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Er wollte doch nur spielen


Wie oft schon wurde dieser Satz bemüht, wenn Hundehalter aggressive Attacken ihres Vierbeiners gegen Mensch und Tier rechtfertigen wollten. Weltweit gibt es viele Opfer zu beklagen, die vom „besten Freund des Menschen“ angegriffen wurden und zu Tode gekommen sind.


Ein Orca ist und bleibt ein Raubtier.
(Foto:Rüdiger Hengl)

Ein Hund ist keineswegs mit einem Orca (Schwertwal) zu vergleichen, handelt es sich bei der Spezies Hund immerhin um ein domestiziertes Tier. Doch beides sind und bleiben Raubtiere.

Der 30 Jahre alte Orca Tilikum (was übersetzt so viel wie „Freund“ heißt) hat vorgestern seine Trainerin Dawn Brancheau vor den Augen der Zuschauer im „Sea World“ in Orlando (Florida) getötet.

Die erfahrene Trainerin streichelte den Meeresriesen, als dieser plötzlich ihren Arm packte. Das folgende Drama schildern mehrere Augenzeugen der örtlichen Zeitung „Orlando Sentinel“ folgendermaßen: „Der Wal sprang hoch, packte die Trainerin am Arm, wirbelte sie wie eine Puppe herum, zog sie unter Wasser und tauchte erst am andern Ende des Beckens wieder auf“, berichtet einer der Besucher. Ein anderer Tourist aus Brasilien und seine Freundin sehen hinter Unterwasser-Glas Bilder, die sie nie vergessen werden. „Die Frau hing zwischen den gewaltigen Zähnen des Wals, ihr Gesicht war blutig. Das Ganze zu sehen, war nur schwer erträglich“, sagt der 28-jährige Lucio Sobrinho. Viele Besucher erleben die grauenvollen Szenen, während sie sich an einem Buffet stärken.

Obwohl Mitarbeiter von Sea World Tilikum einfingen und die Trainerin zu retten versuchten, kam für Dawn jede Hilfe zu spät. Sie war ertrunken.

Tilikum war bereits in zwei weitere Todesfälle verwickelt. Aber auch in anderen Vergnügungsparks gab es schon Todesopfer zu beklagen. So ist am Vormittag des vergangenen Heiligen Abends ein Orca-Trainer des Loro Parque/Teneriffa während einer Dressursequenz ums Leben gekommen.

Gab es Anzeichen für das sich anbahnende Unglück? Minuten vor dem Tod der Dompteurin hatten Besucher bemerkt, dass sich Tilikum und andere Wale ungewöhnlich verhielten. „Sie folgten den Kommandos nicht und spielten lieber miteinander“, beobachete Brad Sultan. Ein Verhalten, das für Wal-Experten nicht ungewöhnlich ist.

Wollte „Tilly“ – wie der Wal liebevoll genannt wurde – seine ihm lang vertraute Trainerin einfach in sein Spiel mit einbeziehen? Auch wenn die 40-jährige Dompteurin ihr Leben lassen musste, so ist dem „Killerwal“ (so werden Orcas gern genannt, da einige Tiere sich auf den Fang von Meeressäugern und Vögeln spezialisiert haben) keine „Mordabsicht“ zu unterstellen. Raubtiere – ob an Land oder im Meer – domestiziert oder nicht, bleiben eben Raubtiere …
(Quelle: Südkurier)

8 Kommentare

  1. Danke für die zusätzlichen Informationen. Gut, dass sie ihn nicht separieren wollen.

    Das Zitat über das Verhalten von Hühnern und Nagern im Zimmer ist aber nicht so passend. Fluchttiere, die einen Unterschlupf als Zufluchtsort zum übeleben brauchen, kann man kaum mit dem Raubtier Orca, der in freier Natur keine natürlichen Feinde hat, vergleichen. Die Bedürfnisse dieser völlig verschiedlichen, praktisch entgegengensetzten Spezies, sind in keinster Weise miteinander kompatibel.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Grundbedürfnis eines Orcas nicht ein Unterschlupf ist sondern vielmehr kilometerweites Schwimmen, Tauchen bis in Tiefen von 350 m und somit eine praktisch unendliche Bewegungsfreiheit ist.

    geschrieben von Doris
    1. Du hast vollkommen Recht, Doris, dass Schwertwale nicht mit Hühnern oder Nagern vergleichbar sind. In dem Zitat ging es jedoch vornehmlich darum, dass Tiere (egal welche) so "gepolt" sind, dass sie keine "Spaziergänge" unternehmen wollen, um an ihre Nahrung zu gelangen und dass sie sich dort sicher fühlen, wo es Nahrung gibt. Sie haben einfach nicht das Freiheitsgefühl wie wir Menschen. Bei uns kommen die Gedanken von grenzenloser Freiheit gerne dann auf, wenn wir auf einem Whale-Watching-Boot stehen und in die unendliche Ferne schauen. Und das Ganze aus einer Urlaubssituation heraus. Automatisch projizieren wir derartige Gedanken auf die Meeressäuger, die dort zu Hause sind, wo wir uns "hinträumen".

