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Blinde Wut und Fehlinformationen retten keinen einzigen Delfin


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MEERESAKROBATEN/25. Januar 2014
(23 Kommentare)

Nachdem die Medien zum ersten Mal in diesem Jahr über die Gräueltaten in Taiji berichtet haben, gehen bei vielen Tierfreunden offenbar die Nerven durch.

Gefangene Delfine in Taiji (Foto: Boyd Harnell)

Gefangene Delfine in Taiji (Foto: Boyd Harnell)

Geladen mit einer gehörigen Portion Aggressivität bringen sie das Delfin-Massaker in Japan mit den Delfinarien in Deutschland (Nürnberg und Duisburg) in Zusammenhang und toben sich auf der Internetplattform des Nürnberger Tiergartens dementsprechend aus.

Walfang seit dem frühen 17. Jahrhundert

Die Kommentatoren wollen den Zoo-Besuchern doch tatsächlich weismachen, dass Nürnberg etwas mit Taiji zu tun hätte. Das ist natürlich falsch.

Laut Wikipedia wird im Land der aufgehenden Sonne seit dem frühen 17. Jahrhundert von Taiji aus Wal- und Delfinfang betrieben. „Vor dem Inkrafttreten des kommerziellen Walfangverbots 1986 war ein großer Teil der Stadtbevölkerung im Walfang bzw. in den damit zusammenhängenden Gewerben beschäftigt.“ (Quelle: Wikipedia)

Kleinwale sind vom Walfangverbot leider ausgenommen. Daher ist die Jagd auf Delfine und andere Meeressäuger in Japan immer noch legal. Die Regierung unterstützt den Fang mit jährlich neu herausgegebenen Fangquoten.

Es wird Jagd auf sieben Delfinarten gemacht

Immer zwischen September und März/April wird in Taiji von ein paar wenigen Fischern eine Delfintreibjagd durchgeführt, bei der mehrere Hundert bis Tausend Delfine getötet und geschlachtet werden. Ihr Fleisch wird von den Einwohnern des Fischerortes und Menschen aus der Umgebung verzehrt. Einige Delfine werden aussortiert und vor allem an Aquarien und Ozeanarien in Japan, China und Taiwan verkauft. Wie sich die grausame Delfinjagd genau abspielt, kann man hier auf der Website unter Japan – Land der blutenden Buchten nachlesen.

Rundkopfdelfin/Azoren (Foto: Frank Blache)

Rundkopfdelfin/Azoren (Foto: Frank Blache)

Kleine Schwertwale/Azoren (Foto: Frank Blache)

Kleine Schwertwale (Foto: Frank Blache)

Neben pazifischen Großen Tümmlern (in Deutschland werden übrigens ausschließlich atlantische Große Tümmler gehalten) werden in Taiji folgende Arten gejagt und getötet:
* Streifendelfine,
* Kurzflossen-Grindwale,
* Rundkopfdelfine,
* Weißstreifendelfine,
* Pantropische Fleckendelfine und
* Kleine Schwertwale

Zwischen 2000 und 2012 gab es in Taiji pro Jahr durchschnittlich 1.455 Tötungen und 77 Lebendfänge (Quelle: CetaBase und Meeresakrobaten-Artikel Etwa 5 Prozent sind Lebendfänge).

233 Große Tümmler wurden in Todesbucht getrieben

Aber nun zurück zu dem Ereignis, das die aufgebrachten Tierfreunde im sozialen Netzwerk Sturm laufen ließ. Am 17. Januar 2014 wurde eine besonders große Tümmler-Schule in die „Todesbucht“ getrieben. Es waren laut der Datenbank CetaBase 233 Tiere, darunter ein junger Albino. 43 von ihnen wurden getötet, 50 werden als Lebendfänge an Ozeanarien verkauft und 140 Delfine wurden wieder freigelassen. Drei Tage zuvor wurden 65 Fleckendelfine gefangen. Davon wurden 56 Tiere getötet und 9 für Ozeanarien ausgewählt.

Delfine unter Wasser (Foto: Susanne Gugeler)

Atlantische Tümmler in Nürnberg (Foto: Susanne Gugeler)

Nicht tragbare Kommentare

Am 17. Januar postet eine Diana T. auf der Facebookseite des Nürnberger Tiergartens: „Ihr tragt die moralische Schuld an diesem Massaker!“

Ein anderer Kommentator schreibt später: „Was für eine Schande! SIE sind schuld daran, was Delfinen in Taiji und an anderen Orten der Welt angetan wird! …“

Und noch ein Beispiel für eine untragbare Anschuldigung gegen den Tierpark: „Unterstützen Sie nicht länger dieses Abschlachten und Einfangen dieser wundervollen Geschöpfe. Sie tragen mit die Verantwortung und das Blut klebt auch an Ihren Händen.“

Ich finde solche Anschuldigungen einfach infam. Sie zeugen von großer Unwissenheit. Doch die Masse lässt sich leider gerne von schlagzeilenträchtigen Meldungen anstecken, ohne derartige Behauptungen zu hinterfragen. Da gibt es bereits genügend Negativbeispiele in den Medien.

