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Delfin-Retter auf der ganzen Welt


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Meeresakrobaten-Beitrag vom 8. Juli 2013

Alle wollen dazugehören, alle wollen Wale und Delfine schützen und retten. Kein anderes Tier scheint so schützenswert wie diese sympathisch aussehenden Meeressäuger.

Delfine unter Wasser (Foto: Susanne Gugeler)

Delfine unter Wasser (Foto: Susanne Gugeler)

Doch wie ich beobachtet habe, beschränkt sich dieser „Schutz“ bei den meisten auf das bequeme Anklicken irgendwelcher dubioser Anti-Delfinarien-Aufrufe im Internet oder auf Schmäh-Kommentare, die unter Pressemitteilungen gesetzt werden.

Auch wenn einige – manchmal in lächerliche Verkleidungen gesteckte – Aktivisten mobil machen wollen gegen die beiden Zoos in Deutschland, die derzeit noch 17 Große Tümmler und einen Flussdelfin beherbergen, sind das für mich keine ernst zu nehmenden Schutzmaßnahmen.

Im Gegenteil, man müsste meiner Meinung nach Sunny & Co. sowie die anderen Delfine, die in Nürnberg und Duisburg leben und von denen der Großteil in menschlicher Obhut geboren wurde, vor diesen Aktivisten in Schutz nehmen. Denn eine Schließung der Delfinarien in Deutschland würde zwangsläufig eine Verlegung der Delfine ins Ausland bedeuten. Ich bezweifle, dass es ihnen dort besser gehen könnte als hier (siehe dazu auch MEERESAKROBATEN-Rubrik Delfinarien).

Wahre Delfin-Schützer dreschen keine Phrasen

Nun aber zu den wahren Delfin-Schützern, die anpacken und versuchen, so viele Delfin-Leben wie möglich zu retten und außerdem gegen die immer größer werdende Verschmutzung der Meere vorzugehen. Unter ihnen wird man Phrasendrescher und verkleidete Aktivisten vergeblich suchen …

Ich möchte mich bei folgenden Organisationen ganz herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken – stellvertretend für viele andere Menschen, die sich für das Wohl der Tiere einsetzen.

Säugetiere unter sich ... (Photos courtesy of Marianna Boorman)

Säugetiere unter sich … (Photos courtesy of Marianna Boorman)

Vom Adelaide Dolphin Sanctuary bis Yaqu Pacha

* In Süd-Australien kümmern sich Mitarbeiter von der Adelaide Dolphin Sanctuary um die ortstreue Delfinpopulation im River Port.

Zu der Organisation gehört auch Marianna Boorman, die in ihrem Internet-Tagebuch über die Großen Tümmler sowie Rettungsaktionen berichtet. Mehr über Marianna und ihre Delfine erfährst du im Meeresakrobaten-Beitrag vom 2. Juni 2013.

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* Das Bottlenose Dolphin Research Institute (BDRI) von Golfo Aranci/Sardinien/Italien beobachtet seit 1999 die Großen Tümmler im Norden Sardiniens. Es handelt sich um eine ortstreue Population, die sich küstennah rund um eine Fischfarm im Golfo Aranci aufhält.

Nachtrag: Das Bottlenose Dolphin Research Institute hat 2014 seinen Standort gewechselt. Es befindet sich nun in Galicien (Nord-West-Spanien).

Der Leiter des BDRI – Bruno Diaz Lopez – schützt die Delfine, indem er immer wieder mit den Betreibern der Fischfarm redet und mit diesen über Schadensabwendungen spricht. Die Delfine beschädigen häufig die Gehege, in denen die Zuchtfische gehalten werden, und sind daher für manche Mitarbeiter der Fischfarm ein Dorn im Auge.

2009 hatte ich die Möglichkeit, das BDRI zu besuchen und mit Bruno über die Delfine von Sardinien zu reden.

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* In der Cetacean Research and Rescue Unit in Schottland und im Dolphin Research Center in Florida werden gestrandete und/oder verletzte Delfine gesund gepflegt und wieder ins Meer zurückgebracht.