      Zu bedenken sollte aber geben, dass Große Tümmler beispielsweise in Kroatien oder auf Sardinien nicht aus "Jux und Dollerei" zig 100 Kilometer weit schwimmen, um ihre grenzenlose Bewegungsfreiheit zu genießen, sondern sich ganz in der Nähe der Fischfarmen aufhalten, da sie dort quasi ein gedeckter Tisch erwartet. Auch der Orca Keiko aus "Free Willy" blieb immer in der (sicheren) Nähe der Menschen, obwohl ihm der Ozean offen stand …

      Ganz interessant finde ich übrigens den Diskussionsbeitrag von Petra Deimer, der Gründerin der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V., die im Hamburger Abendblatt Folgendes zum Thema sagte: "Dass das Tier die Dompteurin auf einer Plattform angriff, ist Jagdverhalten. Die Orcas holen sich oft Robben vom Land, um sie zu töten." In diesem Fall geht Deimer allerdings nicht davon aus, dass Tilikum seine Trainerin töten wollte. Die Tiere seien viel zu intelligent, sie wüssten, dass sie ihren Pflegern nichts tun sollen. Vielmehr vermutet die Biologin, dass der Wal Brancheau für irgendetwas bestrafen wollte. "Er hat das mit Absicht gemacht, dieses bestrafende Verhalten zeigen die Wale in der Natur auch bei ihren Kälbern." Allerdings hätten die Wale eben keine Mimik, der man ärger oder Aggression ansehen könne. Die Expertin nimmt daher den SeaWorld-Park in Schutz: "Ich habe schon viele dieser Parks gesehen und die sind, soweit ich das beurteilen kann, vorbildlich."

      Auch ich habe schon gelesen, dass Delfinmütter ihre Babys bestrafen, indem sie die Kleinen auf den Meeresboden drücken. Schon manches Neugeborene kam bei einer derartigen Aktion um, wenn die Mutter noch sehr unerfahren war. Delfine "tunken" sich außerdem im wilden Spiel gegenseitig. Das machen sogar wild lebende Delfine mit Schwimmern (siehe Moko aus Neuseeland, der sogar Badegäste nicht mehr an Land ließ).

      geschrieben von Susanne
  2. Habe absolut die gleiche Meinung wie Doris!

    Und:

    Die Menschen sind es Schuld: all die Besucher in den Delfin- und Walgefängnissen, die Betreiber und das gesamte Personal dort!!!!

    Aber jeder kann was tun: sachliche Aufklärung im nächsten Umfeld mit dem Ziel: "Es gibt noch Delfinarien etc.! Aber niemand geht hin …. !!!!" KEine neuen Wildfänge – keine unzähligen Delfine, die weil aussortiert dann getötet werden !!!!

    Reichlich Infos gibt es dazu z.B. auf den Seiten der WDCS.

    Wer Delfine und Wale, auch Orcas beobachten möchte, kann das sogar in Europa mit sanften Whale-Watching-Angeboten tun. Wie hier schon mehrfach erwähnt und von mir selbst erfahren im Atlantik auf den Azoren und in Tarifa. In der Meerenge zwischen Tarifa und Marokko halten sich im Juli und August Orcagruppen auf. Ich habe 3 sanfte Whale-Watchingtouren in dieses Gebiet mitgemacht und jedesmal Orcas erlebt, auch in der Nähe des Bootes außerdem Pottwale. Und auf den Azoren habe ich mittlerweise 13 Spezies erleben dürfen, traumhaft schön, diese wunderbaren Tiere in ihrem Lebensraum fast hautnah erleben zu dürfen.

