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Ortmüller poltert wieder los


Schön im Wechsel „beglückt“ Jürgen Ortmüller vom WDSF (Wal- und Delfinschutz-Forum) einmal Duisburg, das andere Mal Nürnberg mit wortgewaltigen Angriffen.

Delfin-Lagune Nürnberg (Foto: Frank Blache)

Allwissend

Nun ist also wieder die Delfin-Lagune in Nürnberg dran. Er fühle sich an eine Intensivstation erinnert, „blökt“ Ortmüller im Presseportal. Er hat sich offenbar Einblick in die medizinischen Akten des Nürnberger Tiergartens verschafft und ist jetzt – wie bereits in früheren Fällen – „allwissend“. Die Behandlung auf einer Intensivstation mit der gelegentlichen Gabe von Medikamenten zu vergleichen, kann sich nur ein „Genie der Übertreibungen und Fehleinschätzungen“ leisten.

Zwar kokettiert Ortmüller damit, einer Biologin Einsicht in die Unterlagen gewährt zu haben, doch ob diese den Überblick über Interna eines Tierparkbetriebes hat, wage ich zu bezweifeln – schließlich habe ich auch Biologie studiert … Zwischen einem nicht spezialisierten Biologen und einem in einem Zoo arbeitenden Tiermediziner ist eine große „Wissensuntiefe“ zu überbrücken.

In die falsche Richtung

Jürgen Ortmüller jedenfalls spreche ich die Fähigkeit ab, diesbezüglich eine Einschätzung vornehmen zu können. Schließlich vertut er sich bereits bei weit weniger komplizierten Sachverhalten.

So versichert er seiner Spenden- und Facebook-Gemeinde, dass er sich um den Verbleib aller Delfine kümmern würde, falls die Delfinarien in Deutschland schließen würden. In einem Presseartikel machte er dem Allwetterzoo in Münster das „Angebot“, die vier in Münster lebenden Delfine auswildern zu wollen (siehe auch Beitrag Ortmüllers Angebot geplatzt). Er „vergaß“ dabei, dass die vier Delfin-Bullen allesamt in einem Delfinarium geboren wurden und dass eine Auswilderung deshalb gar nicht möglich ist. Letzteres hat Ortmüller inzwischen selbst eingeräumt.

Dann macht Ortmüller seiner „Anhängerschaft“ weis: „Selbstverständlich hoffen wir als WDSF für eine angenehme Unterbringung der Delfine – das kontrollieren wir. Ein Münsteraner Delfin wurde bereits in das Freiluftgehege in Harderwijk/Holland transferiert.“ (So lautet sein Kommentar unter einem am 10. Juli 2012 in der WAZ erschienenen Artikel) Wie will Herr Ortmüller kontrollieren, ob es den Delfinen gut geht? Schließlich würde er doch glatt in die falsche Richtung fahren. Kite wurde nämlich Ende März 2012 nicht nach Harderwijk, sondern nach Frankreich (Park Sauvage) gebracht …

Anzeige abgewiesen

Ich appellierte an alle Spendenwilligen und Unterstützer Ortmüllers: Seht diesem Mann genau auf die Finger, was er mit eurem Geld macht. So versickern zum Beispiel etliche Euros im Sand, wenn – mal wieder – eine Anzeige des „streitfreudigen“ Ortmüllers „als strafrechtlich nicht relevant“ abgewiesen wird – wie zuletzt in Nürnberg geschehen.

Sich mit populistischen Äußerungen gegen ein deutsches Delfinarium zu profilieren, hat mit Delfinschutz nicht die Bohne zu tun. Ich lasse mich gerne berichtigen, falls mir ein Leser glaubhaft versichern und beweisen kann, dass Ortmüller durch seine reißerischen und um Aufmerksamkeit buhlenden Pressemitteilungen seit Bestehen des WDSF einen einzigen Delfin gerettet hat.

Andere Tierschutzgesetze im Ausland

Das Gegenteil ist der Fall: Bei Schließung der deutschen Delfinarien würden die Tiere aus ihrem Gruppenverband gerissen (wie jetzt bereits mit Kite geschehen, siehe oben), in einem stressigen Transport umgesiedelt und eventuell in eine Einrichtung gebracht werden, in der Tierschutz einen geringeren Stellenwert hat als in Deutschland.

Auf solche Aktionen, Jürgen Ortmüller, kann ich verzichten!

7 Kommentare

  1. Vielleicht sollte man auch mal auf die Rechtsform des WDSF hinweisen: Es handelt sich um eine sogenannte gUG – also eine als gemeinnützig eingestufte Unternehmergesellschaft mit beschränkter Haftung – und ohne jedes Stammkapital.
    In einem solchen Konstrukt kann eine gelernter Steuerberater schalten und walten, wie er möchte, ohne irgend jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Allenfalls das Finanzamt überprüft die Einhaltung der *formellen* Regeln (kein ausgewiesener Gewinn) der Gemeinnützigkeit.
    Allerdings muss man dazu wissen, dass auch eine gUG selbstverständlich Gehälter, (Beratungs-)Honorare usw. zahlen darf, ebenso natürlich Mieten, Leasingraten usw. Und natürlich dürfen diese auch an den Geschäftsführer (und einzigen Mitarbeiter) Herrn Ortmüller fließen.

