Newsletter 5/2012


Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit? So möchte ich meinen Mai-Newsletter überschreiben.

Während diverse Delfinschutzorganisationen Aktenberge wälzen, um Material zu finden, das gegen die Haltung Großer Tümmler in deutschen Delfinarien spricht, sterben in Peru, Cape Cod, Irland und im Golf von Mexiko massenweise Delfine (siehe dazu auch MEERESAKROBATEN-Beiträge unter „Aktuelles“).

Für die Einsichtnahme in tierärztliche Dokumente, die ohne fachlichen Hintergrund und Insiderwissen aus den Zoos nur nackte Zahlen und inhaltslose Begriffe bleiben, wird unverhältnismäßig viel Energie verschwendet und wahrscheinlich auch sehr viel Geld, das Spender den Organisationen eigentlich zum Schutz der Delfine zukommen ließen.

Supergau in den Meeren

Kommt es dagegen in den Ozeanen zu einem Supergau – sprich Massensterben unter den Delfinen, wie in diesem Jahr in den oben genannten Ländern geschehen – liest man von den Delfinschutzorganisationen relativ wenig darüber. Es wird keine Dateneinsicht gefordert, es werden keine Vor-Ort-Untersuchungen durchgeführt. Bald werden die Schlagzeilen auch aus der Presse verschwunden sein.

Toter Schweinswal (Foto: Susanne Gugeler)

Sollte jedoch wieder einmal in einem deutschen Delfinarium ein Großer Tümmler verenden (was leider nicht zu vermeiden sein wird), werden bestimmte Organisationen wieder zu ihrer Höchstform auflaufen. In den Ozeanen wird inzwischen „fleißig“ weiter gestorben. Siehe dazu auch den Beitrag Cape Cod Dolphin Deaths: Symptoms of a World-Wide Tragedy.

Paul Watson in Haft

Unverhältnismäßig scheint mir auch der Umgang mit Paul Watson zu sein. 10 Jahre ist es her, dass der wohl bekannteste Walschützer der Welt in Costa Rica ein Fischerboot mit einer Wasserbombe attackiert haben soll. Der Grund: Watson wollte gegen den illegalen Haifischfang einiger Fischkonzerne protestieren. Zur Information: Den Haien werden die Rückenflossen abgetrennt, denn diese gelten als Spezialität unter den „Gourmets“ … Anschließend werden die Tiere schwer verletzt wieder ins Meer geworfen, wo sie elendig zugrunde gehen.

Paul Watson

Paul Watson wurde nun aufgrund eines internationalen Haftbefehls bei einer Zwischenlandung im Frankfurter Flughafen festgenommen. Er soll nach Costa Rica ausgeliefert werden. Siehe dazu auch MEERESAKROBATEN-Beitrag Paul Watson wurde in Frankfurt verhaftet.

Tag des Schweinswals

Am kommenden Sonntag ist „Internationaler Tag des Schweinswals“. Initiator dieses Gedenktages ist ASCOBANS (Agreement on the Conservation of Small Cetaceans of the Baltic and North Seas). Mehr dazu findest du im ASCOBANS-Handbuch für Teilnehmende.

Der „Internationale Tag des Schweinswals“ findet an jedem dritten Sonntag im Mai mit mehreren Aktionen in Zoos und an anderen Stellen statt. Doch der Tag zu Ehren des „Kleinen Tümmlers“, wie der einzige in Nord- und Ostsee heimische Wal auch heißt, ist 2012 kein Tag zum Jubeln. Es sterben immer noch unverhältnismäßig viele Meeressäuger. Warum? Das kannst du in einem interessanten Interview mit Thilo Maack von GREENPEACE erfahren.

7 Kommentare

  1. "Wahrscheinlich das Deckmäntelchen des Schweigens gehüllt" – wieder eine unbewiesene Mutmaßung à la Doris … 

    Klingt erst mal spektakulär, ist aber nichts dahinter …

    Zur Dateneinsichtnahme: Wenn du ein Buch über Mediziner liest, bist du längst noch kein Mediziner. Ein Biologe ist auch nicht automatisch ein Delfin-Experte, wie du ja selbst schreibst. 