Die Gegendarstellungen und Richtigstellungen des Tiergartens werden anscheinend von den hasserfüllten Kommentatoren ignoriert. Denn immer und immer wieder tauchen die gleichen Anschuldigungen (siehe oben) auf.

Dem Tiergarten als Betreiber der Facebookseite rate ich, Gäste, die sich nicht zu benehmen wissen, „an die frische Luft zu setzen“. Und den Schreibern empfehle ich auch, mal an die frische Luft und zwar in den Tiergarten zu gehen und sich selbst ein Bild von der Delfinhaltung zu machen. Vor dem Computer ist das schlecht möglich.

Zoos klären über das Delfin-Massaker in Taiji auf

Die MEERESAKROBATEN protestieren bereits seit vielen Jahren gegen die Delfin-Treibjagden in Taiji. Auch der Tiergarten in Nürnberg sowie der Zoo in Duisburg verurteilen diese grausame Jagd öffentlich auf ihren Websites.

Ich finde es daher unglaublich, was sich derzeit auf der Facebook-Seite des Nürnberger Tiergartens abspielt. Offenbar sind die Menschen, die derartige Hetz-Beiträge schreiben, einfach frustriert darüber, dass sie machtlos mit ansehen müssen, wie hochintelligente Meeressäuger getötet werden, und dieses Massaker nicht verhindern können.

Selbst den Beobachtern vor Ort sind die Hände gebunden. Sie können nicht eingreifen, sondern nur dokumentieren, was in Taiji passiert.

Roter Umschlag  für Japan (Foto: Susanne Gugeler)

Protestbeispiel (Foto: Susanne Gugeler)

Doch keinem einzigen Delfin in Taiji oder in den Weltmeeren (in denen Jahr für Jahr 300.000 Meeressäuger in Netzen verenden) wird auf diese Weise geholfen. Die Zootierhaltung in Nürnberg oder Duisburg hat nichts, aber auch rein gar nichts mit Taiji zu tun.

Fast alle Tiere der beiden deutschen Delfinarien sind bereits Nachzuchten. Seit etwa zwei Jahrzehnten gibt es keine neuen Wildfänge mehr in Deutschland. Aus Taiji sind noch nie Delfine nach Deutschland gekommen. Wie bereits weiter oben erwähnt, werden in Deutschland von Beginn an atlantische Tümmler und nicht pazifische (Taiji-)Tümmler gehalten.

Dies alles wird von den aggressiven Kommentatoren außen vor gelassen. Bildlich gesprochen mähen sie alles um, was ihnen zum Thema Delfinarium über den Weg läuft. Es ist ein Trauerspiel, welche Fehlinformationen, Mutmaßungen und falsche Interpretationen derzeit durchs Internet rieseln.

Sinnvoll aktiv werden

Meiner Meinung nach sollte man seine Aktivität nicht gegen Einrichtungen wenden, in denen Delfine vorbildlich gehalten werden, sondern selbst vor Ort in Taiji seinen Unmut kundtun oder aber die Möglichkeiten nutzen, die man hier in Deutschland hat, gegen den Delfinfang in Japan zu protestieren. Zum Beispiel kann man sich in einem persönlichen Schreiben an die japanische Botschaft in Berlin wenden (Adresse sowie weitere Protestmöglichkeiten siehe unter Japan – Land der blutenden Buchten).

23 Kommentare

  1. Man sollte auch nicht unbedingt Cousteau zum Thema „Delfinschutz“ / „Contra Delfinarien“ zitieren, erstmal wie Norbert schon schrieb, weil die damaligen Haltungen noch viel schlechter waren mit viel kleineren Becken aber auch weil Cousteau seinerzeit selbst für Forschungen Delfine fing und von ihrer Gruppe separierte. Ich habe ein altes Buch von Cousteau in dem er diese Fänge und Forschungen genau beschreibt, etliche Delfine verfingen sich bei seinen Tests in Netzen, ertranken oder starben schon beim Fang oder am Schock kurz danach. Gewöhnliche Delfine, eingefangen und in einen sehr kleinen runden Betonpool gesperrt ohne vorherige vorsichtige Gewöhnung, rammten volle Kanne vor die Wände und starben. Auch hat Cousteau für seine Haiforschungen Delfine getötet und das Fleisch als Haiköder benutzt.(Steht in einem seiner eigenen alten Haibücher). Also Vorsicht mit angeblichen Delfinschützern, die oft Delfine nicht gut behandelten oder gar töteten. Ric O barry zähle ich auch dazu, einige Delfine die er von der Navy bekam, zur Betreuung, hat er unsachgemäß ohne Erlaubnis ausgewildert, die Delfine magerten stark ab, hatten Wunden und wurden krank weil sie keinen Fisch fangen konnten und bettelten in Häfen um Futter, 2 konnten später gerettet werden. Ric O Barry wurde dafür zu einer hohen Geldstrafe und Haftstrafe verurteilt, bis heute verdreht er die Tatsachen so, als wäre er der Retter dieser Delfine gewesen. (Nachzulesen sind die Fakten im Internet unter http://marineanimalwelfare.com/sugerloaf.htm
    (the third trained dolphin, known as „Buck,“ will make the trip after he recovers from a lack of care, substantial weight loss, and wounds)

