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Wie Delfine auf Hurrikans reagieren


Die beiden Hurrikans Irma und Maria haben in der Karibik große Schäden angerichtet. Menschen wurden getötet, Häuser wurden zerstört. Vielerorts ist der Strom komplett ausgefallen.

Düstere Wolken hängen über dem Meer (Foto: S. Gugeler)

Wie gehen eigentlich wilde Tiere – und vor allem Delfine – mit derart verheerenden Naturkatastrophen um?

Forscher haben sich bereits 2005 (als der Hurrikan Katrina über dem Golf von Mexiko wütete) damit beschäftigt, wie Delfine auf Wirbelstürme reagieren bzw. welche Verluste sie erleiden müssen.

Damals wurde ein Drittel der im Golf ansässigen Delfinpopulation ausgelöscht.

Delfine schließen sich mit anderen zusammen

Wie Delfine mit dem Tod ihrer Artgenossen auf lange Sicht umgehen, weiß man nicht, doch man kann davon ausgehen, dass sie traumatisiert sind. Allerdings sind Delfine auch sehr anpassungsfähige Tiere, die sich mit veränderten Lebensbedingungen gut arrangieren können.

So haben Wissenschaftler festgestellt, dass Delfine, die ihre Artgenossen bzw. Jungtiere bei einem Hurrikan verloren hatten, Mitglieder aus anderen Gruppen aufnahmen. In der neuen Population wurde ein Jahr später ein regelrechter Baby-Boom festgestellt.

Außerdem gab es einen für Menschen zwar negativen, aber für Delfine positiven Effekt, da viele Fischerboote vom Sturm zerstört worden waren. Wird weniger Jagd auf Fisch gemacht, haben die Meeressäuger mehr Nahrung zur Verfügung.
(Quellen: Did Hurricane Katrina Cause a Dolphin Baby Boom? und WDC/München)

4 Kommentare

  1. Vielen Dank für eure interessanten Beiträge, Oliver und Norbert!

    geschrieben von Susanne
  2. Das mit dem Abtauchen kann man getrost vergessen. Ein Karibischer Küstentümmler kann zwar bis zu 300 m tief tauchen (wenn er muss), aber nur wenige Minuten. Es dauert aber Stunden bis Tage(!) bis ein Hurrikan über ihn hinweg gezogen ist.
    Außerdem: Nutzt er seine maximale Tauchzeit aus, muss er anschließend mindestens ebenso lange an der Oberfläche bleiben, um sein Hämogobin und Myoglobin wieder „aufzuladen“. In dieser Zeit atmet er genauso häufig wie ein Mensch, der gerade durchs Schwimmbad getaucht ist. Keine gute Ausgangslage, wenn hohe Wellen mit Schaumkronen über das Tier hinwegrollen.

    Das Ausweichen funktioniert ebenfalls nicht. Zum einen leben die karibischen Großen Tümmler überwiegend küstennah in klar abgegrenzten Revieren, und zum zweiten haben sie keinen Wetterbereicht, der sie vorwarnen würde.
    Kommt so ein Hurrikan auf sie zu, ist es schon zu spät: Seitliches Ausweichen würde Schwimmgeschwindigkeiten erfordern, die nicht einmal ein Schnellboot erreicht (ein Delfin schafft max. 50 km/h für ca. 90 sek., dauerhaft sind rund 18 – 20 km/h drin) und in Zugrichtung des Sturms ist meist die Küste im Weg.

    Hohe, brechende Wellen sind auch für Delfine lebensgefährlich, da sie dann bei fast bei jedem Atemzug Wasser ins Blasloch bekommen: Auch wenn’s nur einige größere Tropfen Salzwasser (!) sind, ist der Atemrhythmus schnell dahin (Hustenanfall, Schleimhautreizungen, Schleimbildung), was es noch schwieriger macht, die nächste Welle sauber zu durchtauchen.
    Solch eine Situation tagelang durchzuhalten, schaffen nur gesunde, gut genährte und kräftige Tiere. Auch die Futtersuche dürfte dann mitunter tagelang ausfallen, was zudem zu einer zunehmenden Dehydration führt, da Delfine Salzwasser ebensowenig trinken können, wie Menschen und ihren Wasserbedarf daher ausschließlich aus der Nahrung beziehen (einschließlich metabolisch erzeugtes Wasser aus dem Abbau der Nährstoffe).
    Das kann sogar soweit finden, dass sie Futter, das sie anschließend wieder aufnehmen, nicht mehr verdauen können, da mangels Wasser nicht mehr genug Magensaft gebildet werden kann. Solche Fälle wurden schon wiederholt aufgefunden.

    Die Natur ist grausam – und Delfine sind bei Weitem nicht so perfekt an ihren Lebensraum angepasst, wie es auf den ersten Blick aussehen mag!

    geschrieben von Norbert
    1. Danke für die ausführliche Erklärung – man lernt täglich was dazu.

      geschrieben von Oliver
  3. Seltsam – ich hätte jetzt vermutet, dass die Meeressäuger dem Hurrican einfach ausweichen. Trotz der enormen Windgeschwindigkeiten bewegt sich der Hurrican selbst nur mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 km/h fort; Delfine sind da deutlich flinker. Oder dass die Delfine einige Minuten in tiefere Wasserschichten abtauchen, bis der Sturm vorüber ist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass vor allem für Delfine gefährlich wird, die an den Küsten leben und die dann durch den Sturm in Buchten getrieben werden und von dorrt nicht mehr entkommen können. Hätte aber nicht gedacht, dass die Verluste in der Population so hoch sind

    geschrieben von Oliver

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