Berichte

Lesetipp: Geniale Giganten


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Grauwal am Boot
(Foto: Roland Edler)

5. Kapitel: Durch und durch sozial

Im fünften Kapitel werden die sozialen Bindungen der Wale und Delfine beschrieben. Auf die Fission-Fusion-Verbindungen wurde bereits mehrfach eingegangen. Doch Wale/Delfine bilden nicht nur Gruppen, sondern sie beschützen sich auch gegenseitig und bauen langfristige Beziehungen auf.

Delfinmütter, die ihr Junges verloren haben, halten oft tagelang Wache bei ihrem verstorbenen Kalb und drücken den Leichnam immer wieder an die Wasseroberfläche.

Mutter-Kind-Beziehungen sind bei Zahnwalen stark ausgeprägt. Sie führen sogar so weit, dass es zu einer Mutter-Sohn-Verpaarung kommt, solange das Kalb noch gesäugt wird. In der Shark Bay (Australien) wurde 1994 sogar eine Großmutter-Enkel-Paarung beobachtet. Diese Verhaltensweise ist für uns – eine Spezies mit starken Inzesttabus – besonders verblüffend.

Bei Pottwalen, Grindwalen und Orcas sind matrilineare Gruppen bekannt. Das heißt, ein weibliches Muttertier führt die Gruppe an.

Bartenwale bilden nur lose Verbindungen. Sie gelten daher eher als Einzelgänger. Flüchtige soziale Bindungen gibt es an den Futter- und Brutplätzen.

Atlantischer Fleckendelfin
(Foto: Roland Edler)

Lebensgeschichte der Wale

Zur „Lebensgeschichte der Wale“ schreibt die Autorin, dass Wesen, die erst spät das reproduktive Alter erreichen, auch sehr lange leben und demzufolge eine „langsame“ Lebensgeschichte haben.

Genannt wird der Grönlandwal, der mit 100 oder sogar 200 Jahren das am längsten lebende Säugetier ist. Die Weibchen werden ungefähr mit 20 Jahren geschlechtsreif. Ihre Kälber werden länger als die meisten Bartenwale gesäugt.

Bei einer ausgedehnten Entwicklung kann man davon ausgehen, dass bei dieser Spezies eine lange Kindheit und Jugend mit sozialer Komplexität und einer relativ großen Hirngröße einhergeht.

Die Tragezeiten der Wale liegen zwischen einem dreiviertel Jahr (Amazonas-Flussdelfin) und eineinhalb Jahren (Orca).

Zwillinge werden äußerst selten geboren. Falls es zu einer Zwillingsgeburt kommt, überleben nie beide Jungtiere.

Nami ruht sich aus.
(Foto: Rüdiger Hengl)

Babyposition

Solange ein Kalb in der sogenannten „Babyposition“ schwimmt, kann man davon ausgehen, dass es noch gesäugt wird. „Babyposition“ bedeutet, dass das Kalb sich meist unter dem Schwanz und dem Bauch (also dem Ort der Zitzen) der Mutter aufhält. Das Säugen in der Shark Bay dauert drei bis acht Jahre.

Junge Weibchen „entführen“ manchmal das Kalb eines Muttertieres. Das Neugeborene übt eine „natale Anziehung“ auf die erwachsenen Artgenossen aus. Junge Kälber werden – ähnlich wie bei uns Babys – als unwiderstehlich angesehen.

Austausch von Atemtröpfchen

Dicht zusammen schwimmende Delfine atmen meist synchron. Dabei werden Atemtröpfchen ausgetauscht – ähnlich wie beim Küssen oder Husten. Auf diese Weise können jedoch Krankheiten/Erreger (z.B. der Morbillivirus) von einem Tier auf das andere übertragen werden.

Janet Mann geht auch ausführlich auf Allianzen von männlichen Großen Tümmlern ein. Zwei oder mehr Männchen finden sich zusammen und verbringen mehr als 50 Prozent ihrer Zeit zusammen.