    geschrieben von Britta
    1. Auch wenn ich nicht unbedingt ein großer Fan von Ric O’Barry bin, so gebietet es doch der Respekt und die Fairness, bei der Wahrheit zu bleiben. Soweit ich es recherchieren konnte, wurde er wegen dieser Auswilderungsaktion zu einer Geldstrafe verurteilt; Hinweise auf eine Haftstrafe konnte ich auch bei genauerer Recherche nicht finden.
      Sollten Sie dazu eine belastabare Quelle vorweisen können, bitte ich um Mitteilung. Der von Ihnen zitierte Link liefert jedenfalls keinerlei Hinweise auf eine Inhaftierung von Ric O’Barry oder seinen Mitstreitern.

      Der Vorwurf lautete auf Tierquälerei im Zusammenhang mit Delfinen (Großen Tümmlern), wobei wohl auch die völlig überflüssigen Brandzeichen auf den Rückenfinnen der Tiere (ein Halbmond bzw. ein Stern) eine Rolle gespielt haben dürften und das Ergebnis war eine saftige Geldstrafe.

      Unabhängig davon habe ich gehörigen Respekt vor dem Mann, insbesondere, was sein Engagement im Zusammenhang mit Taiji angeht. Dass ihm in vielerlei Hinsicht der wissenschaftliche Hintergrund fehlt, ist bedauerlich und führt aber leider auch immer wieder zu fragwürdigen Aktionen und Aussagen.

      Was Jacques Ives Cousteau angeht, sollte man bedenken, dass er einer der ersten Forscher überhaupt war, der sich wissenschaftlich mit Delfinen beschäftigt hat. Dass er dabei anfänglich auch Tiere einfach harpuniert hat, um den Mageninhalt zu analysieren, kann man ihm in seinem damaligen Umfeld (1960-er Jahre) kaum vorwerfen – zumal er bereits wenig später – und weltweit als einer der ersten – sehr nachdrücklich für den Schutz (auch) von Walen und Delfinen eingetreten ist.
      Wenn ich mich recht entsinne, war er auch mit die treibende Kraft bei der Schaffung des Walfangmoratoriums, ohne das vermutlich die meisten Großwale inzwischen ausgestorben wären.
      Jacques Cousteau nach heutigen Maßstäben und mit dem heutigen Wissen zu beurteilen oder gar verurteilen zu wollen zeugt von einer beachtlichen Überheblichkeit.

      geschrieben von Norbert
  2. Ich hoffe ja bloß dass alle die hier gegen den Tiergarten wettern auch keine Tiere zu Hause halten, denn jegliche Art von Tierhaltung ist nicht artgerecht…. weder Hund, Katze, Vogel, Fisch oder sonstiges Kleintier wird in seinem natürlichen Lebensraum gehalten und auch jegliche Art von Massentierhaltung zum Verzehr ist nicht artgerecht! Aber daran wird von vielen nicht gedacht. Hauptsache man kann gegen das Delfinarium wettern.

    geschrieben von Kerstin
  3. Hier gehts doch nicht darum, dass die Delfinarien in Deutschland wegen des Abschlachten der Delfine in Taiji verantwortlich sind!. Taiji war nur der Stein der ins Rollen gebracht wurde. Es wurde deutlich, dass unteranderem auch Delfinarien in der ganzen Welt dafür verantwortlich sind, dass Delfine gequält und aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen werden um dann für die menschliche Belustigung zur Verfügung zu stehen. Auch wenn Nürnberg und Duisburg vor Jahrzehnten Delfine aus dem Meer gerissen haben, will ich nicht wissen wie das von statten ging. Egal ob Pazifik oder Atlantik. Delfinarien sind mit der Hauptgrund für solche Grausamkeiten und genau darum ging es diesen Menschen, die das geschrieben hatten.Ich kann sie durchaus nachvollziehen, auch wenn der Wahrheitsgehalt nicht ganz korrekt ist.
    Es ist nunmal heute bewiesen, dass Delfine ein Bewusstsein haben und deswegen sollten sie nicht in Gefangenschaft leben und schon gar nicht trainiert werde um durch Reifen zu springen. Das passt nicht mehr in unser Zeitalter! Und es ist vollkommen egal, ob sich die Haltung in Delfinairen geändert hat. Sie ist und bleibt falsch!

