Berichte

Happy End für vier Grindwale


Themen: , , , ,

Gastbeitrag von Linda/11. April 2015

Im Mai 2011 kam es in den Florida Keys zu einer Massenstrandung von 25 Grindwalen (Short-finned Pilot Whales). Trotz der unermüdlichen Bemühung des Seaworld Rescue Teams und über 600 (!) freiwilligen Helfern verstarben die meisten Tiere oder mussten eingeschläfert werden.

Die vier Grindwale haben ein neues Zuhause gefunden. (Foto: LINDA)

Die vier Grindwale haben ein neues Zuhause gefunden.
(Foto: Linda)

Lediglich zwei erwachsene Männchen konnten wieder ins Meer zurückgebracht werden.

Fredi lag wenige Meter neben der toten Mutter

Unter den gestrandeten Tieren war auch das knapp zweijährige Weibchen Fredi. Sie lag nur wenige Meter neben ihrer Mutter. Deren Tod machte Fredi, die noch nicht abgestillt und selbstständig war, zu einer Waisen und ihre Überlebenschancen sanken.

Zur Rehabilitation brachte man sie in eine Einrichtung in den Florida Keys. Da diese Einrichtung sehr klein war, wurde das Grindwal-Mädchen auf Anweisung der US-Regierung im Seaworld Orlando weiter behandelt.

Knapp ein Jahr später entschied die Regierung, dass Fredi nicht wieder ausgewildert werden kann. Sie war zum Zeitpunkt der Strandung noch zu jung und hätte die Unterstützung ihrer Mutter gebraucht, um Jagdtechniken und Überlebensstrategien für die Wildbahn zu lernen. Ein dauerhaftes Zuhause sollte der Grindwal auf ausdrücklichen Wunsch der Regierung bei Seaworld finden.

Erneut strandeten Grindwale

Rund ein Jahr später, im September 2012, strandeten erneut 22 Grindwale. Nur vier überlebten und wurden wiederum zu Seaworld gebracht.

Die Trainer kümmern sich liebevoll um ihre Schützlinge. (Foto:LINDA)

Die Trainer kümmern sich liebevoll um ihre Schützlinge.
(Foto: Linda)

Ein junges Männchen schaffte es nicht und verstarb. Die anderen drei Jungtiere wurden gesund gepflegt. Zum Zeitpunkt ihrer Rettung waren Ava, Ace und Piper gerade mal sechs Monate jung! Wie Fredi waren auch sie noch abhängig von ihren Müttern und hatten nicht gelernt, für sich selbst zu sorgen.

Logistische Herausforderung

Die Aufnahme von gleich drei Tieren stellte Seaworld vor eine große logistische Herausforderung: Noch während des Transportes von der Ostküste Floridas, wo die Tiere gestrandet waren, arbeiteten die Mitarbeiter unter Hochdruck, um einen Großteil der Süßwasserbecken der Rescue Facility zu Salzwasserbecken umzuwandeln.

Bei ihrer Ankunft waren die Tiere unterernährt und hatten Hautprobleme. Wochenlang wurden sie alle zwei Stunden über einen Schlauch ernährt. Doch schließlich wurden die Mühen belohnt: Die Grindwale legten an Gewicht zu, ihre Wunden verheilten und sie wurden aktiver.

Ava beispielsweise wog anfangs rund 200 Pounds (das sind umgerechnet ca. 91 Kilogramm). Im September 2014 hatte sie auf über 900 Pounds (= ca. 408 Kilogramm) zugelegt. Auch in diesem Fall entschied die US-Behörde, dass die Tiere bei Seaworld Orlando bleiben sollen.

Ein Grindwal beim "Medical Training" (Foto: Linda Domse)

Ein Grindwal beim „Medical Training“
(Foto: Linda)

Fredi, Ava, Piper und Ace bilden einen Pod

Seaworld hat auf die Entscheidung, ob ein gerettetes und rehabilitiertes Tier wieder ausgewildert wird oder in einer Einrichtung verbleibt, keinerlei Einfluss. Aber natürlich war der Park gerne bereit, allen vier Grindwalen ein neues Zuhause zu geben.

So machte Fredi Bekanntschaft mit Ava, Piper und Ace. Mittlerweile bilden die vier ihren eigenen Pod im „Whale and Dolphin Stadium“. Dort werden die Tiere weiterhin umfassend und liebevoll von den Pflegern betreut.

Viele der Trainer waren bereits bei der Rettung und Rehabilitation dabei. Für sie ist es besonders beeindruckend zu erleben, wie gut sich ihre Schützlinge entwickelt haben.

Wichtige Übungen

Die vier Tiere lernten zuerst Übungen des Medical Trainings, wie beispielsweise das „Husten“ auf Kommando, um die Atemwege zu überprüfen, oder das Herausreichen der Fluke, um Blutproben entnehmen zu können.

