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Die Sprache der Tauben, Delfine und Krokodile


Der Psychologe und Hirnforscher Onur Güntürkün befasst sich bei der Erforschung des menschlichen Denkens auch mit Tauben, Delfinen und Krokodilen.

Können Tauben lesen?
(Foto: Rüdiger Hengl)

Dass Delfine bestimmte Sprachfragmente des Menschen verstehen und nachahmen können, ist schon länger bekannt. Doch auch Vögel und Reptilien verfügen über eine sprachliche Lernfähigkeit.

Tauben lernen englische Vokabeln

Onur Güntürkün – Professor für Bio-Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum – fand heraus, dass Tauben in der Lage sind, englische Vokabeln zu lernen. Sie wenden dabei offenbar ähnliche Strategien an wie Grundschulkinder.

Auch das Gehirn von Wellensittichen erzeugt bei Lautäußerungen Muster, die denen des Menschen sehr ähnlich sind.

Prozess ist in der Evolution zweimal entstanden

Die Entwicklung der Gehirnstruktur von Mensch und Vogel ist in der Evolution ganz ähnlich vonstatten gegangen. Das erfährt man von Güntürkün in einem Interview mit Hannah Heinzinger vom Bayrischen Rundfunk.

Alle komplexen Gehirne können Sprache lernen, sagt er weiter.

Auch Tauben entdecken „Tippfehler“

Beim Überfliegen eines Textes fällt einem sofort ein Tippfehler auf.

Diese Fähigkeit konnte Güntürkün auch bei Tauben feststellen, die englische Vokabeln gelernt haben. Wurden die Buchstaben verdreht, ignorierten die Vögel dieses „Unwort“.

Sie benutzten in den Experimenten also ähnliche Grundprinzipien des Denkens wie der Mensch.

Untersuchungen mit Delfinen und Nilkrokodilen

Der Hirnforscher verbindet verschiedene Ansätze aus der Psychologie und aus der Biologie. Er erwähnt auch Untersuchungen mit Delfinen und Nilkrokodilen.

Dickköpfigkeit ist in Wissenschaft zielführend

Von manchen Wissenschaftlern wird Güntürkün Skepsis entgegengebracht. Aber eine gewissen Dickköpfigkeit gehöre in der Forschung dazu, meint er.

Es sei schwierig, nicht allgemein anerkannte Thesen zu vertreten, da man ja auf Fördergelder angewiesen sei.

Onur Güntürkün kann jedoch das Risiko – nicht von allen anerkannt zu werden und eventuell keine Fördergelder zu bekommen – eingehen. Er hat eine Lebensstelle an der Ruhr-Universität Bochum inne.

Früher hätte man unliebsame Wissenschaftler sogar auf Marktplätzen verbrannt, sagt er im BR-Interview.

KI bei Delfinen

Hannah Heinzinger spricht in ihrem Interview auch die KI an, die bei der Untersuchung der Delfin-Sprache eingesetzt wird und diese sogar übersetzen kann.

Das System nennt sich DolphinGemma. Dabei wurden 1,7 Millionen Lautäußerungen mit Verhaltenskontext von Atlantischen Fleckendelfinen auf den Bahamas analysiert.

Menschliche und tierische Sprache unterscheiden sich

Onur Güntürkün glaubt nicht, dass es eine Sprache der Tiere gibt, die unserer Sprache ähnelt. Die deutsche Sprache hat ungefähr eine Million Worte. Ein nicht-menschliches Tier wird die menschliche Sprache wegen derer Komplexität nicht erreichen können.
(Quelle: Sozusagen/BR)

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