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IWC-Tagung: Die Zukunft der Wale


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Der 53-jährige Schweizer Bruno Mainini ist seit 2014 Vorsitzender der Internationalen Walfangkommission IWC. Und diese tagt gerade in Slowenien.

Auge eines Buckelwals - LWL-Museum, Münster (Foto: Rüdiger Hengl)

Auge eines Buckelwals – LWL-Museum, Münster
(Foto: Rüdiger Hengl)

In einem Interview mit der Berner Zeitung berichtet Mainini über den Einfluss der IWC auf den Schutz von Walen und Delfinen.

Mir gefällt die besonnene Art des Tagungsleiters. Auch kann ich etliche seiner Argumente teilen. Daher möchte ich einige von ihnen hier wiedergeben.

Die Zukunft der Wale

200 Vertreter von IWC-Mitgliedsstaaten sowie etwa die gleiche Anzahl von NGO-Vertretern (regierungsunabhängige Organisationen) sind in Portoroz zusammengekommen, um über die Zukunft der Wale zu diskutieren.

Mainini ist der Auffassung, dass die Wale in den nächsten 20 Jahren nichts zu befürchten hätten. Die Walfanggegner-Lobby sei so groß, dass keine benötigte Dreiviertel-Mehrheit der Walfangbefürworter zustande käme. Und diese wäre nötig, um das Walfangmoratorium, das seit 30 Jahren gilt, aufzuheben.

Buckelwal im Ozeaneum (Foto: Susanne Gugeler)

Buckelwal im Ozeaneum (Foto: Susanne Gugeler)

Mainini möchte Fairness im Umgang mit Walfangbefürwortern

Den Vorwurf der NGOs, Japan würde andere Länder bestechen, damit diese für den Walfang stimmen würden, lässst Mainini so nicht gelten. Er findet ihn nicht fair, denn Japan würde vor allem in der Karibik viel Geld in die Infrastruktur und Entwicklungshilfe investieren. Es sei durchaus legitim, dass eine Gegenleistung in Form von Solidarität erwartet würde.

Auch den Vorwurf – Japan würde eigentlich gar keinen wissenschaftlichen Walfang betreiben – lässt Mainini so nicht stehen. Er gibt zu bedenken, dass in allen Ländern Versuchstiere der Wissenschaft geopfert würden. Allerdings wäre die Anzahl der von den Japanern getöteten Zwergwale viel zu hoch.

Von Extremforderungen mancher NGOs hält Mainini nichts. Er ist dafür, dass auch Lösungsansätze vorgebracht werden müssen.

Kleinwale und Delfine haben schlechten Stand

Viele Bestände der Großwale sind heute wieder gesichert. Bei den Kleinwalen und Delfinen sieht es dagegen schlecht aus – so Mainini. Sie stehen bereits in manchen Gegenden der Welt vor dem Aussterben. Der Grund: Sie landen als Beifang in Großnetzen oder die Gewässer, in denen sie leben, sind verseucht und vergiftet.

Infografik: Das Töten der Wale nimmt kein Ende | Statista

Jeder ist gefordert

Mainini ist der Meinung, dass alle Menschen gefordert sind, wenn es um den Walschutz geht. Er führt dafür ein paar Beispiele auf.

* So appelliert er an Kapitäne von Frachtern, dass sie aufmerksam und umsichtig fahren sollen, damit sie Zusammenstöße mit Meeressäugern vermeiden.

* Küstenbewohner sollten darin unterrichtet werden, wie sie gestrandete Wale und Delfine retten können.

* Indigene Völker, die legal Wale fangen, sollen lernen, wie man die Tiere möglichst schonend, schmerz- und stressfrei tötet.

