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Geschwächtes Immunsystem führte zum Tod der Delfine


Die Ursache für die Strandung und den Tod von vielen Hundert Delfinen im Golf von Mexiko scheint gefunden. Es sind sogar – laut einer Studie von amerikanischen Wissenschaftlern – mehrere Ursachen, welche die Katastrophe erklären lassen:

Große Tümmler in Neuseeland (Foto: S. und C. Dürsch)

1. Extrem kaltes Wasser im Frühling 2010 und 2011,

2. das Ausströmen von einer großen Menge Öl nach der Explosion der „Deepwater Horizon“ im April 2010 sowie

3. viel Schmelzwasser im Frühling 2011

haben das Immunsystem der Großen Tümmler so sehr geschwächt, dass viele Tiere krank wurden und etliche sogar starben. Vor allem Jungtiere und Neugeborene waren betroffen. Das Immunsystem der kleinen Delfine ist auch viele Wochen nach der Geburt noch nicht vollständig ausgebildet, daher ist die Sterblichkeitsrate unter neugeborenen Tieren selbst im „Normalfall“ sehr hoch.

Viele tote Tiere wurden Anfang 2011 gefunden

Besonders viele gestrandete Tiere wurden Anfang 2011 (zwischen 1. Januar und 30. April) zwischen Louisiana und Florida entdeckt. Insgesamt waren es 186 Delfine, darunter 86 neugeborene Große Tümmler. Die Zahl der toten Jungtiere war sechsmal so hoch als in den Jahren davor. Die Wissenschaftler der Studie gehen davon aus, dass diese Kälber bereits geschwächt auf die Welt kamen, nachdem ihre Mütter in der 12-monatigen Tragezeit mit extremen Bedingungen zu kämpfen hatten (weniger Nahrung durch die Ölpest, sehr kaltes Wasser).

Meeresbojen zeichneten die Wassertemperatur und die Meeresströmung an verschiedenen Stellen im Golf von Mexiko auf. Die gesammelten Werte wurden mit der Standungshäufigkeit der Delfine verglichen. Dabei kam heraus, dass es im Februar und März 2011 besonders viele orientierungslose Delfine gegeben hatte. Das Wasser hatte zwei bis drei Wochen vor den Funden bei einem Temperatur-Minimum von etwas über 10 Grad Celsius gelegen.

Zusammenspiel mehrerer widriger Umstände kann tödlich sein

Temperaturschwankungen alleine machen den Meeressäugern nichts aus. Sie sind das gewohnt. Im Winter schwimmen sie in 5 bis 10 Grad kaltem Wasser, im Sommer erreicht die Wassertemperatur manchmal 35 Grad. Es ist eben das Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse, die auf die Großen Tümmler gewirkt und die letztendlich zum Tod der Tiere geführt haben.

Gefährliches Bakterium

Auch wurde in den Kadavern einiger Tiere das Bakterium Brucella gefunden. Das alleine tötet noch keinen Delfin, doch wenn noch andere widrige Umstände dazukommen (siehe obige Auflistung), hat Brucella ein leichtes Spiel.

Zu diesem Resultat kommt auch Ruth Carmichael vom Dauphin Island Sea Lab in Alabama. Sie hat die Studie geleitet. Ihrer Meinung nach war die im Golf von Mexiko lebende Delfinpopulation bereits durch geringe Nahrungsreserven (durch die Ölkatastrophe gab es weniger Fisch) und bakterielle Infektionen geschwächt gewesen.

51 gestrandete Delfine wurden zwischen Juni 2010 und Januar 2012 auf das Bakterium Brucella getestet. 12 Proben fielen positiv aus, so Teri Rowles von der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde. Im schlimmsten Fall verursacht dieses Bakterium eine Lungen- oder Hirnentzündung oder führt zu Haut- und Knocheninfektionen. Auch Fehlgeburten wurden durch Brucella ausgelöst. Vielen Tieren kann das Bakterium jedoch nichts anhaben, wenn das Immunsystem gut funktioniert.

(Quellen: Were Multiple Stressors a ‘Perfect Storm’ for Northern Gulf of Mexico Bottlenose Dolphins (Tursiops truncatus) in 2011? und spiegel.de)

Lesetipps

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