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Mamma Mia und Meer …


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Meeresakrobaten, 23. Juni 2017

Unterwegs zu den Delfinen
(Foto: Rüdiger Hengl)

An diesen wunderbaren Griechenland-Urlaub werde ich noch lange zurückdenken. Nicht nur, weil ich meine Lieblingstiere – die Delfine – gesehen habe. Ich habe auch andere interessante Tiere beobachtet, einen äußerst engagierten Biologen getroffen, bin ein bisschen vom MAMMA-MIA-Fieber angesteckt worden und vieles mehr …

Herzlichen Dank an Rüdiger, der viele unserer schönen Momente im Bild festgehalten hat.

Nördliche Sporaden

Wie bereits vor 22 Jahren waren Rüdiger und ich unterwegs in den Nördlichen Sporaden. Unser Hauptziel war die Insel Skiathos. Von dort machten wir Ausflüge nach Skopelos und Alonnisos.

Griechische Karibik

Skiathos ist eine recht grüne Insel. Hier gibt es zauberhafte Sandstrände. Nicht umsonst wird Skiathos auch die „griechische Karibik“ genannt. Das hügelige Hinterland ist mit Pinien und Olivenbäumen übersät. Auch Skopelos ist stark bewaldet. Alonnisos ist bekannt wegen seines Meeresnationalparks. Hier lebt die vom Aussterben bedrohte Mönchsrobbe (Monachus monachus).

MAMMA-MIA-Fieber

Erstaunt war ich über das MAMMA-MIA-Fieber, das offenbar immer noch viele Einwohner von Skiathos und Skopelos erfasst hat – obwohl der Film bereits 2008 in die Kinos kam.

Auf Skiathos und auf der Nachbarinsel Skopelos, wo der Musicalfilm teilweise gedreht wurde, kann man auf den Spuren von Meryl Streep, Pierce Brosnan und anderen Schauspielern wandeln. Ein Open-Air-Kino auf Skiathos zeigt sogar dreimal in der Woche die Geschichte von Donna und ihrer Tochter Sophie.

Im MAMMA-MIA-Fieber …
(Foto: Rüdiger Hengl)

St.-John-Kapelle auf Skopelos
(Foto: Rüdiger Hengl)

In Skiathos werden Bootstouren nach Skopelos angeboten. Dort befindet sich der wohl berühmteste Drehort von MAMMA-MIA: Die Kapelle St. John (Agios Ioannis), vor der die Hochzeitszeremonie von Sam (Pierce Brosnan) und Donna (Meryl Streep) aufgenommen wurde.

200 steile Stufen führen zu der kleinen Kapelle hinauf.

Fürs Hinaufkraxeln braucht man eine halbwegs gute Kondition. Beim Hinabsteigen ist es von Vorteil, wenn man schwindelfrei ist. Falls beide Voraussetzungen erfüllt sind, wird man mit einem gigantischen Ausblick über die Ägäis belohnt.

Es gibt keine reinen Delfin-Touren

Delfine kann man bei der MAMMA-MIA-Tour zwar auch sehen, doch die Meeressäuger scheinen für die Bootscrew nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ihnen wird relativ wenig Beachtung geschenkt. Die Hauptrollen bleiben den Filmhelden vorbehalten.

Doch nun zu den wahren Artisten des Meeres – den Delfinen. In der Ägäis kommen gleich mehrere Arten vor. Man kann – mit ein wenig Glück – Streifendelfine, Gemeine Delfine und Große Tümmler sehen, aber auch Rundkopfdelfine, Schnabelwale und sogar Pott- und Finnwale leben das ganze Jahr über in diesem Gebiet. Außerdem gibt es noch Wal- und Delfinarten, die hier gelegentlich vorbeischauen.

Der eigentliche Meeressäuger-Star ist jedoch die Mönchsrobbe, die als stark gefährdet gilt.

Zu Gast bei Theodoros im Büro des Meeresnationalparks
(Foto: Rüdiger Hengl)

Meeresnationalpark

Im Büro des Meeresnationalparks, der vor allem den sehr seltenen Mönchsrobben und anderen endemischen Arten gewidmet ist, erzählt uns der Biologe Theodoros Mouratidis viel über die Tiere und deren Schutzbedürftigkeit.

Seit 1992 gibt es den Park, in dem – abgestuft nach Störfaktoren – verschiedene Schutzzonen ausgewiesen wurden. Frei zugänglich sind diese lediglich für Forscher, die den Bestand der Mönchsrobben kontrollieren.

In den Gewässern der Nördlichen Sporaden soll es nur noch 55 Tiere geben.

Neben Theodoros und seinen Kollegen kümmert sich auch noch die Organisation MOm um die stark gefährdeten Mönchsrobben. Direkt am Hafen von Alonnisos hat sie eine Informationsstelle eingerichtet.

Dort habe ich erfahren, dass u.a. Zoos und die EAAM (European Association for Aquatic Mammals) diese Schutzorganisation unterstützen. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig zoologische Einrichtungen für den Erhalt von wild lebenden Arten sind.

Gemeiner Delfin vor Schiffsbug
(Foto: Rüdiger Hengl)

Gemeine Delfine tauchen auf

Doch nun zurück zu den Delfinen. Bei unserer ersten Ausfahrt haben sie sich nur ganz kurz blicken lassen. So kurz, dass ich nicht einmal erkennen konnte, ob es sich um Gemeine oder um Streifendelfine gehandelt hat.