    geschrieben von Sabine
    1. Hallo Sabine,
      du hast vollkommen Recht mit deiner Forderung, dass es keine neuen Wildfänge mehr geben darf und dass vor allem das Delfin-Gemetzel in Japan aufhören muss. Dort werden alljährlich mehrere Tausend Große Tümmler, Streifendelfine, Grindwale, Rundkopfdelfine, Fleckendelfine und andere Arten auf niederträchtigste Weise abgeschlachtet. Und das alles "aus Tradition" sowie aus "Nahrungskonkurrenz", wie die japanischen Fischer ihr schändliches Tun zu rechtfertigen versuchen. Einige wenige Tiere kommen zwar mit dem Leben davon, werden aber in Vergnügungsparks auf der ganzen Welt (vornehmlich im asiatischen Raum) verkauft, wo sie oft wegen sehr schlechter Haltungsbedingungen sterben – wie vor ein paar Tagen erst im türkischen Delfinpark bei Alanya geschehen.
      Wild lebende Orcas habe ich übrigens auch schon beobachtet. Dieses tolle Erlebnis in Vancouver Island werde ich nie wieder vergessen. Es fand eine regelrechte Orca-Party statt. Mehr dazu unter "Wale – so weit das Auge reicht".

      geschrieben von Susanne
  3. Tilikum war nach den vergangenen, tödlichen Attacken bereits zu Einzelhaft verdonnert und kein Trainer durfte zu ihm ins Wasser. Tilikum ist der (? ein) Zuchtbulle von Sea World und durfte ausser als Samenspender zu dienen lediglich mal ein paar Besucher nass spritzen, das wars.

    Hab in diesem Zusammenhang noch ein recht aufschlussreiches Video gefunden

    geschrieben von Tom
  4. Wer weiß, wie diese Tiere in freier Natur leben und dann die Situation in Gefangenschaft vergleicht, braucht sich über solche "Zwischenfälle" nicht zu wundern. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Ob es ein Spieltrieb, eine Art Durchdrehen oder böse Absicht war, spielt keine Rolle.

    Aus Profitgründen werden die Tiere gequält und das Risiko wird eingangen, dass so etwas Schreckliches passiert. Für alle Beteiligten ist es furchtbar, für die Trainerin natürlich, aber auch für die Augenzeugen und natürlich auch für den Wal, der wahrscheinlich jetzt in ein noch kleineres Becken eingesperrt, bzw.von den Artgenossen weggesperrt wird. Ob es für den Betreiber tatsächlich ein Nachteil ist, sollte man noch dahingestellt lassen. Ist der Reiz, genau diese Art "Killer" unter der Kontrolle der Menschen zu sehen nicht auch noch eine gute PR-Maßnahme? The show must go on, Hauptsache, die Kasse klingelt.

    geschrieben von Doris
    1. Ich glaube nicht, dass das Verhalten des Orcas unbedingt etwas mit "in freier Natur leben oder nicht" zu tun hat. Dazu gibt es interessante überlegungen in Welt.online.
      Zitat: "Wenn sich Affen langweilen würden, wären sie Menschen, sagte der französische Philosoph Voltaire. Zwar ohne ausgewiesene Expertise, doch liegt er damit nicht sehr weit entfernt von den meisten Zoologen, die ebenfalls davon ausgehen, dass die Evolution die Tiere in erster Linie darauf programmierte, Energie zu sparen, sich ohne großen Aufwand Futter beschaffen zu können und vor allem: sich am sicheren Orte aufzuhalten. Sinnlose Spaziergänge sind, sofern das Futter angeliefert wird, ihre Sache nicht, sie kosten Kraft und bergen Gefahren, wie man auch außerhalb des Zoos beobachten kann. Freilandhühner ziehen den Aufenthalt im Stall vor, und die kleinen Nager im Kinderzimmer wissen die Geborgenheit des Käfigs auch bei offenen Klappen zu schätzen. Tiere im Zoo haben eine erheblich längere Lebenserwartung als ihre Artgenossen in Freiheit, dies gilt weitgehend auch für Meeressäuger."

      Doris, zu deinen Bedenken, dass Tilikum nun von seinen Artgenossen getrennt wird, habe ich Folgendes gelesen: "Tilikum bleibt bei uns. Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen und im künftigen Umgang mit ihm sehr vorsichtig sein, aber wir werden ihn nicht von seiner Familie trennen", sagte der für die Wal-Shows zuständige SeaWorld-Manager Chuck Tompkins. Er betonte, der Orca sei an das Leben mit seinen sieben Artgenossen gewöhnt. Ob er auch wieder an Shows teilnehmen wird, ließ Tompkins offen. (Quelle: berlin.online)

      geschrieben von Susanne
  5. Den Artickel hab ich gerade noch bei GMX gelsesen.

    Vielleicht wollte Tilly wirklich keine Kunststücke aufführen und wurde ja dann doch dazu gezwungen.

    Weiß net aber wenn das dort so zugeht, muss ja einer der Orcas irgentwann durchdrehen.

    geschrieben von Martin

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