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Delfine haben nicht nur Freunde


„Fischer streiken gegen Delfine.“ Diese Schlagzeile will so gar nicht in den seit Jahren anhaltenden „Delfin-Hype“ passen.

Orca und Fischerboot in der Straße von Gibraltar
(Foto: Rüdiger Hengl)

Wie ORF.at mitteilt, wollen sizilianische Fischer, die vor den Äolischen Inseln Jagd auf Kalmare machen, nächste Woche für zwei Tage streiken.

Der Grund sind Delfine, bei denen Kalmare auf dem Speiseplan stehen. Da die Meeressäuger sich in dieser Gegend stark vermehrt hätten, wäre der Umsatz um 70 Prozent eingebrochen, klagen die Fischer.

Fischer wollen finanzielle Entschädigung

Noch vor einigen Jahren konnte jedes Fischerboot eine Beute von 25 Kilo pro Nacht nach Hause bringen, heute sind es gerade mal drei Kilo.

Das reicht kaum, um die Treibstoffkosten zu decken. Außerdem müssen die Fischer noch weitere Defizite hinnehmen, weil die Delfine ihre Netze zerstören.

Die Fischer wollen nun finanzielle Entschädigungen von der Regierung.

„Entweder wir oder die Delfine“, forderte Giuseppe Spinella, Präsident eines Konsortiums, das 119 Fischer des Archipels vereint.

Das Problem ist sinkender Fischbestand

Meeresbiologin Monica Blasi sieht das Problem jedoch wo ganz anders. Nicht die Delfine hätten sich vermehrt, sondern die Fischbestände seien geschrumpft. Dadurch nähern sich die Delfine den Fischerbooten in der Hoffnung, dort mehr Nahrung zu finden.

Als Lösung schlägt Blasi vor, akustische Vergrämer an den Netzen anzubringen, um die Delfine fernzuhalten. Sie kündigte eine Testphase ab Mai an. Diese soll drei Monate dauern.
(Quelle: Sizilianische Fischer streiken gegen Delfine)

6 Kommentare

  1. Wie das WDC/München berichtet, sind offenbar vermehrt tote Delfine an den Stränden Italiens angeschwemmt worden, die Schusswunden aufwiesen. Die Ermittlungen legen nahe, die Fischer könnten die Delfine vorsätzlich erschossen haben.

    geschrieben von Susanne
  2. Vielen Dank für eure Kommentare.
    Ich glaube, das Problem ist nicht einfach zu lösen, zumal es sich hier wohl um Küstenfischerei und nicht um industrielle Fischerei handelt. Wir „Binnenländler“ können da immer recht schnell (ver)urteilen.
    Dass nicht die Delfine an dem Dilemma Schuld sind, wird oben in dem Beitrag ja bereits von der Biologin Monica Blasi gesagt. Und das wissen wir ja auch alle.

    geschrieben von Susanne
    1. Klar, sehe ich schon ein – für die Fischer ist es ihre Lebensgrundlage und existentiell wichtig.
      Auf der anderen Seite kann es uns allen passieren, dass wir irgendwann in unserem Leben einmal unseren Beruf aufgeben und umlernen müssen, auch wenn es schwer fällt. Ich versuche deshalb immer, Kompromisse zu finden, die möglichst den Menschen und den Tieren nutzt.

      Ich denke, ich würde als Fischer wohl von Fischerei auf Delfinbeobachtung umsteigen, denn dann kann mit der vorhandenen Ausrüstung (=Boot) weiter auf’s Meer rausfahren. Entweder für Touristen oder auch für Forschungszwecke. Wenn ein Teil der Fischer umsattelt, können die anderen wieder mehr fangen.

      Vielleicht gibt’s ja eines Tages auch so eine Lösung wie in Brasilien, wo die Delfine mit den Fischern zusammenarbeiten und den Fischern die Fische / Kalmare ins Netz treiben und dafür ihren Anteil am Beifang bekommen.

      geschrieben von Oliver
  3. Dass Fischer nicht unbedingt Delphin-Fans sind, ist nur echt nicht neu. Und dass die bösen Wale den armen Fischern angeblich den ganzen Fisch wegfressen, ist auch nicht neu. Dass jeder Fischereibiologe und jeder denkende Mensch anhand der Fangstatistiken und der Entwicklung der Bestände an einem Finger abzählen kann, dass die Überfischung vor allem durch Fischer passiert ist, ist auch nicht neu.

    Weltweit sind erschreckend viele Menschen, die versuchen, Walbestände zu retten, verbalen und körperlichen Angriffen von Fischern mit Betonköpfen ausgesetzt. Die Fischereilobbyisten heizen das Ganze kräftig an. Eine sachliche Auseinandersetzung ist so nicht möglich.

    geschrieben von Bettina Wurche (Meertext)
  4. Vielleicht gibt es ja auch nur deswegen so wenige Kalmare, weil sie überfischt sind. Schon mal daran gedacht?

    geschrieben von Rüdiger
  5. Das Mittelmeer ist seit Langem heillos überfischt. Das geht soweit, dass sogar schon Regionen, die am Mittelmeer liegen, Fische importieren müssen, um den Eigenbedarf an Meeresfrüchten zu decken. Eigentlich müsste man die Fischerei für weite Teile des Mittelmeeres für einge Jahre weitgehend einstellen, um den Beständen die Chance zu geben, sich zu erholen. Derzeit halte ich den Beruf des Fischers dort für keine allzu glückliche Berufswahl

    geschrieben von Oliver

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