Der zweite Ausflug verlief recht stürmisch. Das Meerwasser kam über die vier Meter hohe Bugwand und ich wurde pitschepatschenass. Der Kapitän der Ag. Nikolas musste die Route ändern, weil das Meer zu unruhig war. An diesem Tag haben wir keine Delfine gesehen.

An unserem vorletzten Urlaubstag aber waren sie plötzlich da: Gemeine Delfine tauchten am Horizont auf.

Genauso wie vor 22 Jahren, als Rüdiger und ich zum ersten Mal in Skiathos Urlaub gemacht hatten, war ich die Erste auf dem Schiff, die sie gesehen hat. Ich zeigte dem Kapitän die Richtung an und er näherte sich langsam der kleinen Delfinschule.

Intensiver Blickkontakt

Fünf Tiere flitzten eine ganze Weile in der Bugwelle mit und schauten mir direkt ins Gesicht. Vor lauter Begeisterung vergaß ich den Filmmodus meines Fotoapparates zu aktivieren. Erst nach einer Weile, da waren nur noch zwei Tiere vor dem Bug zu sehen, drückte ich auf den Auslöser … Das Ergebnis sehr ihr hier:

Auch für Rüdiger war es schwierig, die flinken Meeresakrobaten zu fotografieren. Sie sind einfach zu schnell. Trotzdem sind ihm ein paar sehr schöne Aufnahmen gelungen. Eine Kostprobe seht ihr oben.

Zweiter Besuch bei Theodoros

Die dritte Ausfahrt führte wieder nach Alonnisos, wo wir erneut Theodoros trafen. Der 35-jährige Biologe arbeitet seit drei Jahren für den Meeresnationalpark. Für ihn ist es ganz wichtig, dass auch in Deutschland Informationen über die Gefährdung von Meeresbewohnern verbreitet werden. Er möchte seine große Begeisterung für die Tierwelt der Ägäis mit möglichst vielen Menschen teilen. Theodoros wünscht sich, dass jeder den Lebensraum unserer Mitgeschöpfe schont und schützt.

Noch ein paar Informationen, die ich von Theodoros erhalten habe:

  • Die griechische Regierung unterstützt den Meeresnationalpark gerade mal mit 4.000 Euro/Jahr. Dringend für die Forschung benötigte Gelder bekommen die Biologen von der EU und durch Spenden.
  • Es wird viel Edukation in Schulen und Kindergärten betrieben, damit die nachfolgende Generation für den Schutz der Umwelt sensibilisiert wird.
  • Die Fischer aus der Region sind nicht begeistert von der Anwesenheit der Meeressäuger. Sie behaupten, diese würden zu Einbußen ihres Fangs führen. Diesen Konflikt kennen wir ja auch aus anderen Küstenorten.

  • Von ihrer Mutter verlassene junge Mönchsrobben werden mit einem GPS-Sender ausgestattet. Mit dem Fellwechsel, der nach vier bis fünf Monaten stattfindet, verlieren die Tiere automatisch den Sender. Mithilfe der GPS-Aufzeichnungen können die Wissenschaftler feststellen, ob die Mönchsrobben genügend Futter erjagen (sie fressen ungefähr fünf bis zehn Prozent ihres Körpergewichts; eine erwachsene Robbe kann 300 Kilogramm schwer werden), wie tief sie tauchen und wie weit sie schwimmen.
  • Das Büro des Meeresschutzgebiets gibt es seit 2007.
  • In den drei Jahren, in denen Theodoros dort tätig ist, gab es nur einen bekannt gewordenen Fall einer Mönchsrobbe, die sich in einem Netz verfing und darin verendete.
  • Gestrandete Delfine sind auf den Inseln der Nördlichen Sporaden noch keine gemeldet worden.
  • Von Patitiri – dem Hafen von Alonnisos – aus werden bei Bedarf täglich Ausfahrten in den Meeresschutzpark (genehmigte Zone) angeboten.

Ansteckende Leidenschaft

Von der Leidenschaft, mit der Theodoros über „seine Tiere“ erzählt, kann man sich nur anstecken lassen. Macht doch selbst einmal die Erfahrung und besucht ihn im Büro des Meeresnationalparks in Patitiri auf Alonnisos …

Auf der nächsten Seite gibt es noch ein paar visuelle Schmankerl – unter anderem von „tierischen“ Begegnungen in Griechenland … Auch FINN (die Hauptfigur meiner Kinder-Website www.derkleinedelfin.de) könnt ihr dort sehen. Viel Spaß beim Schauen!

Lesetipp

Wo Delfine und bedrohte Mönchsrobben Zuflucht finden

3 Kommentare

  1. Ah, OK. Hab’s überlesen :-)

    geschrieben von Oliver
  2. Die Filmaufnahmen sind wirklich schön geworden. Ich freue mich, dass ihr beim dritten Versuch doch noch Erfolg gehabt habt.
    Dass die griechische Regierung gerade mal 4.000 Euro jährlich für die Arbeit im Institut locker macht, ist zwar schade, aber angesichts der finanziellen Situation im Land muss man wohl froh sein, wenn man überhaupt noch eine Förderung bekommt.
    Vielleicht besteht ja die Chance auf EU-Fördergelder?

    geschrieben von Oliver
    1. Schön, dass dir meine Filmaufnahme gefällt, Oliver. Was die EU -Fördergelder angeht, so lies mal im Text nach. ;o))

      geschrieben von Susanne

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