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Sind die Tage des Belugas gezählt?


In einem interessanten ARTE-Beitrag, der seit Juli 2019 in YouTube zu sehen ist, geht es vornehmlich um die Beluga-Population im St.-Lorenz-Strom (im Osten Kanadas und der USA).

Die Populationsgröße der Belugas weltweit ist unbekannt. Schätzungen schwanken zwischen 80.000 und 150.000 Tieren.

Die Belugas des Sankt-Lorenz-Stroms

Im Sankt-Lorenz-Strom in Kanada wird der Beluga seit 2017 als gefährdet eingestuft. Trotz diverser Schutzmaßnahmen wird der Bestand immer kleiner. Die Ursache ist unbekannt. Von 10.000 Tieren, die es vor Jahrzehnten hier noch gab, blieben gerade mal 900 übrig.

Belugas sind soziale und gesellige Tiere. Man sagt, dass kein anderer Meeressäuger so kommunikativ ist wie der Beluga, der auch Weißwal genannt wird. Er wird auch als Kanarienvogel der Meere bezeichnet, da seine Rufe sehr melodiös sind.

Erhöhte Sterblichkeit von Müttern und ihren Kälbern

Der Meeresbiologe Robert Michaud erforscht die Beluga-Population schon seit 30 Jahren und stellt fest, dass sie immer weiter schrumpft.

Seit 2008 ist die Quote der angespülten toten Belugas um das Sechsfache gestiegen. Vor allem wurde ein Anstieg der Sterblichkeit von Weibchen und Jungtieren festgestellt.

Qualität des Wassers

Meeresbiologen nehmen an, dass der Geburtsverlauf der Beluga-Weibchen gestört ist. Seit zehn Jahren werden diese Komplikationen beobachtet.

Sie fragen sich außerdem, ob die Qualität des Flusswassers einen Einfluss auf dieses Phänomen hat. Der St.-Lorenz-Strom ist eine sehr wichtige Schifffahrtsstraße, die Großstädte (wie Chicago, Toronto, Montreal) mit dem Rest der Welt verbindet.

Es wurden viele toxische Stoffe (wie Flammschutzmittel) im Fluss nachgewiesen.

Ein Leben lang vermehren die Belugas die Schadstoffe in ihrem Fett. Die Kälber nehmen im Mutterleib und später beim Säugen, welches zwei Jahre lang durchgeführt wird, diesen Giftcocktail auf.

Ihr Hormonhaushalt kann gestört werden und somit die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.

Flammschutzmittel sind in Kanada zwar seit 2008 verboten, sie reichern sich aber trotzdem immer noch in den Körpern der Meeressäuger an.

Hoher Schiffsverkehr

Doch die Verschmutzung ist nur ein Stressor unter vielen. Dazu kommt der rasant ansteigende Schiffsverkehr. Im St.-Lorenz-Strom ist es mittlerweile sehr laut.

Aus diesem Grund verlieren manche Jungtiere die Orientierung und müssen lange nach ihren Müttern suchen.

Forschungen im Delfinarium

Im Vancouver Aquarium (dem leider vor Kurzem die Haltung von Belugas untersagt wurde) wurden grundlegende Entdeckungen zur Echoortung gemacht. Dieser Sinn ist lebenswichtig für die Belugas. Sie können damit Raubtieren ausweichen, Beute finden und sich in der Dunkelheit zurechtfinden.

Im Aquarium wurden die Töne der Belugas über viele Stunden aufgenommen. Wissenschaftler konnten feststellen, dass ein Kontaktruf Mutter und Baby zusammenhält. Es ist quasi ein Überlebensruf.

Die Geräusche der Schiffe könnten diese Kontaktrufe stören – mit der Folge, dass sich die Belugas verlieren.

Die Tiere verstummen bei Lärm

Die Tiere hören komplett auf zu kommunizieren, wenn eine Lärmquelle in der Nähe ist. Das ist so, als ob wir gerade mitten im Gespräch sind, wenn ein Krankenwagen vorbeifährt. Wir hören kurz auf, weiterzureden, bis sich das Geräusch entfernt hat.

Die Rufe der jungen Belugas erfolgen in derselben Frequenz wie die der Fähren. Verirren sich die Neugeborenen wegen dieses Lärms? Die Hypothese ist noch nicht bewiesen.

Bemerkenswert ist jedoch, dass offenbar immer häufiger junge Belugas in Häfen gefunden werden, nachdem sie den Kontakt zur Herde verloren haben.

Nahrung

Die Belugas haben immer weniger zu fressen, weil der Fischbestand im St.-Lorenz-Strom eingebrochen ist. Dazu kommt die Klimaerwärmung. Mit dem ausbleibenden Eis schwindet auch die Nahrungsquelle der Belugas. Sie müssen mehr Energie aufwenden, um an Beute zu kommen.
(Quelle: ARTE)

Fazit zum Film

Die Dokumentation bringt viele interessante Thesen zum Beluga-Schwund im St.-Lorenz-Strom.

Was mir etwas sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass die Forscher im St.-Lorenz-Strom laute Zodiacs und Drohnen benutzen. In anderen Gebieten werden Tiere einer Vergleichspopulation eingefangen und müssen stressige Untersuchungen sowie das Einpflanzen einer Magensonde über sich ergehen lassen. Es wäre wünschenswert, wenn weniger invasive Eingriffe vorgenommen würden, um den Bestand der Belugas zu erforschen. Siehe hierzu auch Forschungsmethoden am und auf dem Meer.

1 Kommentare

  1. Danke für den wichtigen Artikel!

    Ich möchte noch gerne hinzufügen, dass dank fanatischer Tierrechtler in Kanada jetzt auch die wohl erfolgreichste Nachzucht von Belugas weltweit im Marineland Kanada verboten wurde. Die Tierrechtler und die populistischen Politiker in Kanada haben damit das Todesurteil für diese Art unterzeichnet.

    Für Tierfreunde ist Kanada ein absolutes No-Go!

    geschrieben von Benjamin

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