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Ein ganz besonderer Buckelwal


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Meeresakrobaten, 21. Juni 2021

Ein Film, der neulich in ARTE gezeigt wurde, hat mich dazu veranlasst, einen ganz besonderen Buckelwal vorzustellen.

Jagender Buckelwal
(Foto: Frank Blache)

Ein Buckelwal-Weibchen auf Abwegen

Es handelt sich um ein Weibchen, das bereits vor mehreren Jahren einen außergewöhnlichen Weg eingeschlagen hat, wenn es um den Fischfang geht.

Auch seine Beutetiere sind eher ungewöhnlich. Der Buckelwal frisst nämlich jungen Lachs. Üblicherweise ernähren sich Buckelwale von mikroskopisch kleinem Plankton, kleinen Krustentieren wie Krill und kleinen Schwarmfischen wie Heringen, Sardinen und Sandaalen.

Lachsfarm

Der Biologe und Regisseur Ric Rosenthal beobachtet die Walkuh in Alaska ganz in der Nähe des Ufers. Dort taucht sie jedes Jahr im April in einer speziellen Bucht auf, um sich nach einer langen Reise aus dem warmen Pazifik im kalten Wasser des Nordens satt zu fressen.

In der Bucht, die sie immer im April aufsucht, befindet sich eine Lachsfarm. Sie ist Aufzuchtstation von Millionen Jungfischen. Sobald diese freigesetzt werden, ist der weibliche Buckelwal pünktlich zur Stelle. Doch deren Besuche laufen nicht immer glimpflich ab. Davon zeugen viele Spuren und Narben auf ihrem Körper, die von Seilen und Booten herrühren.

Brustflossen eines Buckelwals
(Foto: Stephanie und Detlef Müller)

Buckelwal/Bora Bora
(Foto: Stephanie und Detlef Müller)

Mit einem Vorhang aus Luftblasen kreist die Walkuh die freigelassenen Mini-Fische ein und verschluckt sie anschließend. Der Betreiber der Lachsfarm ist gar nicht glücklich über diesen Mitesser.

Einzelgänger

Obwohl Buckelwale normalerweise sehr kommunikationsfreudig sind, schweigt die Walkuh, wenn sie auf Jagd geht. Offenbar möchte sie ihre Beute nicht mit anderen Walen teilen.

Dass es unter Delfinen Einzelgänger gibt, ist hinlänglich bekannt. Doch in diesem Fall handelt es sich nicht um einen Zahnwal, sondern um einen Bartenwal.

Buckelwale gehen oft zusammen auf die Jagd. Doch die Walkuh hat sich offenbar ganz bewusst von ihren Artgenossen abgesondert. Ihr Verhalten wirkt eher wohlüberlegt als instinktiv.

Hungrige Fressfeinde warten schon

Die Lachse, die durch die Maschen der Netze schlüpfen, kommen meist nicht weit. An den Pontons warten dankbare Abnehmer wie Otter und Weißkopfseeadler. Auch das Buckelwal-Weibchen patrouilliert geduldig bei den Schwimmplattformen. Und das Warten lohnt sich.

Weißkopfseeadler (Foto: Frank Blache)

Wenn die Lachse eine bestimmte Größe erreicht haben, öffnen die Mitarbeiter der Farm die Netze. Aus jedem schwimmen zwei Millionen kleine Fische. Der Buckelwal muss nur noch sein Maul weit öffnen …

Da Buckelwale unter strengem Schutz stehen, ist der Betreiber der Lachsfarm machtlos.

Der Buckelwal soll ausgetrickst werden

Doch die Mitarbeiter der Lachsfarm haben sich etwas einfallen lassen. Bei der Umsetzung ihrer Idee kommt der Buckelwal nicht zu Schaden.

Sie entlassen die Junglachse nicht einfach ins Meer, sondern pumpen die Fische durch einen Schlauch in ein Fischerboot. Die Lachse landen also nicht mehr im Bauch des Buckelwals, sondern im Bauch des Bootes.

Auf offener See werden die Jungfische freigelassen.

Tauchender Buckelwal/Bora Bora
(Foto: Stephanie und Detlef Müller)

Doch ein Teil der Fische schwimmt zurück in die Bucht – auf der Suche nach Schutz. Den erhalten sie allerdings nicht, denn sie werden bereits von einem großen Meeressäuger erwartet.

Zweiter Versuch

Viele Netze sind noch voll mit Lachs. Die Fische passen nicht alle auf ein Boot. Der Raum wird allmählich zu eng für sie.

Daher öffnen die Mitarbeiter der Farm jeweils nur eine Seite der Netze. Die Lachse können hinausschwimmen, aber auch wieder zurückkehren, falls draußen Gefahr lauert.

Doch auch die Walkuh ändert ihre Strategie. Sie taucht durch die seitliche Öffnung in eines der Netze. Ihr zwölf Meter langer Körper füllt das gesamte Becken aus. In ihrem riesigen Maul verschwinden jede Menge Baby-Lachse.

Wieder hat die Walkuh gewonnen.

Auf der Suche nach weiteren Jagdstrategien

Ric Rosenthal nimmt den Zuschauer noch mit auf weitere Wal-Reisen. Sie lernen die Orcas in Norwegen kennen, die mit hochfrequenten Tönen Heringe betäuben.

Blas eines Pottwals
(Foto: Susanne Gugeler)

Die Schwertwale vor Mexikos Küste jagen gefährliche Stechrochen.

Mit einer Art Schlachtplan stimmen sie sich untereinander ab. Immer wieder schlägt ein Orca mit seiner Fluke gegen den Stechrochen. Der bewegungsunfähige Stechrochen wird nun zur leichten Beute.

In Patagonien werfen sich Schwertwale an den Strand, um Robben zu jagen. Ric lässt sich die Geschichte vom Orca-Bullen Leo erzählen, der auf tragische Weise ums Leben kam.

Zärtliche Pottwale

Auf den Azoren taucht Ric mit Pottwalen. Er lernt sie als zärtliche, sensible Tiere kennen. Die Mär vom furchterregenden Moby Dick ist Vergangenheit.

Er beobachtet drei Jungwale beim Spiel mit einem Stück Treibgut.

Der Film ist noch eine Weile in der Mediathek des Senders ARTE anzusehen. Hineinschauen lohnt sich, um das Wesen der Wale ein bisschen besser zu verstehen.
(Quelle: Das Wesen der Wale)

Lese- und Videotipps

* Humpback Whales Bubble Net Feeding
* Der Ärger mit den Zuchtlachsen
* Blasen und Schlösser aus Luft
* Treibjagd der Buckelwale
* Besuch bei den Wölfen des Meeres
* Eine Fahrt in die Welt der Wale

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