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Lesetipp: Geniale Giganten


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Meeresakrobaten, 7. Oktober 2019

Geniale Giganten
(Foto: Susanne Gugeler)

„Geniale Giganten“ von Janet Mann handelt von der „Weisheit der Wale und Delfine“, wie der Untertitel suggeriert. Das englischsprachige Original lautet: „Deep Thinkers: Inside the Minds of Whales, Dolphins, and Porpoises“.

Da mir Roland Edler, Delfinbetreuer im Duisburger Zoo, den Band empfohlen hat und auf seinen vielen Reisen den Giganten der Meere ganz nah war, verwende ich hier viele seiner Fotos, die ihr bereits in der Meeresakrobaten-Galerie kennengelernt habt.

Aufmachung

Das Buch hat mir sehr gut gefallen – schon allein wegen der ansprechenden Aufmachung. Großformatige Fotos von Bryant Austin sind jeweils auf einer Doppelseite platziert. Sie leiten jedes neue Kapitel ein. Auch das Coverbild stammt von Austin.

Viel Bildmaterial und etliche Grafiken helfen beim Verstehen der umfassenden Erklärungen.

Einen Punkt Abzug bekommt das Buch jedoch: Die graue, kleine Schrift erschwert das Lesen.

Doch nun zum Inhalt

Das Buch ist in acht Hauptkapitel und viele Unterkapitel gegliedert. Es befasst sich auf 192 Seiten vor allem mit dem Denken und dem sozialen Verhalten der Wale und Delfine. Viele Autoren haben sich an die Beantwortung schwieriger Fragen gewagt.

Ausatmender Seiwal
(Foto: Roland Edler)

Die Herausgeberin Janet Mann (Professorin für Biologie und Psychologie an der Georgetown University) bezieht sich auf aktuelle Forschungsergebnisse. Man ist mit diesem Buch also up to date …

Im Folgenden widme ich jedem der acht Kapitel ein paar zusammenfassende Sätze. An der einen oder anderen Stelle habe ich zusätzlich Links zu weiterführenden Artikeln angefügt.

1. Kapitel: Unter der Oberfläche

Im ersten Kapitel geht es um Forschungsmethoden, die von Janet Mann und Andrew Read vorgestellt werden.

Wurden früher nur Kenntnisse aus toten Walen gewonnen, ermöglichen Studien in Delfinarien und die sich fortlaufend weiter entwickelnde Feldforschung immer mehr Einsichten in die Anatomie und in das Verhalten lebender Tiere.

Langzeitstudien seit den 1970er-Jahren

Zwei in den 1970er-Jahren begonnene Langzeitstudien laufen auch heute noch. Dazu gehört die Erforschung der Großen Tümmler in der Sarasota Bay (Florida) und der Orcas vor der Küste British Columbias (Westkanada).

Etwas später – in den 1980er-Jahren – begannen Wissenschaftler mit dem Beobachten von Großen Tümmlern in der Haifischbucht (Shark Bay) im Westen Australiens.

Bei wild lebenden Walen und Delfinen unterscheiden Wissenschaftler in ihren Studien eigentlich nur vier Verhaltensweisen:
* Jagen (Fressen),
* Ruhen
* Kontaktpflege
* Reisen.

Zu einer Gruppe zählen Forscher alle Wale, die sich in einem Radius von 100 Metern aufhalten.

Gemeine Delfine
(Foto: Roland Edler)

Fission-Fusion-Gesellschaft

In den vergangenen Jahrzehnten wurden Delfine immer wieder in Fission-Fusion-Gesellschaften beobachtet. Das bedeutet, dass sich die Zugehörigkeit zu einer Gruppe über den Tag ändert.

Janet Mann und andere Wissenschaftlerinnen machten dazu Studien in der Shark Bay. Sie verfolgten die Bewegungen von Delfinmüttern und ihren Kälbern und sammelten Daten über ihre Beziehungen zu den Artgenossen.

Neue Technologien

Für die Erforschung von Walen und Delfinen wird die Entwicklung neuer Geräte genutzt.

Manche Wale werden getaggt. Das heißt, sie werden mit Sendern versehen, die sich nach ein paar Tagen wieder von ihrem Körper lösen. Die Daten der Aufnahmegeräte werden gesammelt und Forschern auf der ganzen Welt zur Verfügung gestellt.

Dabei wird herausgefunden, wie die Meeressäuger jagen, was sie fressen, wie sie tauchen und welches Bewegungsmuster sie haben. Außerdem weiß man mithilfe der neuen Technologien gut Bescheid über die sozialen Interaktionen der Tiere.

Hier geht es zu Kapitel 2 und 3.

2 Kommentare

  1. Hört sich wirklich spannend an, danke für die ausführliche Darstellung. Ähnliche umfangreiche Bücher hab ich auch schon, aber die sind natürlich eher auf dem Stand von vor 20 Jahren. ;-)

    Das einzige, was mir hier negativ auffällt, ist die Titel, sowohl original, als auch die „Übersetzung“ (wirklich übersetzt ist der Titel ja nicht). Da scheint der Übersetzer eine gewisse Affinität zu Aliterationen ausgelebt zu haben, was auf mich immer etwas effektheischerisch wirkt. Wenn dann auch noch mit Begriffen wie „Weißheit“ und „genial“ operiert wird, scheint das doch eher in die esoterisch überladenen Ecke zu deuten, als zu dem umfassenden und fundierten Sachbuch, dass es offensichtlich tatsächlich ist. Beim Originaltitel ähnlich. Es klingt fast, als könnte der Verfasser die Gedanken von Delphinen lesen. Das kennen wir ja eher von einer anderen, nicht so sehr mit objektiver Faktendarstellung arbeitenden Strömung.
    Aber vielleicht ist das auch bewusste Strategie, um an das doch recht verfälschte populäre Bild anzuknüpfen, damit Leser zu interessieren, und ihnen dann umfassendes, wissenschaftlich fundiertes Wissen zu vermitteln.

    geschrieben von Dani
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Dani! Ich sehe das ähnlich wie du. Doch oft haben die Autoren keinen Einfluss auf die Auswahl des Titels oder die Formulierung des Werbetextes. Ich habe erst vor Kurzem von einer Autorin gehört, dass Verlage gerne mit Schlagworten rumwerfen (in ihrem Fall „Meisterwerk“), von denen sich der Autor distanziert. Der Titel muss sich halt verkaufen …

      geschrieben von Susanne

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