    Was die Daten aus den jahrelang gesammelten Aufzeichnungen eines Delfinariums einem Außenstehenden sagen, können nur Momentaufnahmen sein, die keine Erkenntnisse über den täglichen Umgang mit den Tieren bringen.

    Zu den Massenstrandungen: Die Untersuchungen vor Ort laufen und werden in Peru von Hardy Jones und der unabhängigen südamerikanischen Tierschutzorganisation ORCA initiiert. In Cape Cod ist es der IFAW, der sich um die Gemeinen Delfine kümmert. Leider gibt es in beiden Fällen (sowie auch in Irland und im Golf von Mexiko und anderswo) immer noch keine bewiesene Ursachen-Zuschreibung für das Massensterben der Delfine.

    Was die WDCS in Cape Cod angeht, habe ich folgendes Zitat gefunden: "Regina Asmutis-Silvia von der WDCS/USA sieht diese Strandungen als nicht beunruhigend an, da sie schon seit vielen Jahrhunderten bekannt sind. "

    Sich auf ein einziges "Problem" zu konzentrieren ist ja o.k., wenn da auch eines wäre. Aber wenn durch diese Konzentration kein einziger Delfin geschützt oder gerettet wird, obwohl die Bezeichnung der Organisation darauf hindeutet und die Spender das mit ihrem Beitrag auch geleistet haben wollen, dann finde ich das einfach eine Energie- und Geldverschwendung. Es geht bei den Orgas ja nicht nur um Information, die wünschenswert ist, sondern um Spendenaufrufe.

    geschrieben von Susanne
    1. Dass die Delfinarien die Unterlagen freiwillig über Jahrzehnte NICHT offengelegt haben und nur Nürnberg per Gerichtsbeschluss  dazu gezwungen wurde, kannst du nicht verleugnen. Somit haben die Betreiber auch gleichzeitig das Argument parat, wie du auch, dass Außenstehende keine Ahnung haben, wie es in der Einrichtung aussieht, abläuft etc.
      Nach dem Motto ich sag dir nix – und du kannst nix sagen, denn du hast ja keine Ahnung!

      Massenstrandungen sind in der Tat seit Jahrhunderten immer wieder dokumentiert worden. So Unrecht hat Regina Asmutis von der WDCS nicht. Es deshalb so hinzustellen, als sei es ihr gleichgültig, grenzt ans Lächerliche.

      Für die Ideologie mancher Organisationen kann und ich will ich keine Lanze brechen. Wenn man, wie du,  bestreitet, dass Delfinarien "Delfinleid" bedeuten, dann versteht man natürlich auch nicht die Beweggründe, die auf eine langfristige Änderung der Situation hinarbeiten. Ende der Einrichtung Delfiarium – Ende der Wildfänge – Ende der Zucht unter völlig unnatürlichen Bedingungen und ein großes Argument (Geld) weniger für die Delfinmassacker.

      geschrieben von Doris Thomas
      1. Wozu wollen die Delfinariengegner die Unterlagen denn verwenden? Wohl kaum zum Wohle der in Nürnberg gehaltenen Großen Tümmler. Aber nur um die geht es m i r. 

        Es geht hier nicht um Wildfänge, auf die man in Duisburg und Nürnberg schon lange nicht mehr angewiesen ist, es geht hier auch nicht um den Schutz der Delfine weltweit, sondern es geht um das Madigmachen der Nürnberger Delfin-Lagune. Würden die Delfinarien in Nürnberg und Duisburg tatsächlich schließen, hättest du  einen Grund zum Jubeln – die dort gehaltenen Delfine ganz bestimmt nicht.

        Was die WDCS angeht, so habe ich mich konkret und ausschließlich auf die derzeitigen Massenstrandungen bezogen.

        Und noch einmal (zum x-ten Mal) Doris, ich behaupte nirgends, dass Delfinarien kein Delfinleid bedeuten. Wie oft soll ich es dir denn noch verklickern, dass ich sehr wohl weiß, dass es genügend Institutionen gibt, die mit den Großen Tümmlern und anderen Arten alles andere als gut umgehen und nur auf Profit aus sind. Leider sind es gerade diese Einrichtungen (meist Vergnügungsparks), die gerade  wie Pilze aus der Erde schießen … Es findet also keine langfristige Änderung statt, sondern nur eine Verlagerung in Länder, in der Tierschutz bisweilen mit den Füßen getreten wird.

