Jahres-Rückblick


Das „Jahr des Delfins“ geht dem Ende zu …

Es gab in den vergangenen 12 Monaten einige positive Meldungen, die Hoffnung machen, dass die Zukunft des sympathischen Meeres(und Fluss)säugers besser aussehen wird als die Gegenwart. Die Ankündigung der Kampagne „Year of the Dolphin“, das Jahr des Delfins zu „verlängern“, gehört zu den guten Nachrichten. Die Meeresakrobaten beteiligten sich am 20. April 2007 aktiv bei der yod-Kampagne mit der kostenlosen Zurverfügungstellung eines Delfin-Geburtstagskalenders.

Doch 2007 mussten leider auch viele negative Schlagzeilen verdaut werden.


Glattschweinswale im Jangtse (Foto: Dorothee Jokiel)

Der chinesische Flussdelfin Baiji ist aus seinem Lebensraum verschwunden. Eine internationale Expeditionscrew, die wochenlang den Jangtse nach dem „weißen Delfin“ absuchte, blieb erfolglos. Nun hoffen die Wissenschaftler, dass wenigstens der Jangtse-Schweinswal im drittgrößten Fluss der Erde überleben kann.

Es ist zu befürchten, dass auch dem Gemeinen Delfin im Mittelmeer das gleiche Schicksal blühen wird wie dem Baiji im Jangtse. Es gibt mittlerweile nur noch ganz wenige Exemplare in dieser Region. Vor ein paar Jahrzehnten wurden die munteren Meeresakrobaten rund um Griechenland noch sehr häufig gesichtet. (Dafür wurden Ende September seltene Gäste – nämlich zwei Gemeine Delfine – in der Ostsee entdeckt.) Vom Aussterben bedroht sind außerdem der Indus-Flussdelfin in Pakistan und der Vaquita, auch kalifornischer Schweinswal genannt.

Wenige Worte sagen manchmal mehr als lange Kommentare: So stellte Boyd Harnell von der „Japan Times“ fest: „Dies ist die barbarischste Tiermisshandlung, die ich je recherchiert habe.“ Gemeint ist die blutige Treibjagd auf Delfine, die Jahr für Jahr in einigen Küstenorten Japans durchgeführt wird. Mutige Delfin-Freunde – wie Ric O’Barry – haben das grausame Abschlachten der hoch-intelligenten Tiere auf Video festgehalten. Die bekannte Hollywood-Schauspielerin Hayden Panettiere versuchte gar, Ende Oktober zusammen mit einigen Surfern Delfine vor dem Massaker zu bewahren – doch leider erfolglos … Am 25. September gab es am internationalen Aktionstag DOLPHIN DAY überall auf der Welt Protestveranstaltungen gegen die Delfin-Treibjagd. Ganz ungewöhnlich: Sogar japanische Politiker mischten sich ein und verurteilten den Verzehr von Delfin-Fleisch in Schulen.

Im Mai forderte die IWC den Stopp des wissenschaftlichen Walfangs. Doch die japanische Walfangflotte hat sich auch in diesem Winter auf den Weg in die Antarktis gemacht, um dort unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Absicht ca. 1.000 Wale zu töten. Wegen internationaler Proteste verzichten die Japaner allerdings in dieser Fangsaison (noch) auf den Abschuss von 50 Buckelwalen. Diese Großwale standen ursprünglich ebenso auf der Tötungsliste wie Finnwale und Zwergwale.

Im Frühsommer gab es nach der freudigen Nachricht, dass zwei Delfine im Nürnberger Delfinarium geboren wurden, gleich einen heftigen Dämpfer. Beide Tiere sind nur nach wenigen Tagen bzw. Stunden gestorben. Das hat eine riesige Welle des Protestes ausgelöst. Delfinhaltung sei in Deutschland nicht möglich, heißt es auf einigen Tierschutz-Websites. Da hilft auch die Relativierung eines Delfin-Fachmanns (Niels van Elk) aus den Niederlanden nichts, der den Nürnberger Delfin-Betreuern höchste Kompetenz attestiert.


Delfine in einer Lagune (Foto: Susanne Gugeler)

Ein erschütterndes Video, das Mitte Juli 2007 im brasilianischen Fernsehen gezeigt wurde, deckte auf, dass 83 Delfine in den Netzen eines brasilianischen Fischerbootes erstickten. Das schreckliche Ereignis fand nicht weit der Mündung des Amazonas statt und wurde von einem Wissenschaftler an Bord gefilmt, der verdeckte Untersuchungen über den Fischfang durchführte.

Im August haben die Meeresakrobaten dem bekannten Wal-Experten Günther Behrmann „auf den Zahn“ gefühlt. Was bei diesem Gespräch herauskam, war sehr interessant.


Günther Behrmann steht den Meeresakrobaten Rede und Antwort. (Foto: Rüdiger Hengl)

Am 4. August kam Dolly im Duisburger Delfinarium auf die Welt. Das Delfin-Weibchen ist ein Großer Tümmler der zweiten Generation (in den USA gibt es bereits erfolgreiche Delfin-Nachzuchten in der dritten Generation). Dollys Mutter Delphi wurde vor 15 Jahren in Duisburg geboren. Und noch ein Jungtier in Duisburg: Im September schenkte Pepina einem kleinen Tümmler das Leben.

Auch 2007 war es in den Meeren zu laut und zu dreckig. Außerdem sind die Ozeane stellenweise bereits leer gefischt, so dass es für Wal-Tiere immer schwieriger wird zu überleben. Aus diesem Grund gab es 2007 viele Fachkonferenzen. Dort wurde viel geredet über die Zukunft und Bedrohung der Delfine. Es wurden Naturschutzparks gefordert, in denen den Meeressäugern ein überleben ermöglicht werden soll usw. Doch was nützen Schutz-Areale, wenn nicht klar ist, wer diese Gebiete überwachen und die beschlossenen Gesetze durchsetzen soll?

Im November berichtete die „Save Japan Dolphins Coalition“, dass die Ausfuhr von zwölf Großen Tümmlern („The Taiji Twelve“) in die Dominikanische Republik gestoppt worden sei. Die Regierung der Domrep hatte sich gegen den Import von Delfinen, die aus der japanischen Treibjagd stammen, ausgesprochen. Ob dieser Dämpfer die Japaner davon abhalten wird, weiter „aus traditionellen Gründen“ – wie sie argumentieren – Jagd auf Delfine zu machen, bleibt leider zu bezweifeln.

Zum Schluss des alten und zum Start des neuen Jahres sei noch der US-Philosoph Thomas White erwähnt, der Delfine als Personen betrachtet. Für den Direktor des Zentrums für Ethik und Wirtschaft an der Loyola-Marymount-Universität in Los Angeles gibt es im Grunde keine Unterscheidung zwischen Mensch und Tier, da die Menschen ebenso zum Tierreich gehören wie Löwen oder Bären. Vor allem intelligenten Tieren weist er den gleichen Status zu wie den Menschen – er spricht in diesen Fällen von „nicht-menschlichen Personen“. Dazu zählt White vor allem die Delfine, wie er in seinem englisch-sprachigen Buch „In Defense of Dolphins“ (was etwa so viel heißt wie: „Plädoyer für Delfine“) schreibt.

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