    geschrieben von Veronika S.
    1. Veronika, Bewusstsein haben auch viele andere Tiere. Dann müssten Sie sich konsequenterweise gegen jegliche Tierhaltung aussprechen. Wenn dem so ist, akzeptiere ich das selbstverständlich. Meiner Meinung und Beobachtung nach werden die 17 in Nürnberg und Duisburg gehaltenen Großen Tümmler vorbildlich behandelt. Ich denke, da könnte manch andere Einrichtung im Ausland sich eine Scheibe davon abschneiden.

      Aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen wurden alle Zootiere in den Anfangszeiten der Zootierhaltung. Doch wir schreiben das Jahr 2014. Bis heute hat sich sehr viel getan in der Tierhaltung. Auf Wildfänge wird schon lange verzichtet, da es inzwischen viele Nachzuchten gibt.

      Delfine werden übrigens trainiert, um ihrem Bewegungsdrang genüge zu tun. Schließlich fällt die Jagd auf Beute in einem Zoo weg. Diese Übungseinheiten werden meist mit dem größten Engagement der Tiere durchgeführt. Vielleicht beobachten Sie ja mal selbst eine solche Trainingseinheit, um sich davon überzeugen zu können.

      geschrieben von Susanne
    2. Der völlig unnötige und ohne sachliche Grundlage geführte Kampf gegen die EEP-Delfinarien wird aber weder den Delfinen in Asien und der Türkei in irgendeiner Weise helfen, noch die Treibjagden in Taiji oder den Färöer-Inseln (oder in Samoa) beenden. Die Schließung von EEP-Delfinarien entzieht lediglich der Wissenschaft die wichtigste Grundlage für ihre Forschung. Zudem verlören damit die westlichen Wissenschaftler international viel Glaubwürdigkeit und damit Durchsetzungskraft, wenn sie selbst auf vielen Gebieten keine Forschung mehr betreiben könnten.

      Im Übrigen sind Delfine von ihren geistigen Fähigkeiten eher im tierischen Mittelfeld einzuordnen. Selbst Krähen, bestimmte Papageienarten, manche Haushunderassen und Haus- und Wildschweine, aber auch Seelöwen (von höheren Primaten ganz zu schweigen) sind um Einiges fitter, wenn es darum geht, im Notfall den eigenen Hintern zu retten (Netze) oder verzwickte Futterbehälter zu öffnen.
      Auch die Liste der Tiere, bei denen ein Bewusstsein nachgewiesen werden konnte, ist ziemlich lang. Die oben genannten gehören allesamt dazu.

      geschrieben von Norbert
  4. Macht das Unterschied, WO die Delfine herkommen? Macht es einen Unterschied, wenn es die Sklaverei noch gäbe, woher diese denn kämen, DE, Griechenland, Großbritanien oder sonstwo her? Delfin ist Delfin, genauso wie Sklave eben Sklave ist und für die Meeressäuger, egal ob atlantisch oder pazifisch, sie heißen schließlich nicht umsonst Meeressäuger, gehören ganz einfach in ihren natürlichen Lebensraum, sowie die Giraffe, wie die Affen und sonstiges Wildgetier…….

    geschrieben von Roswitha
    1. Roswitha, bei Tierhaltung von Sklaverei zu reden, ist schon etwas grenzwertig. Wir hätten dann ja viele Millionen miauende, wiehernde und bellende Sklaven in Deutschland …

      Da Sie offenbar gegen jede Tierhaltung – alles andere wäre inkonsequent – sind, respektiere ich Ihre Meinung selbstverständlich.

      geschrieben von Susanne
  5. An die frische luft setzen weil man ein tiergarten der tierquälerei überführt???

    geschrieben von Marco Kai Reclik
    1. Seit wann ist der Tiergarten der Tierquälerei überführt? Ich würde mal sagen, das Gegenteil ist der Fall. Kennen Sie die Delfine aus Nürnberg überhaupt?

      geschrieben von Susanne
    2. Wenn die Rechtschreibung auf den Bildungsstand schließen läßt, Herr Reclik, dann habe ich nichts gegen Ihre Argumentation.
      Andernfalls bitte ich Sie, erst einmal Ihre Behauptung zu beweisen !

