Die unappetitliche Arbeit einer Meeresbiologin


Von morgens bis abends Delfine und Wale beobachten – so stellen sich viele Mädchen die Arbeit einer Meeresbiologin vor.


Riecht ein Blauwal nach Alkohol?
(Zeichnung: Traudel Schmidt )

Kein Traumberuf

Die markanten Rückenflossen fotografieren, Auf- und Abtauchphasen registrieren und bei aller Freude über die quirligen Meeresakrobaten und die majestätischen Ozeanriesen auch noch die frische Brise auf dem Forschungsschiff genießen. So sieht ein Traumberuf aus …

Doch zur Arbeit einer Meeresbiologin oder eines Meeresbiologen gehören auch weniger romantisch verklärte Tätigkeiten. So berichtet science.orf.at zum Beispiel über den nicht sehr appetitlichen Job von Michelle Berman. Sie ist Kuratorin für Wirbeltierzoologie und hat sich auf Walforschung spezialisiert. Genauer gesagt: auf das Innere toter Wale.

Verendete Wale riechen streng

„Wenn ich den Raum mit meinem Geruch verpeste, dann sehen Sie, wie ich arbeite“, sagt die Wissenschaftlerin vom Santa Barbara Museum of Natural History in Kalifornien.

Sobald verendete Wale an die Küste Kaliforniens gespült werden, ist Berman mit ihrem Team zur Stelle, um deren Todesursache zu bestimmen. Delfine und andere kleinere Meeressäuger werden mit ins Labor genommen. Große Wale dagegen muss Berman vor Ort – am Strand – untersuchen.

Wal-Nieren sind so groß, dass sie eine Baggerschaufel füllen können

Dazu öffnet die Wissenschaftlerin mit großen Messern den Körper der toten Meeressäuger, arbeitet sich durch die zentimeterdicke Fettschicht – den Blubber -, bis endlich die Organe freiliegen.

Zu dieser Arbeit gehört großer Sachverstand und viel handwerkliches Geschick, denn sonst könnte es passieren, dass man von einer Niere begraben wird. „Sie sind so groß, dass sie die Schaufel eines Baggers ausfüllen und wiegen Hunderte Kilo. Man muss aufpassen, dass sie nicht auf einen fallen, wenn man sie freilegt.“

Wal-Blut ist stark eisenhaltig

Neben Sachverstand und Geschicklichkeit muss die Forscherin oder der Forscher auch eine Portion „Ekel-Toleranz“ mitbringen. Denn der Geruch, der einem beim Eintritt ins Innere des toten Tieres entgegenschlägt, reizt die empfindliche Nase.

Wenn Berman sich, in Blut watend, durch ölige Gewebe schneidet, „riecht es stark metallisch, weil das Myoglobin eisenhaltig ist“, so die Forscherin. (Anmerkung Meeresakrobaten: Die roten Blutkörperchen sind bei allen Walen auffällig groß. Sie können viel Sauerstoff transportieren, der bei ruhigem Verhalten im Myoglobin zwischen den Muskeln gespeichert wird. Hier kann er dann bei Bedarf abgezogen werden. Durch die verstärkte Einlagerung von Myoglobin erhält das Walfleisch seine dunkelrote Farbe.) Später, wenn der Wal verrottet, erhält das Aroma eine dekompositorische Note.

Liste der zehn „miesesten“ Wissenschafts-Jobs

Nicht nur Wal-Forscher haben „miese“ Jobs zu erledigen, sondern auch andere Wissenschaftler. Jedes Jahr stellt das US-Magazin „Popular Science“ eine Liste der zehn unattraktivsten Arbeitsgebiete in der Wissenschaft zusammen. 2010 mit dabei sind neben den Walorgan-Analysatoren Meeresschleim-Sammler und Fäkal-Therapeuten. Mehr dazu unter „Es riecht nach faulen Eiern“.
(Quelle: science.orf.at)

3 Kommentare

  1. Hoch interessanter Beitrag über die Meeresbiologinnen. Ich hatte mir auch immer was Anderes darunter vorgestellt.

    Die Wal-Karikatur – eine von mehreren – ist im Rahmen eines Fernstudiums entstanden, als ich noch ganz am Anfang der Lektionen stand. Heute würde ich sie ein bisschen "ausgefeilter" zeichnen.

    Trotzdem danke für's Lob!

    Traudel

    geschrieben von Traudel
  2. Das klingt in der Tat wenig nach Spaß. Ich glaube, diese Menschen sind dann die ultimativen Tierfreunde und Forscher. Wenn man in vielen Berichten die Leute sieht, die sonnengebrannt auf ihren schönen Booten hinausfahren, Fotos machen, nachher Kataloge füllen…das ist schon ein wahrer Traumjob, dem nur wenigen Menschen vergönnt ist.

    Aber bei den in Eingweiden wühlenden Forschern hält sich dann doch der Neid in Grenzen ;-)

    Hut ab, wenn sie trotzdem diese wichtige Arbeit tun!

    Und Gratulation an Traudel zu der tollen Wal-Karrikatur! (Danke nochmal, dass du sie entworfen hast und ich sie an Susanne weitergeben durfte)

    geschrieben von Doris
    1. Auch von mir natürlich ein herzliches Dankeschön an Traudel!!!

      geschrieben von Susanne

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