        Das Delfinmassaker, was sich tagtäglich und sogar minütlich in den Ozeanen abspielt wird leider immer größer werden. Aktuelles Zitat vom WWF: "Die natürlichen Lebensräume der Erde werden in nie dagewesener Geschwindigkeit zerstört. Wenn der Verbrauch an natürlichen Ressourcen so weitergeht wie bisher, werden wir bis zum Jahr 2050 zwei Planeten benötigen, um unsere Bedürfnisse nach Nahrung, Energie und Infrastruktur zu decken."

        geschrieben von Susanne
        1. Wir drehen uns bei unserer Diskussion immer wieder im Kreis, schon allein, weil ich auch das beste Delfinarium nicht für artgerecht und vertretbar halte, zum anderen.
          Zudem ist Nürnberg auf eine lange Nutzung ausgelegt und eine Ausweitung der "Resource" Delfin durch Therapieangebote. Damit wird das Geschäft mit den Meeressäugern weiter angeschoben, nicht nur in Nürnberg.  Wäre Nürnberg als Altersruhesitz gedacht, würde ich die Lagune durchaus für eine gravierende Verbesserung für die Delfine bewerten. Dass die neuen Lebensbedingungen ständig so verdreht dargestellt werden, kann ich nicht teilen. Ich lehne die Lagune aus obigen Gründen ab. Das Geld für den Bau muss wieder rein, mit welchen Delfinen auch immer.
          Aber das hatten wir alles schon und bevor nun wieder mit dem Vergleich der oft ach so schlimmen Hundehaltung oder gar meinem kleinen Flucht- und Höhnlentierchen Kanninchen aufgefahren wird, lassen wir es lieber.

          geschrieben von Doris Thomas
        2. Nicht zu vergessen: dein Vogel im Käfig ;o)) 

          Auch wenn wir in diesem Punkt andere Sichtweisen haben, wünsche ich dir einen schönen Tag, Doris.

          geschrieben von Susanne
        3.  Der ist inzwischen im Vogelhimmel. Dir auch einen schönen Tag.

          geschrieben von Doris Thomas
  2. Die WDCS, die die Akteneinsicht in die Unterlagen der Delfinarien erst vor Gericht erzwungen musste, existiert seit 1987 und hat unter ihren Mitarbeitern diverse Biologen. Fachliches Hintergrundwissen ist da. Insiderwissen zur zum Teil, da die Delfinarien bisher über vieles , wahrscheinlich aus gutem Grund, das Deckmäntelchen des Schweigens gehüllt haben.  – Es sollte außerdem außer Frage stehen, dass man sich Fachwissen auch ohne Studium aneignen kann und eine Facharbeit im Lehramt Biologie ist sicher nur ein Weg, dies zu tun. Entweder man akzeptiert das, oder man muss seine eigene Qualifikation ebenfalls in Frage stellen. Viele Wal- und Delfininteressierte haben sicher mehr Fachkenntnis zu den Meeressäugern als ein Doktor der Biologie mit einer Spezialisierung auf Insekten. Ein Titel sagt hier gar nichts aus. – Dass sich niemand um die vielen gestrandeten und verendeten Delfine kümmert, ist schlicht falsch. Vor Ort laufen Rettungsmaßnahmen und Untersuchungen. Gerade auf Cape Cod ist die Basis der WDCS und bildet dort Rettungsteams aus, von Mitgliederbeiträgen. Ich glaube, das ist sehr willkommen und eine gute Verwendung. Zudem werden wissenschaftliche Untersuchungen der Kadaver finanziert, um die Ursache des Disaster zu finden. – Die WDCS erfüllt somit in meinen Augen ihre Aufgabe sehr gut. In Bezug auf zwei andere Organisationen sehe ich jedoch tatsächlich einen sehr einseitigen Aktionismus. Aber ist es nicht auch legitim, sich auf ein einziges Problem zu konzentrieren? Genau wie es legitim ist, sich für eine einzige Spezies besonders zu interessieren und andere Menschen darüber zu informieren?

    geschrieben von Doris Thomas

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