Mythos Wal

Die indigene Bevölkerung in Nordamerika

Wandmalerei in Chemainus (Foto: Frank Blache)

Wie archäologische Ausgrabungen beweisen, ist die Nordpazifik-Küste seit mindestens 10.000 Jahren bevölkert. Berichte über die indigene Bevölkerung gibt es seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Die ersten stammen von Vitus Bering, der 1741 auf seiner Expedition die amerikanische Küste erreichte. Nachdem die Tlingit im Südosten von Alaska „entdeckt“ waren, folgten weitere Expeditionen. (U.a. durch James Cook (1778) und George Vancouver (1792-94)

Bis zu dieser Zeit lebte die indigene Bevölkerung im Verborgenen, da das schmale Küstengebiet durch das bergige Hinterland vor fremden Eindringlingen, die aus dem Osten kamen, geschützt war. Die Rocky Mountains trennten wie ein Wall den Küstensaum von den großen Ebenen, aber auch der dichte Wald machte ein Hindurchkommen unmöglich.

Nachdem die Indianer von der Seeseite her immer wieder von Expeditionsschiffen aufgesucht wurden, begann irgendwann der Handel mit den Seeleuten. So tauschten sie Seeotter-Pelze gegen Metallgegenstände (Messer, Beile, Kochkessel) oder Glasperlen. Aber auch untereinander florierte der Handel. Die Indianer-Völker boten den Einwohnern der benachbarten Küstendörfer auf dem Wasserweg Waren wie Kupfer, luftgetrockneten Fisch, Elchhäute, aber auch Sklaven an. Ein ganz wichtiges Handelsgut war Waltran.

Der dichte Wald reicht bis an die Küste des Pazifiks (Foto: Frank Blache)

Ernährung

Auf ihren Bootsfahrten trafen die Indianer regelmäßig Meeressäuger wie Robben, Seelöwen und Wale an. Letztere wurden wegen ihres Öls sehr geschätzt. Für die Ernährung war jedoch der Fischfang wichtiger. In den Gewässern um Sitka, Queen Charlotte Islands und Vancouver Island gab es fünf verschiedene Lachsarten, Heilbutt und Kerzenfisch (auch Eulachon genannt; er kommt nur in wenigen Flüssen vor: sein Ölgehalt ist so hoch, dass man ihn – nach dem Trocknen – als Kerze benutzen kann). Im Frühjahr erweiterten Kabeljau und Hering die Auswahl. An Land wurden Hirsche gejagt.

Lineage, Klan und Stamm

Da die Indianer ihre Jagdbeute u.a. durch Trocknen oder Räuchern auf Holzgestellen konservierten, konnten sie in festen Behausungen leben und mussten kein Nomadendasein führen. Die Plankenhäuser wurden von den Angehörigen einer Abstammungsgruppe (Lineage) bewohnt. Ehen innerhalb einer Lineage waren verboten. Mehrere Lineage bildeten einen Klan. Die Klane wiederum waren in Stammeshälften (Moieties) zusammengefasst und Ehepartner durften nur in der jeweils anderen Stammeshälfte gesucht werden. Die Klane und die Moieties wurden nach ihren Wappentieren benannt. Eine Hälfte der Tlingit zum Beispiel hieß Rabe, die andere Hälfte nannte sich Wolf. Die Haida-Indianer (Queen Charlotte Island/British Columbia) wählten die Wappentiere Adler und Rabe.

Wapiti-Hirsch (Foto: Frank Blache)

Das soziale Gefüge untereinander zeichnete sich ausschließlich durch die Herkunft der Stammesmitglieder aus. Außerdem spielte der materielle Reichtum des Einzelnen eine wichtige Rolle. So gab es eine wohlhabende Elite (die Adeligen oder die „chiefs“), dann das gemeine Volk und als dritte Gruppe die Sklaven. Seine Stellung in der sozialen Hierarchie musste der Reiche immer wieder durch üppige Feste – die sogenannten Potlatchs, die unter anderem auf den Versammlungsplätzen stattfanden – deutlich machen.

Auch heute gibt es noch „Versammlungsplätze“

Frank Blache erzählt von seiner Reise durch British Columbia (2004): „In der Sprache der Kwak’wala-Indianer (das ist der größte Indianer-Stamm der Nordwestküste) heißt Tsa-Kwa-Luten „Versammlungsplatz“. Tsa-Kwa-Luten-Lodge ist ein magischer Ort, wo Legenden leben. Ich habe mich dort wirklich sehr wohl gefühlt und die Zeit genossen. In der Lodge sieht man überall indianische Motive und bei mir im Zimmer hing ein Bild mit Orcas, so wie sie von Küstenindianern dargestellt werden.

Im Flur hingen Fotos, die die Gegend und die Indianersiedlungen zeigten, wie sie vor ca. 100 Jahren ausgesehen haben. Morgens waren mehrere Weißkopfseeadler in den Bäumen zu beobachten, die immer wieder zum Fischen über die Strait of Georgia flogen und dann nach Quadra Island zurückkehrten, um wieder Posten auf ihren Späher-Bäumen zu beziehen. Auch der Baustil der Lodge hat mir sehr gut gefallen und nicht zu vergessen: das wirklich ausgezeichnete Essen – Lachs auf Zedernholz und, und, und …“

Ein modernes Plankenhaus (Foto: Frank Blache)

Indianersiedlung um 1900 (Foto: Frank Blache)

Die Tsa-Kwa-Luten-Lodge kann man auch im Internet besuchen – unter: www.capemudgeresort.com. Dort gibt es sogar Informationen in Deutsch.

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