur aus Mutter und Kalb bestehend – und vielen eher einzelnen Tieren unterwegs sind.

Beobachtungen aus Aquarien haben allerdings gezeigt, dass auch erwachsene Weibchen enge und lange Beziehungen eingehen können.
(Dieses vermeintliche Einzelgängertum kann allerdings auch ein Artefakt sein – Schweinswale sind über Jahrhunderte hinweg stark bejagt worden und leiden heute unter anthropogenen Störungen. Historische Quellen sprechen von größeren Gruppen. Niemand weiß etwas über die Bestandszahlen von vor 100 Jahren, wir wissen nur, dass „Braunfisch“ ein normaler Bestandteil der menschlichen Nahrung entlang der Küsten war – Anmerkung Meertext)

Auf der nächsten Seite erfährst du, wie die Kommunikation der Schweinswale erforscht wird.

1 Kommentare

  1. Hallo, ich glaube, an einer Stelle ist ein kleiner Vertipper drin. Auf der letzten Seite steht:
    „In der Annäherung an die Beute, steigt die Klickrate zu mehreren 100 Klicks pro Minute an“
    Das muss sicher „pro Sekunde“ heißen ;-)

    geschrieben von Oliver

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