* Anbieter von Walbeobachtungsausflügen dürfen nicht nur ans Geldverdienen denken, sondern müssen bestimmte Regeln einhalten, damit sie die Meeressäuger in deren Lebensraum nicht stören.
(Quelle: Walfang: Auch die Schweiz trägt Verantwortung)

Mehr zur IWC-Tagung

* Website der IWC
* Japan fordert Aufhebung des Walfangverbots
* Japan pocht bei IWC-Treffen auf Ende des Walfang-Moratoriums
* Chance auf südatlantisches Schutzgebiet für Wale
* Geisternetze, Plastikmülle, Harpunen und Lärm
* Ministerin fordert Schutzzone für Wale im Südatlantik

4 Kommentare

  1. Hier noch ein Nachtrag, Oliver. Ich habe folgenden Satz im hakaimagazine.com gefunden:

    „They (gemeint sind Simon Fraser University marine ecologist Isabelle Côté and Fisheries und Oceans Canada biologist Corinna Favaro) found that both whaling and non-whaling countries contribute fairly equally to the corpus of whale science publications. While whaling nations produced more studies directly related to IWC permit goals—an average of 82 compared to 59 for non-whaling nations—the individual variations per country were so wide the researchers concluded the averages were not statistically different.“

    Hier findest du den kompletten Text:
    https://www.hakaimagazine.com/article-short/whats-true-scientific-value-scientific-whaling

    geschrieben von Susanne
  2. Hallo Susanne,
    danke für die Info. Das bestärkt meinen EIndruck, dass bei einem Großteil der Tötungen die Wissenschaft eher vorgeschoben wird, denn wie es aussieht, hält sich der Erkenntnisgewinn dann doch in Grenzen bzw. es gibt andere Methoden, um Studien an Walen und Delfinen am lebenden Tier vorzunehmen.

    Natürlich erfährt man durch den Blick in den Walmagen etwas über die letzte Mahlzeit, aber das ist nur eine Momentaufnahme – Beobachtungen und Urin- / Kotanalysen bieten dagegen ein Langzeitbild, auch um Veränderungen der Nahrungszusammensetzung im Lauf des Lebens eines Tieres oder auch bei sich ändernden Umweltbedingen zu erhalten.

    Erkenntnisse über die letzte Mahlzeit oder über die innere Anatomie (die nach all den Jahren zudem hinlänglich bekannt sein dürfte) lassen sich zudem auch an (frisch) gestrandeten Tieren Tieren gewinnen, auch dafür muss man keine lebenden Tiere töten.

    Erkenntnisse über die Funktion von Organen, z.B. der Melone, kann man nur sehr eingeschränkt gewinnen, wenn man ein totes Tier vor sich hat. Und Verhaltensweisen lassen sich sowieso nur an lebenden Tieren beobachten – sei es im Freiland oder in Delfinarien.

    geschrieben von Oliver
  3. Wenn behauptet wird, dass die Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken gefangen / getötet werden, dann müsste man dies ja eigentlich doch irgendwie belegen können. Was für eine Art Forschung wird mit den Tieren betrieben? Welche Erkenntnisse lassen sich aus toten Tieren gewinnen? Es müsste doch in der Folge von wissenschaftlichen Untersuchungen eine ganze Reihe an Veröffentlichungen geben – möglichst in rennomierten Fachzeitschriften – um die die Tötung der Tiere irgendwie zu rechtfertigen.
    Gibt es da irgendeine Kontrolle oder genügt es, zu behaupten, die Tiere würden aus wissenschaftlichem Interesse getötet?

    geschrieben von Oliver
    1. Hallo Oliver, ich glaube, ein Teil der Forschung dreht sich um das Fressverhalten der Großwale bzw. um die Auswertung von Wal-Mägen. Hier mehr zum „wissenschaftlichen Walfang“ Japans:

      http://www.meeresakrobaten.de/2010/11/nutztier-statt-schutztier-bericht/
      http://www.icrwhale.org/eng-index.html
      https://en.wikipedia.org/wiki/Whaling_in_Japan
      https://en.wikipedia.org/wiki/Institute_of_Cetacean_Research
      http://www.meeresakrobaten.de/2011/09/buecher-zum-thema-walfang-in-japan/

      Zum Fressverhalten kann man jedoch auch Forschung betreiben, indem man die Fäkalien der Tiere untersucht, getötet werden müssen deshalb bestimmt keine Wale. Außerdem gibt es heute so viele technische Erleichterungen, die wissenschaftliche Untersuchungen unterstützen.

      geschrieben von Susanne

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