      geschrieben von Stefan
  6. ist schon nachvollziehbar dass so reagiert wird, aber leider ist es nun einmal fakt dass ein delfinarium weder zum erhalt noch zum schutz von den tieren beiträgt. es wird ihnen nicht gerecht und die fänge werden laut mehreren berichten z.b bei nano 3 sat an die delfinarien teuer verkauft. das ist in etwa so, als würde man sagen, rauchen sei nicht schädlich. also, wir werden dafür sorgen, dass auch das letzte delfinarium in deutschland schließen wird.

    geschrieben von klink, t.
    1. Hallo „klink,t.“: Bei den Präsentationen und auf Info-Tafeln im Blauen Salon wird sehr viel über Delfine und ihr Leid in den Weltmeeren berichtet. (Korrekte) Informationen sind der erste Schritt, Tiere zu schützen. Noch einmal: In Nürnberg und Duisburg ist noch nie ein Tier aus Taiji gelandet. In Japans Gewässern schwimmen pazifische Tümmler, die Tiere aus den beiden Zoos sind atlantische Tümmler. Tiergärten und Zoos kaufen keine Tiere! Was haben Sie davon, wenn es in Deutschland kein Delfinarium mehr gibt? Ist damit einem Tier draußen im Ozean gedient???

      geschrieben von Susanne
    2. Die wissenschaftlich geführten Delfinarien des EEP tragen in verschiedener Weise und ganz direkt und konkret zum Schutz und Erhalt der wildlebenden Delfinpopulationen bei:
      – Sowohl Nürnberg (Vereinssitz) als auch Duisburg unterstützen den YaquPacha e.V. personell und finanziell. Dieser Verein sorgt auf wissenschaftlicher Basis für die Ausweisung von Schutzgebieten, Aufklärungsarbeit an Schulen und in Fischereiverbänden und Unterstützung der Behörden für einen tatsächlich wirksamen Delfinschutz in Südamerika. Dass man an deren Pressearbeit noch etliches verbessern könnte, ist allerdings auch kaum zu bestreiten. Aber vielleicht haben echte Tierschützer dafür einfach zu wenig Zeit.
      – sämtliche EEP-Delfinarien kooperieren im EAAM e.V. und unterstützen Wissenschaftler und (echte) Tierschützer durch wissenschaftlicher Kooperation und personelle / veterinärmedizinische Unterstützung.
      – Die Forschung in den EEP-Delfinarien ermöglicht erst die Rettung und Wiederauswilderung gestrandeter Tiere. Auch sind die Beckenanlagen (z.B. in Haderwijk, Odense etc.) Voraussetzung, um gestrandete Tiere schnell und schonend zu behandeln und unter medizinischer Aufsicht wieder aufzupäppeln.
      – Die Forschung in den EEP-Delfinarien ist die Grundlage der Freilandforschung. Ohne die wissenschaftlichen Delfinarien wüsste man weder von dem Sonarsinn der Delfine (entdeckt und erforscht in Nürnberg), noch vom Signaturpfiff (entdeckt und erforscht in Duisburg).
      – Die EEP-Delfinarien betreiben massive und durchaus effektive Aufklärung zum Schutz der Tiere, einschließlich dem Thema „Überfischung“ und protestieren schon seit vielen Jahren gegen Delfintreibjagden und setzen sich auf internationalen Konferenzen für den Schutz von Walen und Delfinen ein. Allein die beiden deutschen Delfinarien erreichen auf diesem Wege über 2 Mio. Besucher jährlich – viele erfahren vor Ort zum ersten Male von den aktuellen Bedrohungen der Meeressäuger.

      Von daher sollten sich manche Möchtegern-Delfinschützer erst einmal überlegen, wer eigentlich auf ihrer Seite steht und wer tatsächlich ihr Gegner ist.
      Die Japaner und Fähringer, Norweger und Isländer (allesamt Delfin- und Walfang-Nationen) lachen sich jedenfalls einen Ast, wenn sie sehen, wie die deutschen Tierrechtsaktivisten genau jene bekämpfen, die ihnen auf internationalen Konferenzen wirklich das Leben schwer machen.
      Nicht viel anders sieht es mit den Fischereiverbänden (einschließlich in Deutschland) aus, die einfach nur froh sind, dass die mediale Aufmerksamkeit von ihnen abgelenkt bleibt und sie weiter mit Stellnetzen und anderen destruktiven. aber billigen (oder „traditionellen“) Methoden arbeiten können. Allein in deutschen(!!) Hoheitsgewässern sterben jährlich mehr Delfine als Beifang, als überhaupt in EEP-Delfinarien leben.

