Am 1. September hat die Jagdsaison in Taiji begonnen. Offenbar wurde bis jetzt noch kein Delfin getötet. Doch das wird sich bestimmt leider bald ändern.
Ich habe von der Tierschützerin Kathrin Mattes (WDC) interessante Berichte über ihre Erfahrungen mit der jährlich zwischen September und März stattfindenden Delfin-Jagd in Japan gelesen. Diese möchte ich hier kurz zusammenfassen. Außerdem gibt es am Ende meines Artikels noch eine kritische Anmerkung.
Alle wollen das Ende der Delfin-Jagd
Kathrin hat es vorgezogen, außerhalb der Jagdsaison nach Japan zu reisen, um dort mit Aktivisten und Aktivistinnen zu reden.
Während der Jagdsaison sind meist viele Aktivisten aus aller Welt in Taiji, um die Delfin-Schlachtungen zu dokumentieren. Zu diesem Zeitpunkt möchte Kathrin nicht auch noch vor Ort sein. Sie sagt: „Mehr ist in manchen Fällen nicht immer besser. Besonders, wenn man als ausländische NGO dort auftaucht.“
Ihre letzte Reise nach Japan unternahm sie im Mai 2023.
In Tokio gibt es offenbar viele Tierschutzorganisationen und Protestbewegungen. Allen gemeinsam ist, dass sie das Delfin-Gemetzel in Taiji (Präfektur Wakayama) beenden wollen.
Diplomatischer Austausch bringt mehr
Die massiven Proteste von außen sieht Kathrin eher kritisch. Sie schreibt: „Allerdings sind Proteste, öffentliche Meinungsbekundungen und aktive Konflikte etwas, das so gar nicht zur zurückhaltenden japanischen Kultur passt. Scharfe Kritik und Beschimpfungen sorgten bedauerlicherweise schnell für verhärtete Fronten. Aus diesem Grund ist es uns bei WDC wichtig, die an den Jagden beteiligten Personen nicht zu verurteilen oder als Monster darzustellen.“ Die Autorin setzt daher auf einen diplomatischen Austausch.
Heuchlerische Einstellung
Viele Japaner finden es heuchlerisch, wenn weltweit Tausende Menschen gegen die Grausamkeiten in Taiji protestieren, aber in ihrer Heimat jeden Tag viele Tausend intelligente Schweine geschlachtet oder für die Milchindustrie Tausende Kälber von ihren Müttern getrennt werden.
Beschuldigungen bewirken in Japan meist das Gegenteil. Schon die kulturellen Gewohnheiten lassen offene Beschimpfungen nicht zu.
Wandel muss von innen kommen
Kathrin ist der Meinung, dass der Wandel von innen kommen muss. Deshalb ist es für sie wichtig, sich mit den Aktivisten und Aktivistinnen vor Ort zu treffen und mit ihnen zu reden. Nur sie kennen die japanische Kultur, die Gepflogenheiten oder die gesellschaftlichen Strukturen.
Die japanische Bevölkerung muss von sich aus einen Gesinnungswandel vollziehen.
(Quellen: Geliebt und gejagt: Wale und Delfine in Japan, Gleichgesinnte in Tokio finden und Eine weitere Saison in Taiji geht zu Ende)
Unterschiedliche Meinungen über Delfinarien
In einem Punkt stimme ich nicht mit Kathrin Mattes überein. Sie rät dazu, Delfinarien generell zu meiden, weil bei der Jagd auf Delfine in Taiji neben den Schlachtungsopfern die schönsten Exemplare als Lebendfänge in asiatische Vergnügungsparks verkauft werden.
Sie erwähnt dabei nicht, dass kein einziges Tier von dort im Duisburger Zoo oder im Nürnberger Tiergarten (den einzigen Einrichtungen in Deutschland, die noch Delfine halten) lebt.
Gerade in den beiden deutschen Delfinarien wird viel Aufklärungsarbeit geleistet. Beide verurteilen vehement den Dolphin Drive in Taiji und tun das auch immer wieder in ihren Präsentationen kund.
Auch hier gilt der von Kathrin vertretene Grundsatz (siehe oben): „Mehr ist nicht immer besser“. Man muss schon genau hinsehen, welche Einrichtungen man verteufelt, und nicht nach dem Gießkannenprinzip verfahren.
Lesetipps
* Japan – Land der blutenden Buchten
* Fangsaison in Taiji ist beendet (von 2021)
* Die blutige Bucht in Taiji (von 2020)
* Zoo Duisburg setzt sich für Taiji-Delfine ein