    Kurzum: Als gelernter Steuerberater hat er genau die richtige Rechtsform gewählt, um die Spendengelder rechtlich einwandfrei auf das richtige Konto zu bugsieren, ohne dafür öffentlich Rechenschaft ablegen zu müssen.

    Und so gibt es bis heute keine einzige Veröffentlichung, in denen Herr Ortmüller Einnahmen und Mittelverwendung auch nur ansatzweise nachvollziehbar offenlegt.

    geschrieben von Norbert
    1. Norbert,

      dass das WDSF kein Stammkapital hat, ist nicht richtig. Das Stammkapital der gemeinnützigen UG beträgt 1000 €,

      In der anderen Sache aber hast recht, das Finanzamt prüft nur die formalen Kriterien.

      Wer aber prüft, ob die Voraussetzungen, welche damals zur Erteilung der Gemeinnützigkeit führten, heute auch noch gegeben sind?
      Immerhin kann ich beim WDSF die in § 52 der Abgabenverordnung genannten Kriterien, nach denen eine Organisation dann gemeinnützige Zwecke verfolgt, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet sei, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern, gar nirgendwo erkennen.

      geschrieben von Rüdiger
      1. Alles unter 25.000 Euro ist für eine Gewerbeunternehmen "kein Stammkapital", sondern ein schlechter Witz. Deswegen werden UGs von seriösen Unternehmen zumeist auch nur per Vorkasse beliefert.

        Die §52 Abgabenverordnung ist so wachsweich formuliert, dass da fast alles drunter passt: Von der Rennschneckenzucht über Briefmarkensammler bis hin zu selbstverliebten Delfinarienhassern.
        Da wird man denen wohl kaum beikommen, zumal Ortmüllers Aussagen ja offenbar selbst beim WDR ein größeres Gewicht haben, als alle anerkannten Meeresbiologen zusammen. Wenn ich den letzten Bericht sehe, krieg ich einen heftigen Würgereiz:

        Die einzige Möglichkeit, Ortmüller einzubremsen, ist eine professionelle Pressearbeit der Delfinarien unter Einbeziehung ihrer Unterstützer und Ausnutzung der rechtlichen Möglichkeiten … *seufz*
        Falls jemand sowas bemerken sollte, bitte Mitteilung an mich!

        geschrieben von Norbert
  2. Wie kommt es aber dann das auf dieser Seite verlinkte WDCS
    zu ähnlichen Schlüssen kommt wie Herr Orthmüller? Ich möchte keinen in Schutz
    nehmen, aber man sollte auch sachlich bleiben. Am 26. Mai 2011 entschied der
    Bayerische Verwaltungsgerichtshof, dass Vertreter der WDCS vollständigen Zugang
    zu Informationen, die die Delfinhaltung im Tiergarten Nürnberg betreffen,
    erhalten sollen. Also hat sich Herr Orthmüller nicht irgendwie Akteneinsicht
    verschafft.

    http://www.wdcs-de.org/news.php?select=1300

    geschrieben von Andreas Bode
    1. Die WDCS zeigt sich "frustriert" darüber, dass sich Ortmüller mit der Akteneinsicht, die seinerzeit von der Organisation erstritten wurde, profiliert. Siehe dazu auch https://www.facebook.com/pages/Meeresakrobaten/13
      Ortmüller hat sich hier mal wieder an von anderen erarbeitete Infos angehängt und "sein Ding" draus gemacht – wie schon so oft.

      geschrieben von Susanne
    2. Die Tatsache, dass er Akteneinsicht bekommen, hat nichts damit zu tun, ob und wie seriös er ist, sondern schlicht damit, dass es das Informationsfreiheitsgesetz gibt, der TGN eine öffentliche Institution ist und die Daten rund um die Delfinhaltung kein besonderes Schutzbedürfnis (öffentliche Sicherheit, personenbezogene Daten etc.) aufweisen – und damit auf Anforderung jedem interessierten Bürger zugänglich zu machen sind.

      Über den durch und durch unprofessionellen Umgang des TGN mit diesem Vorgang brauchen wir wohl kaum zu reden.
      Wenn es eine goldene Himbeere für schlechte Pressearbeit gibt, haben die die Platin-Ausführung mit Diamantbesatz verdient.

      geschrieben von Norbert
  3. sehr sehr guter artikel. die ansicht gefällt mir.
    zeigt doch schon, wenn er ein an der fluke festhalten als brutal und tierquälerisch bezeichnet, wo andere tiere mit dem selben körperteil ihre feinde umhauen :( so ein schrott, niemals nur eine meinung hören.
    orthmüller, auch tim zimmermann und andere seiten sind gegen delfinarien. http://theorcaproject.wordpress.com/
    für ist auch nicht immer richtig, aber man muß in einzelfällen untercheiden und nicht einfach alle über einen kamm scheren.

    ich konnte duisburgs und münsters haltungen backstage beobachten und ich würde mich eindeutig für münster entscheiden
    kleine becken schön und gut, aber die tiere haben was von ihren pflegern, werden auch liebkost und geknuddelt und die regeln sind nicht so streng.
    klar sind delfine empfindlich, aber dennoch robust genug, dass man sie nicht wie rohe eier behandeln muss.

    geschrieben von alex

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