6. Kapitel: Kultur in der Tiefe

Im sechsten Kapitel geht es u.a. um den Lebensstil der Delfine und die Rolle der Kultur bei kleinen Walen.

Delfine verfügen über viele Jagdstrategien, die sie an die Nachfahren weitergeben.

* Sie graben in sandigen Meeresböden nach versteckten Beutetieren.

* Indem sie mit ihren Fluken aufs Wasser schlagen, scheuchen sie Fische aus dem Seegras.

Delfin benützt Werkzeug.
(Foto: Rüdiger Hengl/LWL-Museum Münster)

* Sie schützen ihr Maul mit Schwämmen vor dem rauen Meeresboden.

* Sie beherrschen die „Aquaplaning-Methode“. Dabei fangen sie Fische im flachen Wasser und gehen dabei das Risiko ein zu stranden.

* Im sogenannten „Fischkarussell“ betreiben Delfine Arbeitsteilung mit Artgenossen: Die Beute wird gemeinsam an die Wasseroberfläche getrieben.

* Beim „Schlammringfischen“ schwimmt ein Tier im Kreis und wirbelt Schlamm auf. So entsteht um die Fische ein Schlammnetz. Die Delfine brauchen nur noch zuzupacken.

* In Laguna/Brasilien fangen Delfine gemeinsam mit Menschen Fische.

Jede Population jagt anders

Nicht jeder Delfin kennt alle diese Jagdstrategien. Sie variieren von Population zu Population.

Junge Delfine lernen die Jagdstrategien meist von ihren Müttern. Aus diesem Grund können Delfine, die in menschlicher Obhut aufgewachsen sind, nicht in der Wildnis überleben. Sie haben nicht gelernt, selbst Fische zu fangen.

Das beste Beispiel für einen missglückten Versuch, einen Delfin auszusetzen, ist Keiko (aus dem Film „Free Willy“). Er bettelte nach seiner Freilassung weiterhin Menschen um Fische an.

Auf der letzten Seite stelle ich euch das siebte und achte Kapitel vor.

2 Kommentare

  1. Hört sich wirklich spannend an, danke für die ausführliche Darstellung. Ähnliche umfangreiche Bücher hab ich auch schon, aber die sind natürlich eher auf dem Stand von vor 20 Jahren. ;-)

    Das einzige, was mir hier negativ auffällt, ist die Titel, sowohl original, als auch die „Übersetzung“ (wirklich übersetzt ist der Titel ja nicht). Da scheint der Übersetzer eine gewisse Affinität zu Aliterationen ausgelebt zu haben, was auf mich immer etwas effektheischerisch wirkt. Wenn dann auch noch mit Begriffen wie „Weißheit“ und „genial“ operiert wird, scheint das doch eher in die esoterisch überladenen Ecke zu deuten, als zu dem umfassenden und fundierten Sachbuch, dass es offensichtlich tatsächlich ist. Beim Originaltitel ähnlich. Es klingt fast, als könnte der Verfasser die Gedanken von Delphinen lesen. Das kennen wir ja eher von einer anderen, nicht so sehr mit objektiver Faktendarstellung arbeitenden Strömung.
    Aber vielleicht ist das auch bewusste Strategie, um an das doch recht verfälschte populäre Bild anzuknüpfen, damit Leser zu interessieren, und ihnen dann umfassendes, wissenschaftlich fundiertes Wissen zu vermitteln.

    geschrieben von Dani
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, Dani! Ich sehe das ähnlich wie du. Doch oft haben die Autoren keinen Einfluss auf die Auswahl des Titels oder die Formulierung des Werbetextes. Ich habe erst vor Kurzem von einer Autorin gehört, dass Verlage gerne mit Schlagworten rumwerfen (in ihrem Fall „Meisterwerk“), von denen sich der Autor distanziert. Der Titel muss sich halt verkaufen …

      geschrieben von Susanne

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