      Von daher könnte man sogar behaupten, dass eine undifferenzierte Ablehnung auch der wissenschaftlichen Delfinhaltung ohne Wildfänge (das EEP hat vor über 20 Jahren den letzten Wildfang bekommen) den Delfinschlächtern und and Beifänge gewöhnten Fischern in die Hände spielt.

      Ich möchte jedoch auch klar machen, dass ich mir vorbehalte, jedes einzelne Delfinarium einzeln zu betrachten. Und dass in der Türkei und anderen Ländern außerhalb des EEP oft unhaltbare Zustände herreschen, die dringend geändert gehören, ist ebenfalls unbestritten.

      Verallgemeinerungen spielen gerade jenen in die Hände, die eigentlich die Gegner sein sollten.

      geschrieben von Nobert
      1. @Norbert: Ich habe zu ihre Ausführungen einige Fragen, da mich das Thema interessiert:
        – Mit welcher Summe wird der Y P eV. finanziell untersützt? Und inwiefern personell durch Nürnberg und Duisburg?
        – inwiefern ermöglichte WELCHE Forschung der Delfinariendelfine die Wieder-Auswilderung? Die Delfinariendelfine werden doch nicht ausgewildert und wie konnten daher Ergebnisse auf aus dem Meer stammende, verletzte Delfine angewandt werden. Wer hat das erforscht und kann man das nachlesen?
        – Wo kann ich alle Forschungsergebnisse bzw. Studien von Nürnberg und Duisburg nachlesen? Wurde nicht auch an sog. Freilanddelfinen das Sonar erforscht? Welche Forschung ist älter?
        – Die EEP-Delfinarien betreiben massive und durchaus effektive Aufklärung zum Schutz der Tiere: wie hat sich das KONKRET auf das Verhalten der Besucher ausgewirkt bzw. welchen positiven Nutzen hat das KONKRET für die Freilanddelfine?
        – Allein in deutschen(!!) Hoheitsgewässern sterben jährlich mehr Delfine als Beifang: Wird hierzu nicht geforscht? Wenn die Wissenschaft im Vordergrund steht, warum ändert sich nichts in Punkto Beifang.
        Gibt es dazu keine Forschung oder wenn ja, warum finden die Ergebnisse keine Anwendung?

        Ich danke für eine Antwort.

        geschrieben von Isa
        1. Der YaquPacha e.V. hat sowohl in Nürnberg als auch in Duisburg Möglichkeiten, Spenden von den Besuchern zu sammeln, Benefiz-Veranstaltungen auszurichten etc. Ob und welche Summen konkret noch von den Delfinairen direkt fließen, weiß ich nicht.
          Die personelle Unterstützung ist da sehr viel offenkundiger: So war z.B. der (von der Messe gesponsorte) Stand des YaquPacha e.V. durchgängig mit Personal des Tiergarten Nürnberg bestückt; zudem wird der Verein (auch während der Arbeitszeit) von Personal des TGN gemanaged; auch die Räume und Infrastruktur (Computer, Telefon, Büro, Fachliteratur etc.) werden wohl stillschweigend bereit gestellt. Ich gehe auch davon aus, dass die Tiergartenverwaltung bzw. die Stadt Nürnberg auch die Kosten für Plakate, Infotafeln etc. übernimmt.
          Inwieweit Forschungreisen gesponsort werden, entzieht sich meiner konkreten Kenntnis. Ich gehe aber davon aus, dass auch hier etliche Möglichkeiten genutzt werden, um Kosten für den Verein zu sparen.
          Das sind zwar alles keine direkten finanziellen Zuwendungen, wäre aber sehr teuer, wenn es der YaquPacha e.V. aus eigenen Mitteln stemmen müsste.

          Bei Wiederauswilderungen von gestrandeten Tieren greift man selbstverständlich auf die veterinärmedizinischen Erfahrungen mit Delfinariendelfinen zurück. Es gibt da nicht *eine* Forschungsarbeit, sondern einen über mehr als 40 Jahre reichenden Erfahrungsprozess und wissenschaftlichen Austausch.

          Nachlesen kann man die Forschungsveröffentlichungen in den entsprechenden Fachmagzinen z.B. in einschlägigen Unibibliotheken.
          Zum Sonar: Der Sonarsinn wurde erstmalig in einem Delfinarium (Nürnberg) entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Erst danach hat man diesen Sinn und dessen Anwendung durch die Tiere auch in freier Wildbahn beobachten können. Was nicht heißt, dass es nicht auch heute da noch Neues zu entdecken gibt.
          Dasselbe gilt für den Signaturpfiff, der das delfinische Gegenstück für einen Namen ist. Dieser wird inzwischen eingesetzt, um Delfinbestände in freier Wildbahn zu zählen, da man so weit mehr Delfine und auch präziser erfassen kann, als durch Fotografien der Flossen.