Außerdem werden die Tiere regelmäßig gewogen und vermessen. Dadurch kann nicht nur sichergestellt werden, dass sie sich gut entwickeln, sondern es werden auch wertvolle Daten und Fakten für die Forschung über diese Tierart gesammelt.

Momentan trainiert man mit ihnen auch sogenannte „Exercise Behaviors“ (Sprünge, schnelles Schwimmen), um sie körperlich fit zu halten.

Publikum erfährt die Geschichte der vier Grindwale

Vor jeder „Blue Horizons“-Show, der Delfinshow bei Seaworld, werden die Grindwale dem Publikum vorgestellt. Dabei erfahren sie nicht nur Wissenswertes über diese Delfinart im Allgemeinen, sondern auch die Geschichte von Ava, Ace, Piper und Fredi im Besonderen.

Viele der über 600 freiwilligen Helfer, die bei den Massenstrandungen Hilfe leisteten, haben die jungen Grindwale inzwischen bei Seaworld besucht. Wenn die Leute sehen, wie gut sie sich entwickeln, fließen nicht selten Freudentränen.

Grindwal mit Spielzeug (Foto: LINDA)

Grindwal mit Spielzeug
(Foto: Linda)

Auch ich war bei meinem Besuch im September 2014 tief beeindruckt; insbesondere von den Menschen, die sich Tag und Nacht mit enormem Engagement leidenschaftlich für die Rettung, den Schutz und das Wohlbefinden von Ava, Ace, Piper, Fredi und ihren Artgenossen in der Wildbahn einsetzen.

25.000 Tieren wurde das Leben gerettet

In über 50 Jahren hat das Rescue Team von Seaworld mehr als 25.000 Tieren das Leben gerettet, von Schildkröten über Delfinen bis hin zu Manatis.

Die Tiere wurden rehabilitiert und wieder in die Wildbahn entlassen. Letzteres ist stets das Ziel jeder Rettungsaktion. Die US-Regierung entscheidet, welche Tiere dauerhaft in einer zoologischen Einrichtung verbleiben.

Aktuell kümmern sich die Seaworld-Mitarbeiter um Hunderte Kalifornische Seelöwen-Babys, die vor der Küste Kaliforniens von ihren Müttern verlassen wurden, krank sind und fast verhungern. Im Seaworld Park in San Diego wurden zeitweilig die Seelöwen-Shows eingestellt, damit die Trainer ebenfalls bei der Versorgung der kranken Tiere mitwirken können.

Wer sich weiter über die Arbeit des Seaworld-Rescue-Teams informieren möchte, dem sei die Internetseite www.seaworldcares.com empfohlen.

8 Kommentare

  1. Guten Morgen zusammen,

    Norbert, deinem Kommentar stimme ich voll und ganz zu, sehr treffend beschrieben.
    Der Bericht über die Haltung der Großen Tümmler und Schwertwale bei Seaworld Orlando ist nun hier auf der Seite online.

    Viele Grüße
    Linda

    geschrieben von Linda
  2. Lieber JonLynx,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Deiner Bitte um weitere Informationen zu den Haltungsbedingungen bei Seaworld komme ich sehr gerne nach. Als ich die dann zu Papier brachte, stellte ich fest, dass das weit umfassender wurde als ein „normaler“ Kommentar. Daher wird es nach Absprache mit Susanne in den nächsten Tagen einen weiteren Bericht über die Delfin- und Schwertwalhaltung bei Seaworld (Orlando) geben. Ich hoffe, ich kann dich noch so lange vertrösten?
    Nochmals vielen Dank für dein Feedback und Interesse!

    Beste Grüße
    Linda

    geschrieben von Linda
    1. Vielen Dank, Linda ;)
      Natürlich kann ich warten!

      geschrieben von JonLynx
      1. Da werde ich mich auch drauf freuen. Danke. :-)

        geschrieben von Dani
  3. Gut, dass der Bericht jetzt gerade kommt.

    Ich habe nämlich letztens „Die Bucht“ gesehen, einerseits eine wirklich gute Doku über die Undercoverrecherche in Taiji, andererseits viel zu pauschalisierend und oberflächlich, was Delfinarien angeht. Es gibt halt solche und solche.

    Mir ist klar, dass SeaWorld Taiji nie unterstützt hat und auch nicht unterstützt, aber, ich weiß nicht, die SeaWorld-Delfinarien sind ein recht zweischneidiges Schwert. Als Freizeitparkunternehmen geht es da natürlich um Profit, andererseits weist man gute Tierschutzergebnisse, wie ich jetzt dank dieser und anderer Berichte weiß, auf.
    Ich habe mir mal letztens auf YouTube eine relativ aktuelle Show einer SeaWorld-Einrichtung angeschaut und zum Vergleich eine in Duisburg.Bei SeaWorld ist das wirklich reine Show mit lauter Musik und allem drum und dran, kein Vergleich zu Duisburg.

