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Weitere Delfin-Todfunde im Golf von Mexiko


Dank BP war Whale-Watching noch nie so einfach … So lautet sinngemäß die überschrift eines Artikels im „Camp Liberty’s Freedom Blog“. Dahinter steckt nicht etwa eine neue Geschäftsidee, sondern eine bittere Realität. Im Januar und Februar diesen Jahres wurden an den Küsten des Golfs von Mexiko extrem viele tote Delfine (darunter ein Großteil an neugeborenen Tieren) gefunden (siehe dazu auch den MA-Bericht vom 23. Februar).

Am 26. Februar wurden in Alabama und Mississippi sechs weitere Delfin-Kadaver (von einem erwachsenen und fünf neugeborenen Tieren) gefunden. Damit ist die Zahl der toten Delfine, die seit Januar 2011 in dieser Region angeschwemmt wurden, auf 44 gestiegen. 36 davon waren Babys. So lautet der Befund des „Institute for Marine Mammal Studies“ in Gulfport.

Im Gebiet zwischen Apalachicola, Fla. und Texas/Louisiana wurden sogar 77 tote Delfine gemeldet. üblich seien drei tote Tiere im gleichen Zeitraum. Das zeigen jedenfalls die Aufzeichnungen zwischen den Jahren 2002 und 2007. Man muss jedoch davon ausgehen, dass viele verendete Delfine wahrscheinlich gar nicht bis an die Küste getrieben wurden, sondern bereits im Meer versunken sind und somit nicht gezählt werden konnten.

Tier- und Umweltschützer machen den ölkonzern BP verantwortlich für den Tod der Delfine. Zur Erinnerung: Vor fast genau einem Jahr explodierte im Golf von Mexiko die Ölplattform „Deep Horizon“. Sie sank anschließend, und es strömten zwischen 500.000 und 1 Million Tonnen öl ins Meer. Da die toten Delfine aus der ersten Geburtssaison nach dem Unglück stammen, liegt es natürlich nahe, hier einen Zusammenhang zu sehen.

Der Tierarzt Jerry Saliki ist Wissenschaftler an der Universität von Georgia. Er hat eine andere Vermutung, was die Ursache für das Massensterben der Delfine angeht. Und zwar meint er, dass die Tiere am Morbillivirus erkrankt seien. Die Untersuchungen dauern jedoch noch an.

Das Morbillivirus gehört zur gleichen Virenfamilie, die beim Menschen Masern und beim Hund Staupe auslöst. Seit den 1980er-Jahren breitet sich das Virus immer wieder epidemieartig unter den Meeressäugern (Walen, Delfinen, Robben) aus. Und das nicht nur in der Golf-Gegend, sondern auf der ganzen Welt.

„Ein Massensterben tritt nur in einer Bevölkerung auf, die immunologisch geschwächt ist. Sobald die Virus-Krankheit ausbricht, bilden starke Tiere Antikörper, die sie vor dem tödlichen Virus schützen. Deshalb gibt es auch nicht jedes Jahr ein Massensterben“, erklärt Saliki. Da die Delfine im Durchschnitt etwa 20 Jahre leben, so Saliki, ist es möglich, dass es viele Delfine in der Golfregion gibt, die noch nie dem Morbillivirus ausgesetzt waren und die es nun getroffen hat. Bei kranken Tieren kommen eher Früh- und Fehlgeburten vor als bei gesunden Tieren. Das könnte die hohe Sterblichkeitsrate unter den Frühgeborenen und Neugeborenen erklären, so Saliki weiter. Auch wenn 77 tote Tiere sehr viel seien, so wäre diese Zahl im Vergleich zur Größe der Population, die im Golf von Mexiko auf 45.000 geschätzt wird, nicht zu hoch.
(Zahlenwerte und Zitate von Saliki aus: blog.al.com)

Dass das Virus ausgerechnet jetzt ausgebrochen sein und nichts mit der Ölkatastrophe zu tun haben soll, ist jedoch eher fragwürdig, finde ich. Vielleicht sollte man mal den BP-Konzern zum Whale-Watching nach Alabama oder Mississippi einladen, bevor die nächste Ölplattform leckschlägt …

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