          Ich konnte aus eigener Beobachtung sehen, wie Besucher in der Delfinlagune zum ersten Mal auf die Problematik der Überfischung, der Beifänge und der Treibjagden aufmerksam wurden. Was das für konkrete Folgen hat, lässt sich naturgemäß nicht sagen – aber Aufklärung ist nun einmal der erste Schritt zu Veränderungen. Auch konnte ich immer wieder beobachten, wie betroffen viele Besucher reagiert haben, als ihnen von den Pflegern während der Präsentation an den Kopf geknallt wurde, dass es 2048 wohl keine wild lebenden Delfine und auch keine Seelöwen mehr geben wird, wenn die Fischerei so weiter macht, wie bisher (Kampagne „Deadline 2048“).
          Auch hören zahlreiche Besucher in diesem Umfeld zum ersten Mal von „nachhaltiger Fischerei“, dem „MSC-Siegel“ oder anderen Bausteinen für den Erhalt der natürlichen Lebensräume.
          Ob man diese Leute auch auf anderem Wege vergleichbar emotional erreichen würde, wage ich zu bezweifeln.

          Es gibt Forschungen (u.A. im Delfinarium Haderwijk) zur Beifangproblematik – und auch neue, erfolgversprechende und umsetzbare Ergebnisse (neue Tonfolgen in Pingern, andere Fangmehthoden). Warum diese nicht umgesetzt werden (Verbot der Stellnetzfischerei), oder nur für „Vollerwerbsfischer“ (ca. 30% aller Netze) gelten sollen (Pinger-Pflicht), müssen Sie die zuständigen Behörden und Politiker fragen.

          Es werden mit den veralteten Fischereimethoden ja nicht nur >300 p.a. Schweinswale getötet, sondern auch rund 10.000(!) teils streng geschützte Seevögel (Quelle: Greenpeace und NABU)

          geschrieben von Norbert
        2. Danke für die Antworten, Norbert.
          Echt spannend, dass man für einfache Fragen eine Abwertung erhält :-)
          Oder haben 2 Leute die einfach nicht verstanden?

          geschrieben von I. Stinzendörfer
  7. …wer Wind säht, wird Sturm ernten! jammert nicht rum, wir haben schon lange bevor die Medien geweckt wurden gegen die Gefangenschaft von Delfinen und Walen gekämpft. Unterstützer Sea Shepherd

    geschrieben von Peter Gerhardt
  8. Sicher, die uralte Tradition des Delphinhandels in Taiji mit Aquarien gibt es ja immerhin schon seit … oh… 1969.

    Sicher hatte auch Jacques Cousteau keine Ahnung, der meint nämlich:

    No aquarium, no tank in a marine land, however spacious it may be, can begin to duplicate the conditions of the sea. And no dolphin who inhabits one of those aquariums or one of those marine lands can be considered normal.

    geschrieben von Daniela Harth
    1. Das Zitat von Cousteau trifft auf alle in menschlicher Obhut gehaltenen Tiere zu, Daniela. Inzwischen hat sich in der Delfinhaltung jedoch enorm viel getan. Man kann die Bedingungen, unter denen Große Tümmler in der Anfangszeit der Delfinarien gelebt haben, nicht mehr mit heute vergleichen. Siehe dazu auch http://www.meeresakrobaten.de/delfine/delfinarien/

      geschrieben von Susanne
      1. Andererseits herrschen für Delfine im Delfinarium heutzutage oft bessere Überlebensbedingungen als in der Freiheit. Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm, hoher Schiffsverkehr, räuberische Fischfangmethoden und direkte Bejagung töten unzählige dieser sympathischen Meeresbewohner
        – Heißt das, dass im Grunde die angeblich wichtigen Forschungen an Delfinariendelfinen keinerlei Einfluss auf die im Meer lebenden Delfine haben. Bzw. keine Verbesserung nach sich zieht?

        Marineland Antibes – In den Vorstellungspausen machten die Tiere einen entspannten Eindruck. Sie dümpelten an der Wasseroberfläche, blinzelten die Zuschauer an, schrubbten sich an einer Plattform den Rücken usw.
        Ist damit gemeint, dass sich in der Delfinhaltung enorm viel getan hat?
        Gut, ich meine, was sonst können Delfinariumsdelfine tun? Durchs Meer ‚pesen‘ ist ja nicht, Fisch kriegen Sie in toter Form, Jagd fällt also auch aus. Ab und an Showeinlagen.
        Bitte um konkrete Hinweise, WAS sich enorm viel getan hat. Um ein Bild zu bekommen, wären Details ganz nett :-). Ich finde Ihre Aussage zu allgemein.