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SOS-Station in Harderwijk (Foto: Frank Blache)

SOS-Station in Harderwijk (Foto: Frank Blache)

* Im Ecomare in Texel (Nordseeinsel der Niederlande) werden Schweinswale, die gestrandet sind, aufgenommen, wenn die eigentliche Auffangstation in Harderwijk überlaufen ist.

2012 strandeten in den Niederlanden über 700 Schweinswale. Nur wenige von ihnen waren Lebendstrandungen, die nach einer Erholungsphase in Harderwijk oder Texel wieder freigelassen werden konnten.

Auf der Website von Texel ist zu lesen: „Spült ein toter Schweinswal an, wird eine Meldung an Naturalis, dem nationalen naturhistorischen Museum in Leiden, durchgegeben. So viele dieser Tiere wie möglich werden geborgen und untersucht. Lebende Schweinswale, die zum Freilassen zu krank sind, werden in das Delphinarium nach Harderwijk gebracht. Dort werden sie von SOS Dolfijn versorgt, bis sie gesund sind. Bis 1965 spülten Schweinswale vor allem im Sommer an. Nach diesem Jahr werden sie häufiger im Herbst und Winter gefunden.“

Nachtrag April 2017: Leider wurde die SOS-Station inzwischen geschlossen. Gestrandete Schweinswale müssen nun vor Ort eingeschläfert werden oder sie werden ohne medizinische Beobachtung direkt ins Meer zurückgebracht, falls ein Expertenteam diese Maßnahme für aussichtsreich erachtet.

Neben dem Großen Tümmler kommen in der südlichen Nordsee vermehrt Weißschnauzendelfine vor. Derzeit (Stand 2020) leben zwei gestrandete Schweinswale – Michael und Dennis – auf Texel im Ecomare.

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* Auch das Fjord&Baelt-Zentrum in Kerteminde/Dänemark hat sich dem Schutz von Schweinswalen verschrieben. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus Forschungs- und Erlebnis-Zentrum. Es leben sowohl Schweinswale als auch Seehunde im Fjord&Baelt.

Ebenso wie in Deutschland stehen diese kleinen Zahnwale in Dänemark unter Naturschutz. Dennoch hat die Wald- und Naturbehörde des Umweltministeriums dem Fjord&Baelt eine Sondererlaubnis zur Haltung von Schweinswalen in Gefangenschaft erteilt.

Gerettete Blässhühner (Foto: Project Blue Sea e.V.)

Gerettete Blässhühner (Foto: Project Blue Sea e.V.)

Durch die Haltung von Schweinswalen im Fjord&Baelt erhofft sich die Forschungsstation, mithilfe von Studien und Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung zur Bewahrung und zum Schutz dieses Wals beitragen zu können, der ja der einzige ist, der sich in dänischen – und in deutschen – Gewässern fortpflanzt.

Die Station arbeitet intensiv daran, Methoden zu finden, um die Zahl der Schweinswale zu vermindern, die in den Netzen der Fischer umkommen. Diese Forschung wird in Zusammenarbeit mit einer Reihe dänischer und ausländischer Institutionen und Universitäten durchgeführt. Siehe auch Meeresakrobaten-Beitrag Freja, Eigil, Sif und Frigg Amanda.

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* Das Marine Mammal Rescue Center im Vancouver Aquarium/Kanada hilft seit 40 Jahren Meerestieren, die sich in Netzen verfangen haben oder gestrandet sind. Die Patientenliste ist lang. Jahr für Jahr werden etwa 100 Tiere gerettet, medizinisch versorgt und wieder in die Freiheit entlassen. Im Moment befindet sich ein Schweinswal zur Genesung im Reha-Zentrum. Er war am 26. März 2013 gestrandet. Vor allem Seehunde werden in die Auffangstation gebracht.

