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Delfine sind gestresst


Schwimmen mit Delfinen – das ist für viele Touristen ein Urlaubs-Highlight der besonderen Art. Doch ob die Tiere ihren Lebensraum auch gerne mit den Schnorchlern teilen, bezweifeln manche Wissenschaftler.

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Delfine vor Sansibar/Ostafrika (Foto: Rüdiger Hengl)

Britische Forscher sehen das sogenannte Dolphin-Watching sowie das Schwimmen mit Delfinen im offenen Meer als Gefahr für die Tiere an. Sie werden durch derartige Interaktionen am Fressen und Ruhen gehindert sowie bei der Aufzucht ihrer Jungtiere gestört. Vor allem das dichte Heranschwimmen und das Berühren würde bei Großen Tümmlern Stress auslösen. Die Beobachtungen der Wissenschaftler von der Newcastle University wurden vor allem in Sansibar (Insel vor Ostafrika) gemacht.

„Sobald Boote in der Nähe waren, fühlten sich die Delfine gestört und verbrachten weniger Zeit mit Fressen, sozialem Verhalten oder Ausruhen“, stellte Dr. Per Berggren fest. Er befürchtet verheerende Langzeitauswirkungen auf die Delfin-Population vor Sansibar.

Im letzten Report des Journals „Endangered Species Research“ wird sogar von einer Traumatisierung der Delfine durch die Menschen gesprochen. Lori Marino, Nervenspezialist an der Emory University von Atlanta, meint, dass Delfine durch Dolphin-Watching-Aktivitäten psychische Probleme bekommen könnten.

Seit 1992 wird Dolphin-Watching an der Südküste von Sansibar angeboten. Hier wurde der Delfinfang komplett zugunsten des neuen Freizeitangebots aufgegeben. Doch auch wenn die Tiere nicht mehr aktiv getötet werden, ist das Überleben der etwa 150 dort lebenden Großen Tümmler bedroht.

Die Delfine können sich nicht mehr ausruhen

Das Forscherteam beobachtete die Delfine über einen Zeitraum von 40 Tagen. Sobald sich Touristenboote in der Nähe der Meeressäuger aufhielten, verringerte sich die Zeit, in der die Delfine ruhten, von 38 auf 10 Prozent, auf Futtersuche waren sie statt 19 nur noch 10 Prozent und für soziale Kontaktpflege wendeten sie statt 10 nur noch 4 Prozent ihrer Tagesaktivitäten auf. Dagegen zeigten sie eine über doppelt so hohe Wanderbereitschaft, wenn Touristenboote aufkreuzten (77 statt normal 33 Prozent des Tagesablaufs).

Dr. Berggren findet die Situation auf Sansibar unhaltbar. Doch er weiß auch, dass die Insel vom Tourismus lebt. Er befürchtet, dass die Delfine verschwinden werden, wenn das Dolphin-Watching auf Sansibar nicht kontrolliert wird. „Die Delfine verbrauchen viel zu viel Energie, um den Touristen auszuweichen, und das schadet ihnen“, erklärt Dr. Berggren. „Sansibar ist ein wundervoller Ort und Delfine sind unglaublich interessante Tiere. Zwischen Juli und Oktober halten sich sogar auch noch Buckelwale in der Gegend auf. Ich appelliere an alle Wal- und Delfin-Freunde, nur bei verantwortungsvoll betriebenen Dolphin-Watching-Unternehmen zu buchen, die Schutzrichtlinien für die Tiere einhalten.“
(Quelle: telegraph.co.uk)

Lesetipp: „Wellen, Wind und Große Tümmler“ (Dolphin-Watching-Bericht aus Sansibar)

2 Kommentare

  1. Ich hab's in meinem Bericht je geschrieben. Selbst wenn die Sansibari ihrer Mentalität entsprechend den Delfinen folgen wollen, haben sie mit ihren untermotorisierten schweren Holzbooten dazu doch niemals ne Chance. Ich schätze die Maximalgeschwindigkeit der Boote auf 8 Knoten. Jeder gesunde Delfin lacht sich bei den Geschwindigkeiten doch nen Ast.

    geschrieben von Rüdiger
  2. Verantwortungsvolles Whale-Watchen ist eine tolle Sache. Nicht nur, dass diese Möglichkeit immer mehr Leute für die Wale begeistert, es ist auch eine echte finanzielle Alternative zum Walfang.

    Da, wo die Whale-Watch Unternehmen sich an die strengen Richtlinien halten, hatte ich bisher nie den Eindruck, dass die Wale/Delfine sich gestört fühlten. Besonders negativ sind mir hingegen damals an der US-Küste die Privatjachten aufgefallen, die den Walen derart auf die Pelle rückten, dass sie ihnen fast über den Rücken gefahren sind. Der Skipper des Whale-Watch Bootes griff damals ein und verwarnte diese Leute. Diverse scharfe Schnittverletzungen auf den Rücken von Delfinen und Walen zeigen aber, dass die Tiere leider öfter Opfer von solchem Verhalten werden.

    geschrieben von Doris

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