Delfine gelten als Meisterschwimmer.
Doch Forscher haben herausgefunden, dass die sich im Laufe der Evolution aus Landtieren entwickelten Meeressäuger gar nicht so gut an das Wasser angepasst sind, wie man vermutet. So wurden bei Großen Tümmlern (und Weddellrobben) Herzrhythmusstörungen festgestellt, wenn die Tiere in große Tiefen abtauchten.
Widersprüchliche Befehle ans Herz
Bei den Lungenatmern, zu denen die Delfine ja gehören, sinkt die Herzfrequenz beim Tieftauchen. Gerade mal vier bis zehn Schläge pro Minute werden registriert. An der Wasseroberfläche ist die Herzfrequenz rund zehnmal höher.
Doch die Ruhephase hört schlagartig auf, wenn Delfine (oder Robben) jagen. Um ein Beutetier zu erwischen, ist ein enormer Energieaufwand nötig.
Wenn Meeressäuger in großer Tiefe jagen, erhält das Herz unterschiedliche Befehle. Einerseits ist es auf Energiesparmodus eingestellt, doch die Jagd stimuliert das Herz, schneller zu schlagen. Diese ambivalenten Botschaften bleiben nicht ohne Folgen. Bei 70 Prozent der untersuchten Tiere wurden Herzrhythmusstörungen festgestellt.
„Je mehr sich diese Tiere bewegen und je tiefer sie eintauchen, desto instabiler wird das Herz“, stellt Dr. Terrie Williams vom UC Santa Cruz’s Long Marine Laboratory fest. Die Professorin für Ökologie und Evolutionsbiologie leitet die Studie zur Herzfrequenz von Meeressäugern. „Es war erstaunlich, wie die Herzfrequenz sich innerhalb kurzer Zeit änderte: Einmal schlug das Herz ganz langsam, dann registrierten wir ein Herzrasen. Das ging so immer hin und her.“
Das Delfin-Herz funktioniert wie das von Landtieren
„Diese Tiere hatten sich vor 50 Millionen Jahren aus Landtieren entwickelt“, erinnert uns Williams. „Wir haben erkannt, dass ihre Herzen immer noch so funktionieren wie die bei Landtieren. Es gibt lediglich Überlagerungen eines maritimen Herzens.“
Williams und ihr Team fanden heraus, dass Delfine und Weddellrobben es offenbar vermeiden, allzu viel Energie beim Jagen zu vergeuden. Deshalb gleiten Weddellrobben im Wasser und machen nur kurze Verfolgungsjagden.
Mensch-gemachte Stressfaktoren können tödlich sein
Delfine und Weddellrobben kommen offenbar mit der unterschiedlichen Herztätigkeit ganz gut zurecht. Doch man muss sich überlegen, was passiert, wenn nun auch noch der Mensch eingreift und die Tiere stört – zum Beispiel durch Schiffslärm oder den Einsatz von Sonar. Die Tiere flüchten dann und brauchen noch mehr Energie als zum Jagen.
„Wenn ein Delfin an die Wasseroberfläche schießt, weil er aus Angst flüchtet, setzen Herzrhythmusstörungen ein“, gibt Williams zu bedenken.
Derartige durch Stress verursachte physische Störungen kennen wir auch beim Menschen. So ist der gefährlichste Teil beim Triathlon derjenige, bei dem die Sportler schwimmen müssen.
In einer Studie von 2010 wurde festgestellt, dass von 14 Sportlern, die zwischen 2006 und 2008 bei einem Triathlon starben, 13 im Wasser umkamen. Bei etwa der Hälfte der Todesfälle wurden bei der Obduktion kleine Herzfehler festgestellt.
Terrie Williams ist überzeugt, dass die Kombination Stress und kaltes Wasser den Tod der Sportler verursachte.
(Quelle: Santa Cruz Sentinel Science)