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* Project Blue Sea ist eine deutsche Organisation, die vor Ort Meerestiere – vor allem Seevögel – rettet. Durch diverse Aktionen – wie das Einsammeln von Plastikmüll am Strand oder mit ihrem Einsatz für ein Verbot von Mikroplastik – schützen sie außerdem Delfine.

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Die Delfine werden anhand der Rückenflossen erkannt.
(Photo by Sarasota Dolphin Research Program, taken under National Marine Fisheries Service Scientific Research Permit)

* In Spanien kümmert sich die Organisation PROMAR um gestrandete Delfine und Schildkröten. Auch wenn die Geschichte von Marcos – einem am 21. August 2012 an der spanischen Küste in Roquetas de Mar gestrandeten Streifendelfin – leider nicht gut ausging, setzen Alexander Sáchez und seine Kollegen alles daran, auch in Zukunft in Not geratene Meerestiere zu retten und gesund zu pflegen. Siehe hierzu auch die MEERESAKROBATEN-Beiträge Marcos – Kleiner Delfin in großer Not, Rundum-Betreuung für Marcos und Auswilderungsversuch gescheitert

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* Das Sarasota Dolphin Research Program hat seinen Sitz in Florida. Die in der Sarasota Bay lebenden Großen Tümmler sind immer wieder in Not. Sie verheddern sich in Angelschnüren oder werden von den Propellern der Motorboote verletzt. Die Mitarbeiter des Sarasota Dolphin Research Programs sind dann vor Ort und versorgen die verletzten Tiere. Nach ihrer Genesung oder einer nur kurz dauernden Erste-Hilfe-Maßnahme werden die Delfine wieder in ihren Lebensraum entlassen. Mehr über diese Organisation erfährst du im Meeresakrobaten-Beitrag Die Delfine von der Sarasota-Bucht.

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* Yaqu Pacha bedeutet „Wasserwelten“. Diese Organisation ist in Südamerika tätig, wo den bedrohten Meeressäugern geholfen wird. Aktuell wird in den Gewässern von Chile der neue Bananen-Pinger ausprobiert. Mit ihm sollen die Chilenischen Delfine von Fischernetzen ferngehalten werden. Immer wieder ersticken beigefangene Delfine in den Netzen, da sie nicht zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen können. Mehr zum Projekt Chilenischer Delfin erfährst du bei Yaqu Pacha. Unterstützt wird Yaqu Pacha vom Nürnberger Tiergarten.

2 Kommentare

  1. "Project Blue Sea" macht wirklich eine tolle Arbeit. Zum Thema Delfinhaltung positioniert sich die Organisation übrigens deutlich anders als "Meeresakrobaten". Zitat von der HP:
    "Unsere Liebe zu den Meeren wurde zweifelsohne durch so wunderbare Geschöpfe wie Wale und Delfine oder Robben und Seevögel hervorgerufen. Es gibt glücklicherweise einige wirklich gute Initiativen und Verbände, die sich speziell gegen die Haltung von Meeressäugern in Zoos und sonstigen Etablissements engagieren."

    geschrieben von Cornelia
    1. Solch eine Meinung hängt natürlich auch immer vorrangig davon ab, welche Art von Tierhaltungen man selbst vor der Nase hat. Wenn ich nicht die überaus positiven Beispiele aus Deutschland und der Schweiz kennen würde, wäre ich vermutlich auch ein erbitterter Gegner der Delfinhaltung.
      Auch hat sich (zumindest in Europa) in den letzten Jahren dermaßen viel getan (Neubau größerer, tiergerechter Anlagen, verbesserte medizinische und verhaltensbilogische Betreuung etc., Zuchterfolge und komplette Einstellung von Wildfängen), dass es durchaus angebracht ist, die eigene Meinung an den *aktuellen* Fakten abzugleichen.

      Was vor vielleicht 10 Jahren noch richtig und wichtig gewsen sein kann, kann heute komplett ins Leere laufen- wie z.B. die Forderung nach einem Verbot von Importen von Wildfängen, Mindestgröße der Anlagen etc.

      geschrieben von Norbert

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