        geschrieben von Isa
        1. Was sich konkret getan hat?
          Fast alle EEP-Delfinarien haben in den letzten Jahren größere und „interessantere“ Beckenanlagen gebaut, die zudem Möglichkeiten schaffen, die Tiere bei Bedarf zu sparieren (Geburten, Quarantäne, Rivalitäten). Zudem hat auch die Veterinärmedizin erhebliche Fortschritte gemacht, es sind neue Verfahren erprobt worden, um Geburten und Aufzucht zu betreuen, was sich in einer erheblich gesteigerten Jungtierüberlebensrate widerspiegelt.
          Auch werden zunehmend Hebebühnen in die Anlagen eingebaut, bei denen man in einzelnen Becken den Boden so anheben kann, dass die Tiere noch im Wasser liegen, aber die Pfleger auch ohne Weiteres stehen können. Notfalls kann man damit die Tiere auch ganz aus dem Wasser heben.
          Interessanter Weise zeigen die an Menschen gewöhnten Delfine dabei keinerlei Stress- oder gar Fluchtreaktion, auch der Cortisol-Pegel liefert keine Hinweise auf eine besondere Belastung.
          Diese Hebeböden ermöglichen insbesondere auch medizinische Untersuchungen und Eingriffe oder bei kranken Delfinen die Sicherstellung der Atmung, ohne sie ganz aus dem Wasser heben oder gar einfangen zu müssen.

          Auch geht man in der Wasseraufbereitung inzwischen in Richtung „kontrollierte Verkeimung“ ohne Chloreinsatz, um das Immunsystem der Tiere auf Trab zu halten – hat aber in den Anlagen dennoch jederzeit die Möglichkeit über eine exakt geregelte Chlorung pathogene Keime kurzfristig einzudämmen. Zudem wird bei der Modernisierung der Wasseraufbereitung auch verstärkt auf minimale Geräuschübertragung geachtet, so dass die Becken (im Vergleich zum freien Meer) inzwischen fast schon zu ruhig sind.

          Auch die Trainingsprogramme mit den Tieren gehen deutlich weg vom „Show“-Gedanken, hin zu herausfordernder Beschäftigung und „Gripsgymnastik“. Zudem legt man inzwischen viel Wert auf das „Medical Training“, um medizinische Eingriffe (Ultraschall, Blutabnahme, Untersuchung, aber auch Behandlungen) möglichst stressfrei und wenn möglich, im Wasser durchzuführen.
          Dieses „Medical Training“ basiert auf die Gewöhnung der Tiere an bestimmte Vorgänge (z.B. Abtasten mit dem Ultraschallgerät), so dass diese die Angst davor verlieren und freiwillig dabei mitmachen.

          Zudem findet ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zwischen den Einrichtungen auf wissenschaftlicher Basis statt, auf denen die neuesten Erkenntnisse ausgetauscht und ungelöste Probleme einer großen Zahl von Experten zur Diskussion gestellt werden. (www.eaam.org)

          geschrieben von Norbert
    2. Jacques Cousteau war Franzose, und hat solche Sprüche ganz sicher nicht in Englisch vom Stapel gelassen. Die deutsche Übersetzung ist daher mindestens genauso korrekt, wie die englische.
      Außerdem stand zu seiner Zeit die Delfinforschung und -Haltung noch ganz am Anfang, so dass seine Aussage *damals* wahrscheinlich auch korrekt war.

      Zudem bleibt die Frage offen, ob ein „annormales“ Verhalten per se „schlecht“ ist.
      Gerade große Tümmler sind in ihrem Verhalten Hunden nicht unähnlich und können sich mit allen möglichen Gegebenheiten sehr gut arrangieren und daran gewöhnen. Nach meiner persönlichen Erfahrung und Beobachtung fühlen sich die Viecher auch in einem anständig betreuten Delfinarium sehr wohl. Dafür spricht auch, dass einmal an Menschen gewöhnte Tümnmler auch nach mehr oder weniger gelungenen Auswilderungen immer wieder den Kontakt zu Menschen suchen.
      Zudem gibt es zahlreiche Fälle, in denen aus meeresnahen Haltungen entkommene (bzw. durch Stürme verfrachtete) Delfine sehr schnell wieder in ihre Gehege zurückgekehrt sind.
      Auch bei der Eröffnung der Lagune in Nürnberg hat es sehr lange gebraucht (mehrere Wochen), bis die Tiere die neuen, großen Becken auch ohne Begleitung der Tierpfleger genutzt haben. All das spricht meiner Meinung nicht gerade für einen übermächtigen Freiheitsdrang der Tiere, sondern eher dafür, dass sie sich auch in relativ übersichtlichen Anlagen wohl fühlen können, solange die Rahmenbedingungen stimmen.

      geschrieben von Norbert

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