Das ist zumindest die Meinung der Meeresakrobaten.
Hintergrund: Die stets provozierende und meiner Ansicht nach abstruse Schein-Vorschläge unterbreitende Tierrechtsorganisation PETA fordert den Nürnberger Tiergarten auf, seine Großen Tümmler abzugeben (wohin genau wird nicht kommuniziert) und dafür Roboter-Delfine schwimmen zu lassen.
Geld sinnvoller verwenden
Ein derartiger in den USA entwickelter Delfin-Ersatz kostet mindestens eine Million Euro. Sollte PETA da nicht eher diesen Beitrag für den Schutz wild lebender Delfine einsetzen, als die Menschen dazu zu verführen, sich nur noch mit unbelebten Automaten auseinanderzusetzen?
Im Nürnberger Tiergarten ist der Biologe und Artenschutzbeauftragte Dr. Lorenzo von Fersen für die Delfine zuständig. Auch er kann diesen „Vorschlag“ nicht befürworten, vor allem auch deshalb nicht, weil es keinerlei Hinweise darauf gebe, dass es den Delfinen in Nürnberg schlecht ginge.
Welche betreute Buchten?
PETA fordert, dass die sechs Delfine aus Nürnberg in betreute Buchten gebracht werden sollten. Da frage ich mich, in welche denn und wie soll das möglich sein? Warum soll man die Tiere aus ihrem gewohnten Lebensraum reißen und sie in eine ungewisse Zukunft führen? Wäre das etwa tiergerecht?
Tiergarten hilft wild lebenden Delfinen
Von Fersen weist in einem Interview mit BR24 darauf hin, dass der Tiergarten Schutzprojekte für Waltiere im offenen Meer unterstütze. Man denke dabei nur an den Kalifornischen Schweinswal (auch unter dem Namen Vaquita bekannt), von dem wahrscheinlich nicht einmal mehr zehn Tiere leben.
Wichtig sind für den Delfinexperten auch pädagogische Programme, die in Nürnberg durchgeführt werden. So lernen die Besucher in abwechslungsreichen Präsentationen an der Lagune viel über die Meeressäuger. Dabei geht es nicht nur um die fachliche Richtigstellung, dass es sich bei diesen faszinierenden Tieren nicht um Fische handelt – was immer noch in vielen Köpfen herumgeistert. Sondern sie erfahren auch etwas über die bedrohten Artgenossen in der Natur und was man zu ihrem Schutz selbst tun kann.
Know-how fehlt
Auch ist zu bezweifeln, dass Tierrechtler das Know-how haben, um sich langfristig (!) – und nicht nur für einen kurzen medienwirksamen Auftritt – um die Schützlinge kümmern können.
Außerdem wird in Zoos Forschung betrieben, die auch Artgenossen im Meer zugute kommt. Man denke da nur an die Entwicklung von Pingern (sogenannten Vergrämern, die dafür sorgen sollen, dass sich Waltiere nicht in Netzen verheddern).
Die Millionen Euro, die Roboter-Delfine kosten, „sollten sie in die Rettung der Tiere geben, die wirklich vom Aussterben bedroht werden“, schlägt von Fersen vor. Davon gäbe es eine lange Liste „von Arten, die wir in den nächsten Jahren verlieren werden“.
Biophilie
Durch einen Roboter würden die Menschen noch weiter von der Natur entfernt. Der angeborenen Biophilie (Liebe zum Lebendigen) kann man mit einem künstlichen Tier jedenfalls nicht gerecht werden.
Der Roboter-Delfin wurde von einer Firma aus dem US-amerikanischen San Francisco erfunden. Das Motiv der Erfinder war offenbar der Wunsch, dass die animatronischen „Tiere“ irgendwann ihre lebendigen Gegenstücke – zum Beispiel in Wasserparks – ersetzen.
(Quelle: BR24)