Alle Säugetiere – einschließlich der Mensch – verringern automatisch ihre Herzfrequenz, wenn sie mit dem Gesicht unter Wasser tauchen. Doch bei Meeressäugern scheint dies ein bewusst gesteuerter Vorgang zu sein.
Studien mit zahmen Schweinswalen
Im Fjord & Baelt-Zentrum in Kerteminde/Dänemark wurden Studien mit den zwei zahmen Schweinswalen Freja und Sif durchgeführt. Das Forschungsprojekt stand unter der Leitung der Universität Aarhus in Dänemark.
Die Tiere wurden zu einer Station geschickt, an der sie entweder 20 oder 80 Sekunden ausharren mussten – je nach Befehl. Dabei wurden ihre Herzschläge mithilfe von EKG-Elektroden erfasst.
Bei den Messungen kam Folgendes heraus: Bei einem längeren Tauchgang verringerte sich die Herzfrequenz der Tiere um 15 bis 26 Prozent im Vergleich zu einem kürzeren Tauchgang.
Herzfrequenz wird bewusst gesteuert
Bisher wusste man zwar, dass die Herzfrequenz mit der Tauchtiefe und Tauchdauer zusammenhängt. Doch die aktuellen Studien haben die Erkenntnis gebracht, dass Schweinswale (und wahrscheinlich auch andere Waltiere) ihre Herztätigkeit bewusst steuern können. Bei Robben hatte man die bewusste Steuerung der Herzfrequenz bereits vor 40 Jahren entdeckt.
Mit der Senkung der Herzfrequenz verengen sich auch die Blutgefäße. Der Blutdruck wird dadurch aufrechterhalten und nur die am empfindlichsten auf Sauerstoffmangel reagierenden Organe (Gehirn und Herz) werden mit Blutsauerstoff versorgt.
Vermeidung der Taucherkrankheit
Über die kognitive Kontrolle der Herzfrequenz können die Meeressäuger vermutlich auch den Aufbau von potenziell toxischen Stoffen im Gewebe vermeiden. Diese würden sonst die Dekompressionskrankheit verursachen.
Man kennt das (auch Taucherkrankheit genannte) Phänomen von Tauchern, die sich zu schnell an die Wasseroberfläche bewegen.
Bei ihnen bauen sich Stickstoffblasen im Gewebe auf. Und diese Blasen können Schäden ähnlich einem Blutgerinnsel verursachen, wenn sie Kapillaren blockieren.
Blasen in Gelenken oder Muskeln haben massive Schmerzen zur Folge. Schäden im Nervengewebe können sogar zu Lähmungen oder zum Tod führen.
Bei Panik tauchen Wale zu schnell auf
Doch auch dies kann Schweinswalen und anderen Meeressäugern passieren. Nämlich dann wenn sie in Panik geraten. Dann könnten sie die kognitive Kontrolle aufgeben und zu schnell auftauchen. Ein Auslöser für Panik kann zum Beispiel ein lautes unerwartetes Geräusch in der Nähe der Schweinswale sein.
Dieses Schreckverhalten könnte ein Grund für Massenstrandungen von Schnabelwalen und anderen Walen sein, vermutet Paul Jepson vom Institut für Zoologie in London.
(Quelle und weitere Informationen: New Scientist)