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Studie zum Delfin-Wohlbefinden


Zoos und Aquarien optimieren ständig die Haltungsbedingungen ihrer Tiere, um ihnen höchste Tierschutzstandards bieten zu können.

Großer Tümmler in der Nürnberger Delfin-Lagune
(Foto: Susanne Gugeler)

Verhaltensbeobachtungen

Wie der Wohlfühlzustand eines Tieres oder einer Tiergruppe genau beurteilt werden kann, wird derzeit diskutiert und es sind neue Ansätze notwendig, um Veränderungen des Wohlergehens zuverlässig zu bewerten.

Eine besondere Methode, die leicht anwendbar ist, sind Verhaltensbeobachtungen.

Der Biologe Tim Hüttner, der im Nürnberger Tiergarten tätig ist, hat – zusammen mit Kolleginnen und Kollegen – eine wissenschaftliche Arbeit zum delfinischen Wohlbefinden verfasst.

Ich möchte hier die Verhaltensstudie kurz zusammenfassen.

Beobachtung über fünf Jahre

Tim Hüttner analysierte das Verhalten einer Gruppe von elf Großen Tümmlern für neun verschiedene Beobachtungszeiträume über fünf Jahre.

Fazit: Verhaltensbeobachtungen sind wesentliche Indikatoren für das Wohlergehen und können – wenn sie mit anderen Maßnahmen wie der Bewertung der Trainingsleistung ergänzt werden – dem Zoopersonal wichtige Informationen über den Zustand des Wohlergehens jedes Einzelnen liefern.

Natürlich müssen in die Beurteilung des Tierwohls auch andere Maßnahmen wie Tierpfleger- oder Gesundheitsbewertungen mit einfließen.

Beeinflusst wird die Aktivität der Delfine außerdem durch individuelle Faktoren wie ihr Alter oder externe Faktoren wie die Gruppenzusammensetzung.

Bauarbeiten im Nürnberger Tiergarten

Für mehrere Zeiträume fanden im Nürnberger Tiergarten einige außergewöhnliche Ereignisse statt, wie zum Beispiel Bauarbeiten.

Tim Hüttner konnte während der Bauarbeiten Folgendes beobachten: Die Delfine schwammen schneller und spielten weniger. Auch zeigten sie weniger Aktivitäten bei den täglichen Trainingseinheiten.

Studienparameter

Für die Studie wurden elf Atlantische Große Tümmler (Tursiops truncatus) beobachtet, die zusammen mit einer Gruppe kalifornischer Seelöwen (Zalophus californianus) im Tiergarten Nürnberg, Deutschland, gehalten wurden.

Das Gehege bestand aus sechs Außenpools unterschiedlicher Größe und Tiefe (Delfin-Lagune genannt) und einem Innenbereich (Indoor-Delfinarium) mit einer Gesamtwasserfläche von ca. 1.900 Quadratmetern.

Normalerweise hatten die Delfine während der Beobachtungen Zugang zu allen Becken. Lediglich in den kalten Wintermonaten (Anfang Dezember bis Ende März) hatten die Tiere nur zu einem Teil der Freibäder Zugang.

Sank die Lufttemperatur unter 0 °C, wurden die Delfine im Indoor-Delfinarium und zwei angrenzenden Außenpools gehalten, die mit einer Traglufthalle abgedeckt wurden, um eine klimatisierte Umgebung zu schaffen.

Studienteilnehmer

Folgende Tiere hatten an der Studie teilgenommen:
Anke (weiblich, wahrscheinlich 1983 geboren, gestorben am 26. April 2020)
Arnie (männlich, geboren am 18. Juni 2000, seit November 2016 in einem anderen Delfinarium)
Dolly (weiblich, geboren am 4. August 2007; Halbschwester von Donna)
Donna (weiblich, geboren am 17. September 2007; Halbschwester von Dolly)
Jenny (weiblich, wahrscheinlich 1987 geboren)
Kai (männlich, geboren am 21. August 2010; seit November 2016 in einem anderen Delfinarium)
Moby (männlich, wahrscheinlich 1960 geboren, gestorben am 16. September 2018)
Nami (weiblich, geboren am 31. Oktober 2014; Kalb von Sunny)
Noah (männlich, geboren am 16. November 1993; seit November 2016 in einem anderen Delfinarium)
Nynke (weiblich, wahrscheinlich 1983 geboren)
Sunny (weiblich, geboren am 16. Mai 1999; Mutter von Nami)

Zur Studie geht es hier.

Lesetipps

* Forschungsprojekte in Nürnberg
* Forschung im Nürnberger Tiergarten

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