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Plötzlicher Tod bei Jungdelfinen


Dörte, Debbie und Dobbie – das sind die jungen Stars im Duisburger Delfinarium. Alle drei Tiere wurden zwischen 2011 und 2016 im Zoo geboren.

Dobbie – hier mit seiner Mutter Pepina – ist bereits über ein Jahr alt. Sein Halbbruder starb leider kurz nach der Geburt.
(Foto: Zoo Duisburg)

Ein kleiner Delfinbulle, der im September 2017 auf die Welt kam, hat es leider nicht geschafft. Er verstarb kurz nach der Geburt. Dieses Schicksal widerfährt leider vielen Delfinen – dabei liegt die Sterbequote sowohl in der Natur als auch im Delfinarium in etwa gleich hoch.

Manchmal kennt man die Ursache nicht

Vor allem das noch nicht ausgereifte Immunsystem macht den kleinen Meeressäugern zu schaffen.

Es kommt aber auch immer wieder vor, dass die Mutter kein Interesse an ihrem Baby zeigt. Bei einem kleinen Orang-Utan greifen in solch einem Fall die Tierpfleger ein und ziehen den Affen von Hand auf. Eine Handaufzucht von Delfinen gelingt oft jedoch nicht, da diese Tiere ihr ganzes Leben im Wasser verbringen.

Dann gibt es noch den gänzlich unerwarteten Tod, der eintrifft, obwohl kurz zuvor durchgeführte Untersuchungen die Gesundheit des Tieres bestätigt hatten.

Dr. Kerstin Ternes – Tierärztin des Duisburger Zoos – steht vor einem Rätsel, warum der am 9. September 2017 geborene Delfinbulle am 17. September 2017 gestorben ist. Bei menschlichen Babys spricht man in so einem Fall von plötzlichem Kindstod.

Da neugeborene Delfine sehr empfindlich sind, zählt man in einem Delfinarium und auch im Freiland (in den wenigen Regionen, wo eine Beobachtung überhaupt möglich ist) einen Delfin erst als überlebend, wenn er das erste Jahr geschafft hat. Übersteht er diese kritische Zeit, hat er meist ein langes Leben vor sich.

Obduktionsbericht

Im Obduktionsbericht der Universität von Liège kann man lesen, dass bei dem toten Delfinbaby kein entzündlicher Prozess festgestellt wurde. Die vergrößerten Lymphknoten sowie die vergrößerte Milz würden zwar auf eine Blutvergiftung schließen lassen, die Untersuchung auf Bakterien verlief jedoch negativ.

Die Obduktionsergebnisse geben zwar keine direkte Antwort darauf, wie es zu dem Tod kommen konnte, letztendlich ist der kleine Delfinbulle wahrscheinlich an einer Lungenstauung und Lungenödemen gestorben.

Im Duisburger Delfinarium schwimmen aktuell sieben Große Tümmler. Fünf davon sind im Zoo geboren.

Lesetipp

Obduktion schließt Blutvergiftung aus

7 Kommentare

  1. Eine Frage an die fleißigen Statistiker(innen) unter euch: Wie errechnet man die durschschnittliche Lebenserwartung von Delfinen? Nimmt man alle lebend geborenen Delfine als Basis, dann drückt die Jungtiersterblichkeit den Schnitt natürlich deutlich nach unten. Mich würde aber interessieren, welche Lebenserwartung ein Delfin hat, wenn er die erste kritische Zeit gemeistert hat. Zudem muss man ja auch bedenken, dass sich ja die durchschnittliche Lebenserwartung von Delfinen in menschlicher Obhut durch verbesserte tierärztliche Methoden in den vergangenen Jahren deutlich immer weiter nach oben verschoben hat. Weil man erst nach dem Tod weiß, wie alt das Tier geworden ist, tauchen ältere Tiere gar nicht in der Statistik auf, weil sie sich wie z.B. der gute Moby hoffentlich noch lange einer guten Gesundheit erfreuen.

    geschrieben von Oliver
  2. Was die jüngsten Todesfälle in Duisburg betrifft, ist es wiedereinmal das undifferenzierte aufzählen, das mich ärgert. Dass sich Haltungsgegner nicht die Mühe machen, ist nichts neues. Aber auch in der reinen faktischen Berichterstattung macht es schon einen großen Unterschied, wenn man einfach nur listet – oder man differenzierte Informationen gibt und – siehe da – auffällt, dass es fast immer Daisys Kälber sind, die nicht durchkommen. In den zehn Jahren, in denen sie am Zuchtgeschehen beteiligt ist, hat sie von vier Kälbern drei verloren. In der gleichen Zeit hat Pepina von vier Kälbern eines verloren und bei Delphi sind alle drei durchgekommen. Dass die Haltung an und für sich die Ursache sein soll, kommt angesichts dieser Tatsachen doch eher unglaubwürdig herüber.

    geschrieben von Dani
    1. Hallo Dani!

      Deine Analyse finde ich treffend, vor allem, da du wie immer eigentlich die verfügbaren Daten aufmerksam anschaust und dann Schlüsse ziehst. Natürlich gibt es mehr und weniger erfolgreiche Tiere in der Zucht. In Daisy’s Fall könnte das tatsächlich so sein. Trotzdem ist selbst ihr Fortpflanzungserfolg immer noch vergleichbar mit dem von wilden Delfinen. Man schätzt z.B. für die Population in Sarasota, dass jedes Weibchen im Durchschnitt 2,2 Jungtiere im Leben durchbringt bis zum Erwachsenenalter, also die Population im Grunde genommen stabil bleibt.

      geschrieben von Benjamin
  3. Herzlichen Dank für eure Ergänzungen, Linda und Norbert!

    geschrieben von Susanne
  4. Hallo Susanne,

    schöner Artikel.
    Als Ergänzung: Auch bei Delfinen gab es bereits Handaufzuchten, u.a. 2013 der Große Tümmler „Magic“ im Brookfield Zoo (siehe https://www.czs.org/magic-update und https://www.youtube.com/watch?v=nFfoIl7C0bo). Auch der Tiergarten Nürnberg hat 2004 versucht, das Jungtier von Nynke als Handaufzucht durchzubringen. Darüber hinaus hat Seaworld Texas (San Antonio) das Orcaweibchen „Halyn“ (geb. 2005) und der Loro Parque die Orcas „Adan“ (geb. 2010) und „Vicky“ (geb. 2012) per Hand aufgezogen.

    Viele Grüße
    Linda

    geschrieben von Linda
    1. Als weitere Beispiele möchte ich die beiden berühmten Delfine vom Clearwater Marine Aquarium nennen, „Winter“ und „Hope“, die als kleine, wenige Wochen junge Delfinkälbchen gerettet und über viele Wochen und Monate per Fläschchen aufgepäppelt wurden.

      geschrieben von Oliver
  5. Dass die Sterberate in der Natur und in Delfinarien gleich hoch liegt, dürfte so nicht stimmen. Aus den EAAM-Symposien weiß ich, dass etliche Tiere in Delfinarien gerettet werden können, die in freier Wildbahn keine Chance hätten. Das fängt mit der Kontrolle pathogener Keime an, und geht bis zur Aufzucht per Flasche oder mit Amme.

    Von daher ist die Jungtiersterblichkeit in Delfinairen deutlich geringer, als in freier Wildbahn.

    Richtig ist allerdings auch, dass in freier Wildbahn nur ein geringer Teil der verstorbenen Jungtiere überhaupt registriert/beobachtet wird.

    geschrieben von Norbert

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