    Deswegen meine Frage an die Autorin: Wäre es möglich, die Haltungsbedingungen in den SeaWorld Delfinarien kurz und möglichst neutral zusammenfassen oder alternativ zu einem neutralen Bericht zu verlinken. Die Darstellungen bisher waren entweder stark negativ oder „Werbung“.
    Bin auch nicht so der Delfinfan wie andere hier, aber würde mir trotzdem mal ein neutrales Bild von SeaWorld machen, ohne direkt hinfahren zu müssen (auch wenn das natürlich immer besser ist).

    geschrieben von JonLynx
    1. Oh, JonLynx, wenn du Fans sehen möchtest, dann geh mal auf die Facebook-Seite des Duisburger Zoos. Ein Großteil der Posts dort sind deutschsprachige Äquivalente zu den awsomes, die wir in den englischen ZT-Designerforen so „lieben“. :-D Denn ganz ehrlich, sinnloses bejubeln der noch so banalsten Dinge ist mir genauso zuwider (entschuldigt bitte das harte Wort, aber das kommt am nächsten dran) wie sachentfremdetet, emotionalisierte und pauschalisierte Anschuldigungen. Zum Glück findet man beides hier so gut wie nie, weswegen ich hier gerne reinschaue. :-)

      geschrieben von Dani
      1. :D
        Ja, diese „Süß“-Kommentare als deutsche „Awesomes“ sind wirklich schlimm und bringen in einer Diskussion genauso wenig wie die pauschalisierten Anschuldigungen.
        Ihc bin froh, dass ich ein Forum gefunden habe, auf der man auch bei kritischen Themen sachlich diskutieren kann ;)
        Und natürlich gilt das auch für meeresakrobaten.de ;)

        geschrieben von JonLynx
    2. Hallo JonLynx,

      Ja, SeaWorld ist kommerziell. Durch und durch!
      Und ja, der Gründer von Seaworld, Brad Andrews, ist derzeit der „President Elect“ des EAAM e.V., da SeaWorld in Sachen „Rettung von Meeressäugern“ gut und gerne so viel geleistet hat, wie alle wissenschaftlichen (und das heißt meist leider „unterfinanzierten“) Einrichtungen zusammen. Fast alle Rettungs-Nahrungsmittel für Seelöwen, Delfine etc. wurden von SeaWorld entwickelt (zusammen mit Biologen und Veterinärmedizinern) und sind heute weltweit Standard in der Wildtierrettung.

      Angefangen hat das Ganze übrigens mal (in den 1960er-Jahren) mit verlassenen Seelöwenbabies, die dann daheim in der Badewanne(!) aufgepäppelt wurden. Alle vier Stunden füttern, rund um die Uhr – einige Zeit später lernte Mr. Andrews dann seine heutige Frau kennen.

      Die Orcahaltung wurde SeaWorld übrigens von den US-Umweltbehörden an die Backe genagelt, da diverse Tiere (einschließlich dem berühmt-berüchtigten Orca-Bullen Tillikum) aus einem gescheiterten (privaten) Projekt irgendwo untergebracht werden mussten – und SeaWorld (personell und anlagentechnisch) die besten Voraussetzungen bot.

      In dieser Hinsicht ging es übrigens LoroParque ganz ähnlich. Dass die heute Affen und andere Tiere halten, war ebenfalls nicht geplant, sondern geschah auf nachdrückliche Bitten der spanischen Tierschutzbehörden.

      Was die Shows angeht:
      Laute Musik ist für Delfine und Wale überhaupt nicht laut, da Delfine in diesem Frequenzbereich ziemlich taub sind. Deren größte Hörempfindlichkeit (beim Mensch zw. 0,8 kHz und 2,5 kHz) liegt irgendwo bei 10 – 20 kHz – mit anderen Worten, die Musik geht den Viechern doch ziemlich an der Flosse vorbei. Auch menschliche Stimmen sind für Delfine so schlecht wahrnehmbar, dass man sich beim Training mit Ultraschallpfeife und Handzeichen behelfen muss.

      Ob und wieweit die Shows bei SeaWorld jetzt didaktisch optimal sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Dass sie eine Menge Publikum anziehen und gleichzeitig die Tiere fit halten, ist dagegen ziemlich sicher: SeaWorld besitzt ein ganzes Sortiment an kerngesunden Delfin-Methusalems und ist vermutlich die erfolgreichste Delfinzucht weltweit.

      Nicht alles was „kommerziell“ ist, ist „schlecht“ (und nicht alles, was „gemeinnützig“ ist, ist „gut“). Ordentliche Einnahmen machen es aber nun einmal deutlich leichter, den Tieren gute Lebensbedingungen zu bieten (und nebenher noch Forschung, Tierrettung und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und zu unterstützen).

      geschrieben von Norbert

Schreibe einen Kommentar zu JonLynx Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert